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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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leichten Gewand, lächelte sie an.
    »Ich dachte mir, dass ich dich hier finden würde, Danu.«
    »Ich wollte um Antwort bitten, aber es liegt Dunkelheit vor meinem Auge. Ich wünschte, ich könnte euch Hoffnung geben, wann diese endlose Trockenheit vorübergeht.«
    Conall setzte sich neben sie und nickte.
    »Du hast in den fünfzehn Jahren viel gelernt, Danu. Du hast gerade jetzt bewiesen, dass du eine gute Heilerin bist. Alle unsere Verletzten sind auf dem Weg der Genesung. Du kannst die langen Lieder fehlerfrei rezitieren und kennst beinahe alle Geschichten. Du hast gelernt, den Flug der Vögel zu deuten, und kennst den Lauf der Gestirne. Ja, du hast sogar bewiesen, dass du eine furchtlose Kämpferin bist.«
    »Mag alles sein, Conall. Und doch beherrsche ich die eine Fähigkeit nicht – genau die, derentwegen du mich damals aufgenommen hast. Noch immer kommt und geht die Sicht, wie sie will.«
    »Nichts ist ohne Grund, Danu. Vielleicht ist es ein Schutz, dass du jetzt nichts sehen kannst. Denn wer weiß, wie er sich dem Schicksal stellt, wenn Angst und Widerstand sein Handeln lähmen.«
    »Erwartest du Gefahren für uns? Neue Angriffe?«
    »Nein, die nicht, Danu. Auch ich kann nicht viel weiter sehen. Doch unsere Gäste«, Conalls Gesicht zuckte amüsiert, »werden uns keine Schwierigkeiten mehr bereiten.«
    Danu sah ihn verwundert an.
    »Ich habe mich in den letzten Tagen und Nächten beinahe ausschließlich um die Kranken gekümmert. Berichte mir, Conall. Was sind das für Männer? Ich verstehe ihre Sprache nicht, obwohl ich glaube, dass sie mit der unseren Ähnlichkeit hat. Wo kommen sie her?«
    »Sie kommen von Britannien, Danu. Und sie sind ein Stamm, der mit dem unseren in der Tat verwandt ist.«
    »Du kannst ihre Sprache, du hast zu ihnen geredet, als wir kämpften.«
    »Ich habe lange Jahre auf den Inseln verbracht. In meiner Jugend. Dort gibt es große Lehrer, noch immer. Auch wenn die Römer und in ihrem Gefolge vor allem die Christen versucht haben, unsere Schulen zu verbieten und unsere Lehren schlechtzumachen.«
    »Aber wenn sie doch ein Volk gleich unserem sind, warum sind sie dann nicht in Frieden gekommen?«
    »Sie haben seit Jahren unter den Angriffen der Sachsen zu leiden. Es sieht fast aus, als würden sie mit dem Schwert in der Hand geboren. Ihr Leben ist Kampf und Eroberung. Und jetzt Flucht. Sie kamen einst von hier, nun wollen sie wieder zurück. Sie konnten nicht erwarten, dass wir sie friedlich aufnehmen würden. Aber ich habe lange mit ihnen geredet, und sie wissen nun, dass sie kommen können. Unser Land ist groß und leer genug. Aber ich habe sie gebeten zu warten, bis diese schreckliche Dürre vorüber ist. Der Winter wird hart für uns, wenn nicht bald Regen fällt. Das Korn verdorrt auf den Feldern, das Gras ist trocken und gelb, die Tiere schreien vor Durst und Hunger.«
    »Wir haben das Meer.«
    »Ja, den Göttern sei Dank, wir haben das Meer.«
    Beide schwiegen. Sie wussten, dass die Nahrung aus dem Meer im Winter schwer zu beschaffen war, wenn die Stürme tobten und die kalten Fluten die Fischer bedrohten.
    Dann erhob sich Danu und schüttelte ihr Kleid aus.
    »Werden sie auf unsere Bitte hören, die Fremden?«
    »Ich glaube schon. Ich möchte noch mit ihrem Anführer sprechen, wenn du es gestattest.«
    »Ich?«
    »Nun, du hast ihn mit in dein Haus genommen und pflegst ihn. Elcmar ist sein Name, und er wird verehrt und geliebt von seinen Mannen.«
    Danu senkte den Kopf und errötete. »Oh«, war alles was sie darauf erwiderte.
    »Nicht nur von seinen Mannen, so scheint es.«
    Eigentlich hätte bei dieser Bemerkung ein Lächeln um Conalls Lippen spielen müssen, denn er hatte bisher schon oft Verständnis für die kleinen und großen Herzensangelegenheiten seiner Schützlinge gezeigt. Aber diesmal lag ein Hauch von Trauer und Besorgnis auf seinen Zügen. Danu aber bemerkte es nicht.
    »Er ist ein Edler, fast möchte ich sagen, ein Fürst. Dort in Britannien werden die Stämme von ihnen geführt. Nicht wie bei uns mit gewählten Vorstehern. Dafür ist seine persönliche Verantwortung für sein Land und seine Leute auch erheblich größer. Er haftet mit seinem Leben für ihr Wohlergehen.«
    Sie wanderten langsam nebeneinander her. Danus Gesicht zeigte die widersprüchlichen Gefühle, die sie bewegten. Conall beobachtete sie, sagte aber nichts.
    »Ich werde dich rufen, wenn Elcmar wach geworden ist. Dann kannst du mit ihm reden. Seine Wunden heilen gut, und das Fieber ist beinahe

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