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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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abgeklungen.«
    Kurze Zeit später trat sie wieder in den Raum, in dem Elcmar lag. Die dicken Steinmauern bewirkten, dass es hier kühler war als draußen. Erleichtert stellte Danu ihren Korb ab.
    Sie fühlte den Blick, bevor sie sich umsah. Elcmar war wach geworden und versuchte sich auf der Liegestatt aufzurichten. Er sagte etwas zu ihr, doch sie schüttelte nur den Kopf. Aber sie half ihm aufzusitzen und reichte ihm einen Becher mit kaltem Kräuteraufguss. Als sie weggehen wollte, griff er nach ihrer Hand. Sie blieb stehen und sah ihn an.
    Er hatte graue Augen, grau wie das Meer an einem stürmischen Tag, aber klar und von eindringlicher Tiefe. Ich konnte mich ihnen nicht entziehen. Fünf Tage pflegte ich ihn nun schon, und mein anfängliches, unpersönliches Mitleid mit dem Verletzten, der Schmerzen und Fieber litt, war einem seltsamen Gefühl der Zuneigung gewichen. Bewunderung, wie klaglos er meine oft peinvolle Behandlung hatte über sich ergehen lassen, wenn ich seine Verbände wechselte und die Wunden auswusch. Achtung dafür, dass er sogar die Demütigungen, verursacht durch seine Schwäche, mit einem Anflug von Humor ertragen hatte. Und natürlich war ich auch nicht unempfindlich gegenüber der kraftvollen Schönheit seines Körpers.
    »Elcmar!«, sagte er und deutete auf sich.
    »Ja, ich weiß. Ich heiße Danu. Danu.«
    »Danu.« Und dann sagte er ein Wort, das so ähnlich wie »Heilerin« klang. Ich nickte.
    »Heilerin!«
    Er deutete auf das lange Schwert, seines, das ich ihm fortgenommen und in die Ecke gelehnt hatte. Dabei lächelte er und wies auf seine Wunden.
    Dieses Lächeln traf mich, und tief in mir erkannte ich, dass unsere Leben auf ganz eigene Art miteinander verknüpft sein würden.
    Ein Schatten fiel durch die Eingangstür. Conall war gekommenund trat ein. Die Hand löste sich, der Kontakt brach ab.
    Ich wachte auf und fühlte ein seltsames Flattern in meinem Bauch. Ein Gefühl von Sehnsucht, Befangenheit und freudiger Erwartung, fast so, als ob ich verliebt wäre. Wie Danu. Aber konnte man in einen geträumten Mann verliebt sein? Ich lächelte, drehte mich auf die andere Seite und schlief anschließend tief, traumlos und erholsam bis spät in den Vormittag hinein.

Knoten 1, 5. und 9. Faden
    Der nächste Tag brachte eine Überraschung, die ich ganz gewiss nicht mit meinem Traum oder irgendwelchen Vorahnungen in Verbindung bringen wollte.
    »Lindis, der Mann mit der seelenvollen Stimme hat wieder angerufen.«
    Ich rief durch die Badezimmertür: »Was wollte er?« Ich brauchte nicht zu fragen, wen Beni meinte.
    »Er kommt heute Nachmittag vorbei und hat gefragt, ob du mit ihm spazieren gehen magst. Ich hab ihm gesagt, dass dir Bewegung gut täte, weil du wieder schwabbelig um die Taille wirst.«
    »Beni!«
    Ich musterte mich im Spiegel. Kein bisschen schwabbelig. Sechs Kilo hatte ich abgenommen. Und viel Squash gespielt. Außerdem ging das Robert überhaupt nichts an.
    »Soll ich demnächst wildfremden Leuten deine körperlichen Mängel auch am Telefon beschreiben, Beni?«
    »Ich habe keine. Und ist Herr Caspary wirklich wildfremd? Ich habe eher den Eindruck, ihr kennt euch irgendwie. Außerdem habe ich das gar nicht zu ihm gesagt.«
    »Mh.«
    »Und?«
    »Was ist mit ›und‹?«
    »Kennt ihr euch näher? Auch einer deiner attraktiven Kollegen?«
    »Sag mal, frage ich dich eigentlich auch so ätzend aus, wenn hier die Nickys und Tobis und Svens und Piers und Jean-Claudes und Davids anrufen?«
    »Zumindest hast du dir die Namen gemerkt.« Beni kicherte. »Und du hast eben gleich gewusst, wer angerufen hat. Auf, beichte! In welchem sündhaften Verhältnis stehst du zu ihm?«
    »Ich bin ihm während meines Studiums begegnet.«
    »Und, wie verlief die Begegnung? Leidenschaftlich?«
    Ich schaltete den Fön an und ignorierte Benis Grimassen im Spiegel. Grässlich scharfsichtig!

    »Ich geh rüber zu Sarah, Lindis. Es ist schweinisch kalt geworden. Wenn du raus gehst, kannst du meinen dicken Parka anziehen. Und meine gefütterten Stiefel lass ich dir auch da.«
    »Ja, Mama!«
    »Ich mein’s nur gut.«
    »Verdrück dich. Ich weiß noch nicht, ob ich Robert überhaupt aufmache.«
    Aber ich würde es tun. Das gehörte zu meinen guten Vorsätzen – verträglicher zu werden.
    Gegen drei klingelte es.
    »Hallo, Lindis, ein gutes neues Jahr.«
    Robert blieb auf der Fußmatte stehen und brachte einen Hauch eisige Luft in den Raum. Er selbst war jedoch nicht nur eisig, sondern auch noch immer leicht

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