Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
lächelte. »Danke, Miko.«
»Hhhrrmm!«
»Beruhige dich, Keru.« Xeahs Stimme war wie Balsam für Endriels Ohren. »Es ist nunmal geschehen, daran lässt sich nichts ändern.«
»Aber es hätte nicht geschehen dürfen! Niemand mit nur einem Funken Verstand hätte das zugelassen!«
Xeah blieb unbeeindruckt. »Dann sorgen wir jetzt dafür, dass es nie wieder geschieht. In Zukunft wird jede wichtige Entscheidung an Bord dieses Schiffes von uns allen getroffen. Schließlich sind wir Freunde und keine Soldaten. Jeder besitzt das gleiche Stimmrecht. Wir werden nichts voreinander verschweigen, was die anderen eventuell gefährden könnte.«
Endriel nickte. »So etwas kommt nicht wieder vor, Ehrenwort!«
»Hoffentlich denkst du beim nächsten Mal auch daran«, flüsterte Nelen ihr zu.
Xeah wandte sich an Miko.
»Oh, äh, ich hatte sowieso nie vor, jemanden in Schwierigkeiten zu bringen« sagte er verlegen und hob die Hand. »Ich bin dafür.«
»Nun sind wir eine lustige, kleine Demokratie.« Kerus ätzender Sarkasmus hätte sich sogar durch Diamant gefressen. »Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass uns mittlerweile die halbe Weißmantelflotte an den Hacken klebt! Sie werden eins und eins zusammenzählen und deinen neuen Freund auf diesem Schiff vermuten! Und sie werden uns solange jagen, bis sie uns gefunden haben, da kannst du dir sicher sein!« Sein stechender Blick lastete wieder auf Endriel.
»Du hast doch gehört, was Kai gesagt hat! Sobald er sein Versprechen erfüllt hat, wird er sich den Weißmänteln freiwillig ergeben!«
»Dein grenzenloses Vertrauen ist wirklich rührend!«
»Äh, hat ihn eigentlich schon mal jemand gefragt, wer genau dieser geheimnisvolle Mentor ist?«, fragte Miko vorsichtig.
»Das werden wir noch früh genug herausfinden«, versprach Endriel. »Die entscheidende Frage ist jetzt: Kehren wir um und stellen uns, oder machen wir weiter und helfen ihm? Für die nicht gerade bescheidene Summe von zehntausend Gonn wohlgemerkt. Xeah?«
»Ich bleibe. Allein schon aus Neugier. Ich denke, eine solche Geschichten hat man im Himmelssanktum noch nicht gehört.«
»Bestimmt nicht.« Endriel zwinkerte ihr zu. »Nelen?«
»Blöde Frage! Ich fliege natürlich zurück nach Teriam und werde alles ausplaudern, was denkst du denn?«
»Guten Flug. Miko?«
»Ich, äh ... na ja, ich würde gern bleiben, Kapitän. Ich bin zwar noch nicht lange an Bord, aber, äh ... ich meine ... ich kann Sie doch nicht im Stich lassen!«
Sein Kapitän machte ihm das schönste aller Geschenke: ein Lächeln. Und Miko war rundum glücklich.
»Und du, Keru?«
Der Skria verschränkte die Arme und schnaubte missbilligend. »Du hast die schreckliche Gabe, andere für Unsinn zu begeistern!«
»Niemand zwingt dich, bei uns zu bleiben.«
»Deine Naivität zwingt mich, bei euch zu bleiben! Ich werde nicht zulassen, dass du Xeah und die anderen noch tiefer reinreitest!«
»Soll das heißen, du bleibst?«
»Soll ich es dir noch schriftlich geben?«
Endriel überlegte, frech zu kontern. Stattdessen sagte sie: »Danke« und erntete damit wieder ein verächtliches Knurren von Kerus Seite.
»Noch etwas«, brummte er.
»Was?«
»Zehntausend Gonn sind zu wenig für das Risiko, das wir eingehen. Wenn wir schon unsere Freiheit aufs Spiel setzen müssen, dann wenigstens für einen Betrag, der sich lohnt.«
»Wie viel?«
»Dreißigtausend Gonn. Mindestens.«
Endriel starrte ihn an. Für diese Summe würden manche töten. Natürlich konnte sie Kerus Forderung verstehen. Doch auf eine gewisse Weise war sie von dem Skria enttäuscht. Hat die Geldgier jetzt auch dich gepackt, Keru? Sie glaubte, die gleichen Gedanken aus Xeahs Blick herauszulesen. Schließlich nickte sie. »Gut. Einverstanden: Dreißigtausend. Dann wäre ja alles geklärt. Miko, würdest du unseren Gast bitte wieder rein holen?«
»Ja, natürlich, Kapitän!« Er sprang auf und öffnete die Tür. Kai trat ein. Wenn er sich irgendwelche Hoffnungen machte, so versteckte er sie hinter einer ernsten Miene.
»Wir haben uns entschieden«, brummte Keru. »Du darfst an Bord bleiben. Wir fliegen dich zu deinem Mentor.«
Die Anspannung wich von Kai, als habe jemand einen Felsbrocken von seinen Schultern genommen. »Ich danke euch. Auch in seinem Namen.«
»Aber das Ganze wird mehr kosten als nur zehntausend Gonn«, fuhr Keru fort. »Wir setzen viel für deine kleine Reise aufs Spiel. Zu viel. Unser Honorar ist gestiegen, wir verlangen das
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