Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Sitzkissen; die glühenden Kristalle von vier schussbereiten Sonnenaugen waren auf seinen horngekrönten Schädel gerichtet. Nachdem Telios’ Leute ihn nach versteckten Waffen durchsucht hatten, waren nur noch Fetzen von seiner Vermummung übrig geblieben.
Der Admiral erkannte sofort die Tätowierung an seinem Arm wieder, die Endriel seinen Ordensbrüdern in Teriam beschrieben hatte: einen schwarzen Dreizack, dessen äußere Spitzen sich um die mittlere wanden. Kein Zweifel , er ist es.
Doch diesmal hatte er keine Chance zu entkommen. Das Reptil war an Händen und Füßen gefesselt. Bevor es auch nur falsch atmen konnte, würden ihn die Energiewaffen schon an Dutzenden Körperstellen durchbohrt haben. Als letzte Sicherheitsmaßnahme trug es einen Metallring um den langen Hals, gefüllt mit Sprengstoff, der es augenblicklich töten würde, sollte es dieses Zimmer verlassen.
Diesmal gehörst du uns.
Trotz allem zeigte der Gefangene Telios die Zähne und hob die Mundwinkel seines Schnabels zu einem Grinsen. Sein Schwanz wippte entspannt auf und ab. »Sie sind ein besserer Kämpfer, als ich erwartet hatte, Admiral«, sagte er zur Begrüßung und sein Horn gab ein anerkennendes Tuten von sich.
»Das Grinsen wird Ihnen gleich vergehen.« Telios konnte seine Wut nicht mehr unterdrücken. Die Energie, die sein Gegenüber ausstrahlte, deutete darauf hin, dass die Wirkung seines Aufputschmittels noch anhielt. »Sie haben nur eine Chance, dieses Verhör zu überleben: indem Sie sich kooperativ zeigen! Andernfalls ...« Er legte seine Hand auf den Griff des Sakedo an seiner Hüfte.
Das Reptil schüttelte den Kopf. »Sie werden mich nicht töten. Ihr ach so geheiligter Pakt von Teriam verbietet das.«
»Es passieren Unfälle.« Das zornige Gesicht des Admirals spiegelte sich in schwarzglänzenden Augen wider. Damit erntete er nur ein amüsiertes Tuten des Draxyll. »Wer sind Sie?«, fragte Telios und betonte jedes einzelne Wort mit der Schärfe eines Henkerbeils.
»Ein Diener der Neuen Ordnung.«
»Ich will Ihren Namen, verdammt!«, donnerte Telios. Sogar die sonst unerschütterliche Shiaar zuckte zusammen. Als keine Antwort kam, richtete er seinen Zeigefinger anklagend auf den Draxyll. »Sie gehören zum Schattenkult!«
»Ich gehöre zu der Macht, die euch und euren wertvollen Gouverneur hinwegfegen wird, wie der gewaltigste Sturm in der Geschichte.« Der ruhige Blick des Draxyll folgte dem Admiral, der um den Gefangenen herum marschierte. »Eure Tage sind gezählt. Bald wird sich der Gebieter erheben und euch beseitigen, wie die lästigen Insekten, die ihr seid. Das Regime der Sha Yang und ihrer Anhänger wird endgültig enden.«
Telios blieb stehen – ruckartig packte er den langen Hals seines Gegenübers und zwang den beeindruckenden Echsenschädel in seine Blickrichtung. Er spürte den Puls des Reptils unter seinen Fingern pochen. »Woher wusstet ihr von dem Jungen? Wer hat euch geholfen, an Bord zu kommen?«
»Wir sind überall, Admiral«, krächzte die gepresste, nasale Stimme des Draxyll. »Unsichtbar. Im Schatten. Sie können uns nicht aufhalten.«
Telios drehte sich zu Shiaar, die nur eine versteinerte Miene zeigte. Schließlich zwang er sich dazu, das Reptil loszulassen und die Beherrschung wiederzugewinnen. »Wer ist der Junge? Warum haben Sie ihn in Teriam angegriffen?«
»Er dient dem Feind. Er ist der Schlüssel.«
»Hören Sie endlich mit diesem mystischen Scheißdreck auf! Ich gebe Ihnen eine letzte Chance, meine Fragen zu beantworten, ansonsten wird meine Freundin Shiaar hier ihre Krallen an Ihrer Purpurhaut ausprobieren!«
Die Skria trat grinsend vor. »Wir werden sowieso jeden einzelnen von eurer kleinen Bande hinter Schloss und Riegel bringen«, versprach sie. »Ihr habt keine Chance. Sie sollten also besser tun, was der Admiral von Ihnen verlangt.«
»Reden Sie!«, brüllte Telios.
Der Draxyll grinste erneut. Er streckte seinen Hals vor, bis sein Schnabel fast die Nase des Menschen berührte. »Sie haben Angst, Admiral. Ich kann es riechen. Aber keine Sorge, das wird bald vorbei sein. Die Neue Ordnung wird auch Sie vernichten, sobald Sie Ihre Rolle zu Ende gespielt haben. Ich habe Sie gewarnt, das geschah allein der Fairness halber. Mehr werde ich Ihnen nicht sagen.« Dann öffnete er kurz den Schnabel und biss die flachen Mahlzähne aufeinander. Ein leises Knacken ertönte. Er schluckte und begann zu lachen während sein Horn unentwegt tutete. »Auf Wiedersehen, Admiral! Grüßen Sie den
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