Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
beschäftigt, dem vierten Planeten eures Sonnensystems wieder neues Leben zu schenken. Einst war er eine Kolonie meines Volkes gewesen, doch nach unserem Exodus verkam er erneut zu einer Wüste aus rotem Sand. «
»Kenlyn.« In diesem Moment überkam Endriel unerklärlicherweise Heimweh. Sie dachte daran, dass sie selbst auch nur eine Illusion in dieser Welt sein musste. Aber was geschah dann mit ihrem Körper in der Wirklichkeit, während ihr Geist hier drinnen war?
Yu Nan hielt immer noch auf die Stadt Shannashai zu, doch Endriel bezweifelte, dass sie diese jemals erreichen würden. » Das Ausbrechen der Plage Rokor zwang uns, unser Vorhaben zu beschleunigen. Wir öffneten riesige Portale, um Wasser aus euren Ozeanen hinüberzuleiten, vergruben Maschinen tief in der Planetenkruste, die die Schwerkraft veränderten, und formten aus der roten Wüste eine Oase des Lebens in einem sterbenden System. «
»Aber Sie haben das Massaker von Rokor überlebt!« Gras raschelte bei jedem von Endriels Schritten. »Sie sind mit Ihren Leuten und den Hohen Völkern nach Kenlyn gegangen!«
» Ja. Doch wir zahlten den Preis für unsere Überheblichkeit. Nur wenige von uns waren noch am Leben. Und dann kehrten die Schattenkaiser zurück und vernichteten uns alle. Alle, bis auf mich. «
Endriel schwieg für einen Moment. »Als Ihr Volk damals zu uns zurückkehrte, auf den Saphirstern, waren Sie noch gar nicht geboren, richtig?«
» Nein. Diese Welt, Te’Ra, ist meine Heimat. «
»Also tragen Sie auch keine Schuld an der Unterbrechung des Zyklus.«
» Doch, das tue ich.« Yu Nan neigte sein Haupt. Es war die menschlichste Geste, die sie bis dahin bei ihm gesehen hatte. » Auch ich habe mich in Hochmut und Stolz geübt, viele Jahrhunderte lang. «
»Wie sieht es jetzt auf dieser Welt aus? Ich meine, was ist aus dem Saphirstern geworden? Was ist mit Rokor?«
» Fast tausend Jahre sind nun vergangen. Die Plage ist tot. Wie die mythische Schlange, hat sie sich selbst gefressen. Ihre Überreste waren der Samen für neues Leben. Es breitete sich aus, zuerst zerbrechlich wie Schneekristalle, doch immer stärker werdend. Eines Tages werden eure Völker in ihre Heimat zurückkehren können und reiches Land vorfinden. Sie werden die alten Städte wieder bevölkern und hoffentlich lernen, die Fehler zu vermeiden, die wir begangen haben. Doch bevor es soweit ist, möchte ich dorthin zurück .« Yu Nan deutete auf die kristallene Stadt am Meer. » Nach Shannashai, um dort zu sterben .«
Endriel spürte Tränen in den Augen, als ihr klar wurde, was Yu Nans Worte in erster Linie bedeuteten: Kai hatte sie nicht belogen! Die Freude darüber machte ihr Herz leicht. Sie hatte Recht gehabt, ihm zu trauen, ihr Gefühl hatte sie nicht betrogen! Doch ihre Euphorie verging sofort, als sie daran dachte, was sie und Keru Kai angetan hatten. Ich muss zurück und ihn um Verzeihung bitten! »Yu Nan.« Er sah sie an. »Ich werde tun, was ich kann, Kai zu helfen, den letzten Schritt zu tun. Wir werden Sie ... ich meine, Ihr wahres Ich, nach Hause bringen, das verspreche ich. Auch wenn ich nicht wiedergutmachen kann, was die Schattenkaiser Ihnen und Ihrem Volk angetan haben.«
Yu Nan lächelte. » Ich danke dir .«
»Aber ich muss zurück in die Wirklichkeit. Ich muss mit Kai reden.«
» Natürlich «, sagte der Sha Yang. Erneut hob er die Hand und wurde von Licht verschluckt, das auch Endriel einhüllte. Sie öffnete die Augen: sie befand sich wieder in dem kleinen zwielichtigen Krankenzimmer, die Lichtkugel glühte noch immer wie ein Kohlestück, das langsam erlosch. Kais Blick aus forschenden, grünen Augen traf sie. Sie ließ seine Hand los und gerade, als sie etwas sagen wollte, polterte hinter ihr Kerus Bassstimme: »Was ist los mit dir? Du warst für einen Moment weggetreten! Was hat er mit dir gemacht?«
Endriel konnte ihm nicht antworten. Die Worte des Sha Yang und die Bilder, die er ihr gezeigt hatte, geisterten noch durch ihren Kopf.
Kai erriet ihre Gedanken und nickte ernst. »Das war mein Mentor.«
»Wovon redet er?«, brummte Keru.
Endriel hörte den Skria gar nicht. »Kai, es tut mir leid«, brachte sie mit schwerer Zunge hervor und stellte fest, dass ihr auch in der Realität Tränen über die Wangen gelaufen waren. »Ich wollte dir nicht weh tun! Es ist nur ... ich wusste nicht –!«
»Es ist schon in Ordnung«, sagte er ruhig. »Ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen dürfen. Ich hätte euch von Anfang an alles sagen
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