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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Klee
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zum Gitter und drückten sich dagegen, murmelten flehentliche Bitten, Verheißungen oder rüttelten an den Stäben, einige fluchten und spuckten den Kerkermeister an. Carolus sprach ein Gebet und wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er wieder auf der Straße stand. Am Mittag hatten sie Danielle immer noch nicht gefunden.
    «Ich glaube nicht, dass sie hier ist, Eure Braut», sagte der Junge, der allmählich ein gewisses Mitleid empfand für diesen Verrückten.
    ‹Niemals werde ich mich verlieben, wenn es das ist, was einem dann passiert. Er hätte schöne Tage hier verleben können, saufen und huren und speisen wie ein Bischof! Stattdessen kriecht er in Verliesen und Hospitälern herum. Nein, so was passiert mir nie›, dachte er.
    Entmutigt kehrte Carolus zum Mietstall zurück, um dort feststellen zu müssen, dass sein Pferd, Marius’ Pferd, gestohlen war.
    «Oh, da hol mich doch   …! Das tut mir leid, mein Herr! Diese Halunken! Ich wette, das war diese Gruppe Söldner, die heute hier waren, um sich in den Badestuben zu amüsieren! Und in dem Durcheinander, das sie anschließend veranstaltet haben, da haben wir den Überblick verloren und nicht gemerkt, welche Pferde sie genommen haben. Wir waren nur froh, die Kerle wieder los zu sein!» Der Besitzer desMietstalls war empört und offenbar eine ehrliche Haut. «Ich ersetze Euch den Schaden selbstverständlich. Hier, nehmt das Geld und meine aufrichtige Entschuldigung an. Das ist mir furchtbar unangenehm!»
    «Aber ich habe es eilig. Ich will Euer Geld nicht! Gebt mir ein anderes Pferd!», forderte Carolus wütend.
    «Ich habe keines. Ich versteh ja, dass Ihr ärgerlich seid, aber das bringt den Gaul nicht zurück, Moussou. Was Ihr hier seht, sind alles nicht meine Tiere. Ich kann Euch kein Pferd verkaufen, und ich glaube auch kaum, dass in der Stadt für Geld oder gute Worte eines zu haben ist.» Der Mann zuckte bedauernd mit der Schulter.
    Carolus sank der Mut. «Aber ohne ein Reittier hole ich meine Braut nie ein! Versteht Ihr denn nicht? Ich muss diese Frau unbedingt finden. Ohne sie will ich nicht weiterleben!»
    «Ho! Man stirbt doch nicht aus Liebesleid. Das glauben nur die ganz Jungen.» Der Patron kratzte sich den Nacken. «Mein guter Mann, Euer Kummer und Eure Treue zu dieser Frau gehen mir ans Herz! Ich will Euch ja gern helfen. Lasst mich überlegen   … ja, das Einzige, was ich Euch anbieten kann, ist mein altes Maultier! Es ist nicht schnell und manchmal etwas widerspenstig, aber dafür geht es über Steine und durch die
garrigue
, durch raues Gelände, wohin Ihr auch wollt. Wer weiß, wenn das Mädchen zu Fuß unterwegs ist, dann hält sie sich vielleicht nicht an die Landstraße, und Ihr holt sie so viel besser ein.»
    Das Ende vom Lied war: Carolus nahm den Maulesel und bekam noch etwas Silber obendrein, um den Wertverlust auszugleichen. Das Tier hatte weiße Haare im Bart, kahle Stellen dort, wo es sein Lebtag lang Sättel und Taschen getragen hatte, und war so knochig wie das Abbild von Gevatter Tod auf einem Grabstein. Doch es hatte einen schlauenBlick und viel Erfahrung im Vermeiden von übermäßigen Anstrengungen. Carolus taufte es Methusalem.
    An der Porte des Augustins reihte sich Carolus in die Warteschlange ein, um hinauszukommen. Vor ihm stand ein Mönch in brauner Kutte. Auch er führte ein Maultier an einem Seil bei sich. Der Mönch wandte sich zur Seite und streichelte sein Tier.
    «Calixtus!», rief Carolus. «Was machst du denn hier?»
    «Ah! Der junge Medicus! Ich war beim Erzbischof in einer Angelegenheit, meinen Orden betreffend. Und du, was führt dich nach Aix?», sagte Calixtus sichtlich erfreut.
    Carolus erzählte es ihm.
    «Schlaft nicht ein! Weitergehen!», schrie es von hinten.
    «Heilige Jungfrau!», rief Calixtus. «Das ist ja ein reizender Schlamassel! Und wie unglückselig, dass sie geflohen ist! Was macht das für einen Eindruck?!»
    «Aber ich habe doch alles aufgeklärt. Sie hatte nichts damit zu tun. Im Gegenteil! Ohne sie wäre Laura gestorben. Marius hat sich sehr für Danielle ins Zeug gelegt», beteuerte Carolus.
    «Warum ist sie dann weg, wenn sie kein schlechtes Gewissen hatte, das frage ich mich», wandte Calixtus ein.
    «Sie wusste ja nicht, wie es ausgehen würde. Und die Beginen haben sich gestritten ihretwegen. Jeanne meint auch, dass sie deswegen fort ist.»
    «Ja, das ist möglich. Das wäre ihr zuzutrauen. Übrigens hast du sie in Aix ganz vergeblich gesucht. Erzbischof de Noves lässt

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