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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Augen nach. Ihr war klar, was die Meisterin mit diesem Befehl bezweckte, und sie war weniger denn je bereit, einen Priester mit Geld zu bestechen, um den begehrten Beichtzettel zu bekommen.
    »Lieber lasse ich mich von Pater Remigius stoßen«, schwor sie sich leise und trug den Korb in die Küche. Von diesem Priester hatte sie gehört, dass er, seit Ernst Rickinger die Stadt verlassen hatte, wieder offener hinter den Weiberröcken her war. Dann aber schüttelte sie den Kopf. Remigius würde sie zwar benutzen wie eine Hure, ihr aber trotzdem eine saftige Spende für die Kirche abverlangen. Dann also wieder zu Pater Hilarius, dachte sie seufzend und ging den Rest des Feuerholzes holen.

5.
    D as restliche Gesinde saß in der Küche und hatte bereits das Mahl beendet, als Rosi mit ihrer Arbeit fertig war. Während die Mägde mit Spinnrad und Rocken hantierten, schnitzten die Knechte Löffel, die die Meisterin unter der Hand an die Nachbarschaft verkaufte.
    Rosi füllte einen Napf mit dem Brei, der in einem Topf neben dem Herd stand, und begann heißhungrig zu essen.
    »Mach schneller, damit du uns helfen kannst«, sagte die Altmagd tadelnd.
    Eine der anderen Mägde prustete los. »Rosi hat keine Zeit zu spinnen. Sie muss zum Beichten gehen. Vielleicht darf sie einen der frommen Herren erfreuen, sonst wird sie etliche Münzen los. Sie hat heute die alte Tonschüssel zerbrochen, und das ist laut unserer Meisterin eine Todsünde.«
    »Dumme Kuh«, murmelte Rosi und löffelte weiter ihren Brei.
    »Also, was ist? Gehst du jetzt zum Beichten oder nicht?«, fragte die Altmagd streng.
    »Etwas essen werde ich wohl noch dürfen.« Rosi war nicht bereit, sich hetzen zu lassen, zumal sie Heißhunger empfand und der Napf viel zu schnell leer wurde. Am liebsten hätte sie ihn noch einmal gefüllt. Aber dann hätte es ein Donnerwetter von der Altmagd gesetzt, und Frau Anna hätte sie gewiss gezwungen, bei der Beichte auch noch die Sünde der Völlerei zuzugeben. Daher verließ sie mit kurzem Gruß die Küche.
    Als hätte sie darauf gewartet, tauchte die Meisterin draußen vor ihr auf. »Bist du mit deiner Arbeit fertig?«
    Rosi nickte. »Ja, Herrin. Ich habe alles erledigt!«
    »Ich werde nachsehen. Du wartest derweil hier, und wehe, es ist nicht alles so, wie ich es will.« Mit diesen Worten drehte die Meisterin sich um und schlurfte davon. Als sie zurückkam, sah sie sie strafend an. »Du stehst ja immer noch herum. In der Zwischenzeit hättest du in der Küche spinnen können. Aber du bist ein faules Ding und bleibst es. Und jetzt verschwinde und komme mir ja nicht ohne den Beichtzettel zurück!«
    »Gott befohlen, Herrin!« Rosi verließ das Haus so schnell, wie es ihr wunder Rücken erlaubte, und eilte in Richtung Peterskirche. Unter ihrem Kleid hing ein Beutelchen mit ein paar Münzen. Wenn es gar nicht anders ging, würde sie diese opfern. Vorher aber wollte sie jede Möglichkeit nutzen, ihr Geld zu sparen.
    Daher atmete sie auf, als sie sich in den Beichtstuhl setzte und auf der anderen Seite Pater Hilarius erkannte. Im Augenblick
     hatte sie beiseitegeschoben, dass sie sich nach ihrem letzten Zusammensein geschworen hatte, nie wieder bei ihm zu beichten.
    Hilarius starrte das Mädchen an und fühlte, wie sein Blut schneller durch die Adern floss. Jeden Tag hatte er heimlich gebetet, sie wieder besitzen zu können, und nun schien die Gelegenheit günstig. Die Kirche war bis auf ihn und Rosi leer, und um diese Zeit würde kaum noch jemand kommen.
    »Es ist recht, dass du dein Herz erleichtern willst, meine Tochter«, begann er salbungsvoll.
    Rosi schnaubte. »Ich bin gekommen, um mich von Euch stoßen zu lassen. Sonst gebt Ihr mir den Beichtzettel ja doch nicht.«
    Es klang so, als ekele sie sich davor, von ihm berührt zu werden. Das ärgerte ihn, und er sah hochmütig auf sie herab. »Du hast seit der letzten Beichte wohl schwer gesündigt?«
    »Ich habe die alte Schüssel der Meisterin zerbrochen. Die Schläge, die sie mir versetzt hat, wären eigentlich Strafe genug. Doch jetzt muss ich ihr auch noch einen Wisch von einem Pfaffen bringen, sonst bekomme ich noch mehr Hiebe.«
    Hilarius starrte sie erschrocken an. »Du bist geschlagen worden?«
    »Und das nicht zu knapp!«, zischte Rosi. »Und jetzt macht schon. Ich habe nicht alle Zeit der Welt. Wenn ich nicht bald in der Küche sitze und spinne, bekomme ich weitere Schläge.«
    Der Mönch spürte ihre Wut und ihre Verzweiflung und wusste nicht, was er tun sollte. Seine

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