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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ein Vorbild und der Leiter der ihm anvertrauten Seelen sein? Mindestens die Hälfte der Weiber wartet nur darauf, dass Ihr sie auf den Rücken legt, und deren Männer fragen sich, ob die Kinder, die in ihrem Haus zur Welt kommen, aus einem von Euch doppelt gesegneten Leib schlüpfen.« Portikus hatte es langsam satt, sich dem Hochmut des Paters beugen zu müssen. An seinem kirchlichen Amt gemessen war er der Höherrangige, und wenn er Remigius höflich behandelte, so war dies nur dessen adeliger Abkunft geschuldet, aber nicht dessen Sinnesart.
    Zu seinem Unmut zeigte sein Gegenüber sich keineswegs zerknirscht, sondern lachte schallend. »Die Ehemänner müssten halt ihren Schwengel besser rühren, dann kämen ihre Frauen nicht auf den Gedanken, zu erproben, wie gut ich es kann.«
    »Mein lieber Remigius, wenn jetzt auf einmal alle Männer dies tun würden und ihre Frauen mit ihnen zufrieden wären, würde dies für dich ein arg freudloses Leben bedeuten«, warf ein anderer Gast lachend ein. Da der Sprecher ebenfalls von adeliger Herkunft war, nahm er sich das Recht heraus, Remigius von Gleich zu Gleich anzusprechen.
    »Und wennschon! Es gibt in unserer Stadt München genug Jungfrauen, die begierig darauf sind, einen kräftigen Knüppel im Schoß zu spüren.«
    Portikus fand, dass sich ihr Gespräch zu weit von ihrem eigentlichen Thema entfernte, und griff ein. »Meine Brüder, wir sind hier zusammengekommen, um über diesen Mönch aus Wittenberg und seine schändlichen Schriften zu sprechen, nicht über irgendwelche sündhaften Weiber.«
    »Aber gerade die sündhaften sind die besten!«, spottete Remigius.
    Nun schlug Portikus sein persönliches Brevier auf den Tisch. »Schluss jetzt! Hier geht es um diesen Teufel Luther! Es muss uns gelingen, diejenigen ausfindig zu machen, die seine Schriften in die Stadt schmuggeln.«
    »Müssen sie überhaupt geschmuggelt werden?«, warf einer ein. »Immerhin können sie auch hier in München gedruckt worden sein. Es braucht nur jemand ein einziges Blatt unter seiner Kleidung versteckt in die Stadt bringen, dann ist es ein Leichtes, es nachzudrucken.«
    »Glaubst du, Bruder, ich hätte diese Möglichkeit nicht bedacht? Die Buchmacherei des Johann Schobser wurde schon mehrfach durchsucht. Dort aber haben wir bisher nur anerkannte Bücher und Schriften gefunden.« Portikus verlor allmählich die Geduld, aber er begriff, dass er mit harschen Worten nichts ausrichten konnte. »Natürlich ist es möglich, dass Johann Schobser heimlich die Luther-Pamphlete druckt. Daher werden wir ihn auch weiterhin im Auge behalten. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dieses Gift von Augsburg kommend in unsere Stadt gelangt. Dort hat der sächsische Mönch etliche Anhänger, die sich offen zu ihm bekennen. Man sollte Seiner Gnaden, Herzog Wilhelm, vielleicht raten, mit Kriegsvolk hinzuziehen, um dieser Häresie ein Ende zu bereiten!«
    »Sollte der Herzog dies versuchen, würde er sich nicht nur den Zorn der Reichsstände zuziehen, sondern auch den des Kaisers. Oder glaubst du, Maximilian würde zulassen, dass Bayern Augsburg mit Krieg überzieht oder es gar erobert?« Remigius lachte, denn als Mann von adeliger Herkunft glaubte er die politischen Hintergründe besser zu kennen als sein aus kleinen Verhältnissen stammendes Gegenüber.
    Portikus wusste ebenso, dass die Reichsstadt am Lech reich genug war, um jeden Feind Bayerns bezahlen zu können, der ihr im Kriegsfall beisprang. Dagegen nahmen sich Herzog Wilhelms Finanzen eher bescheiden aus.
    »Wir müssen einen anderen Weg finden, das lutherische Gift aus München fernzuhalten«, erklärte er daher. »Vor allem sollten wir auf Warensendungen achten, die Ernst Rickinger von Augsburg nach München schickt. Diesem Schurken traue ich es zu, Luther-Pamphlete anzukaufen und hierherbringen zu lassen, um uns damit einen Tort anzutun.«
    Pater Remigius’ Gelassenheit machte einem Ausdruck tiefen Hasses Platz. »Mir wäre es recht, wenn wir den Burschen auf diese Weise erwischen könnten. Mit dem haben wir noch einige Rechnungen offen!«
    Portikus lachte bitter auf. »Derzeit ist man hier in München nicht gut angesehen, wenn man gegen diesen Kerl Stimmung macht! Der Herzog hält seine Hand über den Burschen, und auch der Rat der Stadt München mit Arsacius Bart an der Spitze steht eher auf seiner als auf unserer Seite. Doch das wird sich ändern, wenn wir den jungen Rickinger als Ketzer und Handlanger dieses Häretikers Luther entlarven können!«
    Pater

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