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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wollten.«
    »Nun, mittlerweile sind einige Wochen seit jenem schlimmen Tag im Gebirge vergangen, und Veva ist noch immer so schlank und rank wie ehedem. Wir sollten sie nach Augsburg schicken. Es wäre nicht gut, eine Forderung Jakob Fuggers zu ignorieren.«
    »Das ist richtig«, brummte Rickinger und zuckte mit den Achseln. »Von mir aus kannst du sie nach Augsburg bringen lassen. Doch vorher soll eine kundige Hebamme sie untersuchen.«
    »Dafür werde ich sorgen!« Leibert atmete auf, weil sein Freund keine Einwände zu haben schien. Sein Eindruck verstärkte sich jedoch, dass diesem kurz vor seiner zweiten Hochzeit das Schicksal seines bislang einzigen Sohnes nahezu gleichgültig geworden war. Dies bestärkte Leibert darin, sich in Zukunft in geschäftlichen Belangen mehr an Jakob Fugger zu halten als an seinen Freund.
    »Die Sache muss dem Herrn Fugger aber schwer auf dem Herzen liegen, wenn er deswegen extra einen Brief schickt«, rief Arsacius Bart lachend aus.
    »Der dürfte genug über Ernst in Erfahrung gebracht haben und nicht wollen, dass seine Mägde über kurz oder lang mit dicken Bäuchen herumlaufen«, spottete ein anderer.
    »Nur seine Mägde? Ernst ist kräftig genug, auch die Mägde der gesamten Nachbarschaft zu schwängern. Ihr wisst doch, wie er es hier getrieben hat. Es gab kein Fest und keinen Tanz, bei dem er nicht heimlich mit einem hübschen Ding verschwunden ist. Veva wird sich anstrengen müssen, damit er sich mit ihr begnügt. Ihr wisst ja, ein guter Kater lässt das Mausen nicht!«
    Dröhnendes Gelächter erscholl, und die Männer schlugen sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Veva aber wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Was dachten sich diese Männer nur, in ihrer Gegenwart so über Ernst herzuziehen? Noch schlimmer war jedoch, dass sie nicht einmal die Unwahrheit sagten. Nach allem, was sie von ihrem Ehemann wusste, war er hinter jeder halbwegs hübschen Magd Münchens her gewesen. In Augsburg wird er es wohl nicht anders halten, sagte sie sich, und alles in ihr sträubte sich gegen den Gedanken, dorthin zu reisen.
    »Herr Vater, ich glaube nicht, dass ich Euch so rasch verlassen sollte. Auch wenn es Euch jetzt etwas bessergeht, seid Ihr noch lange nicht gesund und bedürft meiner Pflege!«
    Leibert schüttelte den Kopf. »Wenn Fugger schreibt, er will dich in Augsburg sehen, wirst du dorthin fahren. Ich komme schon zurecht. Wie du selbst sagst, bin ich wieder fast auf der Höhe. Mit Hilfe meiner neuen Brille kann ich die Bücher allein führen, und zur Pflege schaffe ich mir eine tatkräftige Magd an.«
    »Nur zur Pflege?«, fragte Arsacius Bart anzüglich.
    »Das wären Dinge, die Euch am wenigsten angehen«, konterte Leibert. Er fühlte sich geschmeichelt, weil seine Stammtischbrüder ihm zutrauten, mehr mit einer Frau anfangen zu können, als sich von ihr nur die schmerzenden Glieder mit Salbe einreiben zu lassen.
    Dann blickte er zu Veva hoch. »Geh nach Hause und bereite deine Abreise vor. Vorher aber wirst du die Kreszenz aufsuchen. Sag ihr, sie soll heute Nachmittag zu uns kommen.«
    »Ja, Vater!« Veva begriff, dass Widerspruch sinnlos war, und verließ mit einem knappen Abschiedsgruß den Ratskeller.
    Arsacius Bart blickte ihr nach und schnalzte mit der Zunge. »Eure Tochter ist wirklich ein leckerer Bissen, und ich würde gerne mal mit Ernst tauschen.«
    »Wenn Eure Frau das hört, wird sie Euch das Rückenfell mit dem Kochlöffel gerben«, warf einer seiner Freunde grinsend ein.
    »Nicht, wenn sie heute Abend mit mir zufrieden ist. Ihr wisst ja: Appetit darf man sich holen, aber gegessen wird zu Hause!«, antwortete Bart gelassen.
    »Das hätte Rickinger seinem Sohn beibringen sollen. Doch er hat alle Mägde in seinem Haus als sein persönliches Eigentum betrachtet, so dass Ernst in der Nachbarschaft wildern gehen musste!« Der Sprecher schlug Rickinger fröhlich auf die Schulter.
    Ernsts Vater fuhr wütend auf. »Ich habe nie etwas mit meinen Mägden angefangen und Ernst oft genug gesagt, dass er ins Frauenhaus zu den Huren gehen soll, wie es sich für einen unverheirateten Burschen gehört!«
    Arsacius Bart machte eine beschwichtigende Geste. »Jetzt regt Euch nicht auf, Rickinger. Es will Euch doch keiner etwas. Auch nimmt hier keiner an, dass Ihr zu der alten Lina oder den Dorftrampeln, die sie herumkommandiert, ins Bett gestiegen wärt.«
    »Außerdem hat man Euch öfter mal bei den Hübschlerinnen am Sendlinger Tor gesehen. Zwar geziemt einem Witwer

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