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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ein keuscher Lebenswandel, doch von Zeit zu Zeit muss ein Mann einen weichen Leib unter sich spüren, um zu wissen, dass er noch im Saft steht!« Gemeinsam gelang es den Stammtischbrüdern, Rickinger wieder zu versöhnen. Derweil hing Leibert seinen Gedanken nach, und die drehten sich mehr um Fuggers Angebot als um Tochter und Schwiegersohn.

11.
    V eva kehrte mit widerstrebenden Gefühlen nach Hause zurück. Was dachte Ernst sich dabei, einfach ihrem Vater zu schreiben, er solle sie zu ihm schicken? Und was ging es Jakob Fugger an, ob sie nun in Augsburg war oder nicht? Noch mehr ärgerte sie sich über ihren Vater, der den beiden einfach nachgegeben hatte, und über Eustachius Rickinger, der sie durch die Hebamme Kreszenz untersuchen lassen wollte, als solle die alte Frau entscheiden, ob sie für seinen Sohn gut genug war oder nicht.
    Wütend platzte sie in die Küche, schenkte sich einen Becher Bier ein und trank diesen in einem Zug leer.
    Cilli sah sie kopfschüttelnd an. »Was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen?«
    »Warum soll mir etwas über die Leber gelaufen sein?«, antwortete Veva spitz.
    »Ich sehe es dir doch an. Deine Augen sprühen Feuer, dass du damit den Herd anschüren könntest. Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt?« Cilli fasste Veva um die Schulter und hoffte, diese würde sich ihr anvertrauen, wie sie es als Mädchen getan hatte.
    Veva machte sich mit einem Ruck los und wies mit dem Kinn auf den Herd. »Koch heute etwas mehr zum Abendessen. Die Kreszenz wird kommen, und die wollen wir doch nicht hungrig heimgehen lassen.«
    »Geht es deinem Vater so schlecht?«, fragte Cilli, die wusste, dass die Hebamme so manche Pflanze kannte, die besser wirkte als die Pillen, die der Apotheker drehte.
    »Nein, sie kommt meinetwegen!«
    »Heilige Jungfrau, ist etwas mit dir? Bist du vielleicht doch schwanger und willst die Last mit Kreszenz’ Hilfe loswerden?«, rief Cilli erschrocken.
    Nun zuckte Veva zusammen, denn sie wusste aus eigener Erfahrung, wie rasch sich üble Gerüchte verbreiten konnten. »Sag doch so etwas nicht!«, schalt sie die Köchin und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Natürlich bin ich nicht schwanger! Oder hast du vergessen, dass ich vor ein paar Tagen ein Bündel blutiges Moos im Herd verbrannt habe?«
    »Ich habe nicht gesehen, was es war. Aber du weißt gar nicht, wie mich das freut! Es hätte mich bedrückt, wärst du von einem dieser Schurken schwanger geworden.« Cilli umarmte Veva erleichtert und ließ diese dadurch ihren größten Zorn vergessen.
    »Männer verstehen von solchen Frauendingen einfach nichts, und deswegen will Rickinger, dass Kreszenz mich untersucht. Ernst hat nämlich geschrieben, ich soll zu ihm nach Augsburg kommen.«
    »Du klingst nicht so, als würdest du dich darauf freuen«, klang die Stimme der alten Kräuterfrau hinter Veva auf. Kreszenz hatte noch rasch nach einer Wöchnerin geschaut, deren Kind sie auf die Welt geholfen hatte, und war zu Leiberts Anwesen gekommen, um hier zu Diensten zu sein.
    Veva schürzte die Lippen. »Wieso sollte ich mich freuen? Ihm liegt doch weniger an mir als an seinen Schuhen. Ich glaube, er hat Vater auch nicht aus freiem Willen geschrieben, sondern weil Herr Jakob Fugger es von ihm verlangt hat.«
    »Jakob Fugger ist ein braver, ehrlicher Mensch, der mit seinem Geld viel Gutes tut. So manch anderer könnte sich an ihm ein Beispiel nehmen. Erst letztens habe ich dem Augsburger Boten Korbinian Echle den Arm verbunden, weil ihn eine Imme böse gestochen hat. Bei einem Becher Bier hat er mir dann einiges von Augsburg und Herrn Fugger berichtet. Stell dir vor, der Kaufherr will Häuser für arme Leute wie mich bauen lassen, damit sie im Alter nicht auf den Kirchenstufen betteln müssen. So einen wie den Jakob Fugger gibt es in ganz München nicht!«
    Kreszenz klang so schwärmerisch, dass Veva lächeln musste. Sie verstand die alte Frau. Das Haus der Hebamme war nur eine zwischen zwei Gebäuden eingezwängte Hütte, und den kleinen Garten, in dem sie Gemüse und Kräuter zog, hatte ihr ein dankbarer Nachbar zur Verfügung gestellt, weil sie dessen Frau vor Jahren bei einer schweren Niederkunft beigestanden und Mutter und Kind gerettet hatte.
    »Es gibt solche Männer auch an anderen Orten, nur sind sie nicht so reich, um gleich ganze Häuser bauen lassen zu können«, mahnte Veva Kreszenz und forderte diese auf, mit ihr zu kommen.
    »Also soll ich mich doch um dich kümmern!« Kreszenz

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