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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gesehen.
    Veva hörte jedoch nicht mehr, was Kreszenz sagte, denn vor ihrem geistigen Auge erlebte sie noch einmal den Tod ihres Bruders und fühlte den Schmerz stärker noch als in jenen schlimmen Tagen.

12.
    E twa um die gleiche Zeit saß der nach Innsbruck geflohene Handelsherr Benedikt Haselegner in einer Schenke seinem Freund Franz von Gigging gegenüber. In ihren Tonbechern funkelte köstlicher welscher Wein, und doch wirkte Haselegner, als habe es ihm sämtliches Kraut verhagelt. »Es war alles umsonst«, sagte er mürrisch. »Ich hätte das Geld besser zum Fenster hinausgeworfen, als es Euch zu geben.«
    »Ich hätte nicht erwartet, dass du den Spieß bereits beim Anblick des ersten Feindes ins Korn wirfst und dich davonmachst«, spottete Gigging. »Was macht es schon, dass das Mädchen inzwischen verheiratet worden ist? Wir leben in einer gefährlichen Zeit, und so mancher, der auf Reisen geht, kehrt nie wieder zurück!«
    Haselegner winkte mit einer heftigen Bewegung ab. »Wenn es nur das wäre! Aber ich bin mit ihrem Vater in Streit geraten und habe das Messer gezogen. Daher kann ich mich in München nicht mehr sehen lassen, sonst werde ich vor Gericht gezerrt.«
    »Und darum machst du dir Sorgen?« Gigging lachte so laut, dass sich einige Gäste zu ihm umdrehten.
    »Seid leiser, sonst wird noch jemand auf uns aufmerksam«, wies Haselegner ihn leise zurecht.
    »Bei Gott, was bist du doch für ein erbärmlicher Hosenschisser. Außerdem kannst du mit dem Messer nicht besonders gut umgehen. Der Knecht, den du erstochen haben willst, läuft immer noch herum, und sein Herr hat keine Klage gegen dich erhoben.«
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich war letztens in München. Seine Gnaden, Herzog Wilhelm, hat geruht, mich zu empfangen, denn er will, dass ich mich ihm zuwende und nicht dem Kaiser. Maximilian, so meint er, besitze eh schon zu viel, und da solle er nicht auch noch das Fleckchen Land bekommen, das mir gehört.« Gigging blickte sein Gegenüber spöttisch an. »Jedenfalls habe ich bei der Gelegenheit nachgefragt, wie es denn dem Leibert ginge. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er es noch lange macht. Er sei immer wieder krank, hat man mir zugetragen, und seine Tochter soll ihn pflegen. Wie du siehst, liegt sie noch nicht im Bett deines Freundes. Wenn du rasch handelst, wird sie es vielleicht niemals tun.«
    Haselegner kaute auf seinen Lippen herum und stieß einen wüsten Fluch aus. Dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund. »Das sagt Ihr mir erst jetzt? Inzwischen stehe ich bei Ferdinand Antscheller im Wort, dass ich seine älteste Tochter heirate, und kann nicht mehr zurück. Ich bin schließlich auf ihn angewiesen. Aber wenn ich wieder in München leben und dort Handel treiben kann …« Haselegner korrigierte sich selbst. »Und selbst dann sollte ich ihn mir nicht zum Feind machen.«
    »Wo siehst du ein Problem? Ein Witwer kann doch leicht eine Witwe heiraten!« Gigging kicherte. Gewohnt, selbst stets hart zuzugreifen, hielt er Haselegner für einen argen Zauderer, der vor dem entscheidenden Schritt zurückschreckte. Er hatte ihm Leiberts Sohn aus dem Weg geräumt, so dass dessen Erbe nun an die Tochter fiel. Aber Haselegner hatte seinen Teil vermasselt. Anstatt zuzugreifen und sich Veva Leibert und damit ihr Vermögen zu sichern, hatte er zugelassen, dass ein anderer sie bekam.
    »Du hast noch ein wenig Zeit zum Überlegen, denn in den nächsten Wochen bin ich beschäftigt. Ich soll das Geleit für einen römischen Kardinal stellen, der nach Augsburg reist. Danach kann ich wieder in deinem Sinne wirken.«
    »Augsburg sagt Ihr?« Haselegner fuhr auf. »Dort lebt zurzeit Ernst Rickinger. Ein geschickter Dolchstoß würde mich von ihm befreien. Vielleicht könntet Ihr unauffällig in Streit mit ihm geraten?«
    »Können kann ich viel, aber es muss sich für mich auch lohnen. Wenn du danach Leiberts Tochter heiraten könntest, brächte dir der Dolchstoß eine Menge Geld ein. Also müsstest du einiges mehr springen lassen.« Giggings Gesicht wurde ernst, und aus den Augen leuchtete unverhohlene Gier nach Gold.
    Haselegner begriff, dass sein Gegenüber sich diesmal nicht mit einer Handvoll Gulden zufriedengeben würde, und verfluchte Leibert, der seine Bewerbung um Veva so hartnäckig abgelehnt hatte. Jetzt war sie mit Ernst Rickinger verheiratet, und ihr Geld würde nach dem Tod ihres Vaters in dessen Hände fallen. »Das muss ich verhindern!«, entfuhr es ihm ungewollt.
    Für Gigging war es ein

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