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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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stellte seine Ankunft eine unangenehme Verwicklung dar. Wenn Portikus ihn verleumdete, würde es ihm unmöglich sein, Cajetanus und dessen Begleiter weiterhin zu überwachen und auszuhorchen. Es bestand sogar Gefahr, dass Jakob Fugger, der ein treuer Sohn der Kirche war, ihn seines Hauses verwies.
    Bis jetzt hatte Portikus ihn nicht bemerkt, sondern sprach in einem guttural klingenden Latein auf Cajetanus ein und tat so, als fordere der Herzog in München die schärfsten Strafen für Luther. »Dieser aufmüpfige Mönch wagt es, seine elenden Thesen und andere ketzerische Schriften durch Schmuggler in die Residenzstadt Seiner Gnaden bringen zu lassen, um damit das Volk zu verwirren. Nicht anders macht er es im übrigen Reich. Daher ist er eine Pestbeule, die so bald wie möglich aufgeschnitten werden muss!«
    Ernsts Lateinkenntnisse waren nicht sonderlich gut, reichten aber aus, um Portikus’ Rede folgen zu können. Bei der geschliffenen Antwort von Cajetanus tat er sich jedoch schwer. »Ich werde mit Luther sprechen und ihn auffordern, seine häretischen Gedanken zu widerrufen und wieder in den Schoß der heiligen Kirche zurückzukehren.« Wie es aussah, lag dem Kardinal mehr daran, Luther als reuigen Sohn der Ecclesia an seine Brust zu drücken, als ihn auf einem Scheiterhaufen brennen zu sehen.
    Ernst konnte sich nicht vorstellen, dass Luther bereit war, sich so ohne weiteres zu unterwerfen. Wäre dies der Fall, hätte er nicht von Magenkrämpfen gequält auf dem Karren liegen müssen. Daher war es doppelt wichtig herauszufinden, was der Kardinal plante.
    Während sich in Ernsts Kopf die Gedanken überschlugen, wandte Portikus sich an die übrigen Geistlichen im Raum und begrüßte erst anschließend den Gastgeber. Dies war ein ungebührliches Verhalten und nur durch seine Abneigung gegen die Freie Reichsstadt zu erklären, in der Luthers Schriften gedruckt und verteilt werden durften. Dabei, so sagte Ernst sich, war Jakob Fugger so gut katholisch wie selten einer. Der Kaufherr zeigte jedoch keinen Unmut über Portikus’ Affront, sondern stellte ihm freundlich die anderen Männer im Raum vor. »Dies hier ist Ritter Franz von Gigging, der Seiner Eminenz unterwegs Geleitschutz geboten hat, und dies hier Ernst Rickinger, den Ihr gewiss aus München kennt. Er ist ein braver Mann und hat sich als sehr wertvoll für mich erwiesen!« In Fuggers Worten schwang eine Warnung für Portikus mit, das Vergangene ruhen zu lassen.
    Dieser verstand die unterschwellige Botschaft, doch während er Gigging freundlich grüßte, warf er Ernst nur einen drohenden Blick zu.
    Franz von Gigging bemerkte die Spannungen zwischen dem Kleriker und dem jungen Rickinger und musterte beide nachdenklich. Er sagte jedoch nichts, sondern wartete, bis Portikus den Hausherrn aufforderte, ihm für die nächsten Tage Obdach zu gewähren. Jakob Fugger rief daraufhin einen Knecht, der sich des Gastes annehmen und ihn in eine freie Kammer führen sollte. Als die beiden das Zimmer verließen, stieß Gigging sich von der Wand ab und folgte ihnen.
    Neben der Tür des Raumes, die dem Münchner Geistlichen zugewiesen wurde, blieb er stehen und wartete, bis der Diener wieder gegangen war. Dann trat er ein und sprach Portikus an. »Gott zum Gruße, hochwürdiger Herr. Ich freue mich, unsere Bekanntschaft vertiefen zu können!«
    Portikus musterte ihn mit verkniffener Miene und entspannte sich dann etwas. »Ich erinnere mich an Euch. Es war in München, nicht wahr, am Hof des Herzogs?«
    »Eben dort«, antwortete Gigging lächelnd. »Euer Hochwürdigkeit führte gerade Klage gegen einen gewissen Lümmel. Zufällig wurde ich Zeuge dieses Gesprächs.«
    Portikus hatte diese Szene nicht vergessen und verzog das Gesicht. »Seine Gnaden hat mich nicht einmal zu Ende angehört. Dabei müsste dieser Bursche strengstens bestraft werden! Schließlich hat der Kerl einen Träger geistlicher Würden zum Gespött der Stadt gemacht.«
    Giggings Grinsen wurde noch breiter. »Ein gemeinsamer Freund hat mir die Geschichte erzählt. Der Bursche war wirklich unverschämt. Er hätte diesen … wie heißt er doch gleich? Pater … äh …«
    »Remigius«, half Portikus unwillkürlich aus.
    »Also, ich an seiner Stelle hätte Remigius vor die Wahl gestellt, mir dafür, dass ich den Mund halte, einen ordentlichen Ablass zu besorgen oder mir das Weibsstück gelegentlich zu überlassen. Es soll recht wohlgestaltet gewesen sein, so erzählte mein Freund. Er hat nämlich beide nackt auf

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