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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dran!«, kam die Antwort. Gleichzeitig schwang die Tür auf.
    »Wo ist er?«, fragte Ernst.
    »Er schläft!«
    »Weckt ihn auf. Es geht um Leben und Tod!«
    Der Karmeliter mochte nicht der Hellste sein, doch diese Worte begriff er. »Bleibt hier«, wies er Ernst an und schlurfte davon.
    Für Ernsts Gefühl vergingen Stunden, bis der Mönch mit Luther zurückkam. Dieser schien sich beeilt haben, denn er war nur teilweise bekleidet. Im Schein der Lampe sah Ernst sein bleiches Gesicht.
    »Was ist geschehen?«, fragte der Sachse.
    »Der Kardinal will Euch festnehmen lassen. Ihr müsst unverzüglich fliehen!«, stieß Ernst rasch hervor.
    »Ich muss mich noch fertig anziehen«, wandte Luther ein.
    »Dafür bleibt keine Zeit!«, sagte Ernst und zerrte ihn kurzerhand mit sich.

10.
    D ie Pforte, die Langenmantel Ernst genannt hatte, stand offen. Erleichtert schob er den Mönch hindurch und folgte ihm mit einem letzten, forschenden Blick nach hinten. Noch verfolgte sie niemand. Dabei schlug die Glocke gerade die Mitternachtsstunde. Oder war es eine Stunde früher? Möglicherweise hatte Ernst sich verzählt.
    »Langenmantel ist noch nicht hier. Gehen wir ihm entgegen«, forderte er Luther auf. Sie kamen jedoch nur einige Schritte weit, dann hörten sie Hufgetrappel. Sofort blies Ernst die Lampe aus und zog den Mönch ein Stück von der Straße weg. Zwei Reiter erschienen und verhielten ihre Pferde.
    Ein leiser Pfiff ertönte. »Rickinger, seid Ihr es?«
    Aufatmend vernahm dieser die Stimme des Domherrn. »Ja! Dem Herrn im Himmel sei Dank! Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    »Die waren unnötig. Seid Ihr gut aus der Stadt gekommen?«
    »Das sind wir. Aber wir sollten uns beeilen, damit Doktor Luther einen Vorsprung gewinnt.« Obwohl Ernst drängte, begann Korbinian Echle zu lachen.
    »Keine Sorge! Uns holt schon keiner ein. Auf jeden Fall ist dies ein anderes Abenteuer, als Flugblätter in München zu verteilen, nicht wahr?«
    Ernst war klar, dass Echle hinter den spöttischen Worten nur seine Angst verbergen wollte. Dabei hatte der Ratsbote bereits sein Leben riskiert, indem er Luthers Thesen und Streitschriften in Bayern verteilte. Dies hier jedoch war die Krönung ihrer Taten.
    Ernst trat zu Echles Pferd und gab seinem Mitstreiter einen freundschaftlichen Klaps. »Viel Glück, Echle. Ich werde für deine unversehrte Rückkehr beten!«
    »Das kann nicht schaden. Aber nun rauf auf den Gaul, Herr Doktor. Spazieren reiten sollten wir hier nämlich nicht!«
    Langenmantel war unterdessen von seinem Pferd gestiegen und half Luther in den Sattel. Der Sachse fasste kurz seine und dann Ernsts Hand. »Möge Gott es euch vergelten.«
    »Besorgt Euch die Sachen, die Ihr braucht, unterwegs! Aber erst, wenn Ihr weit genug gekommen seid«, riet Ernst ihm. Dann zogen Echle und Luther ihre Pferde herum und trabten davon.
    Ernst und Langenmantel sahen ihnen nach, bis die Dunkelheit sie verschluckte.
    »Hoffentlich findet Echle in der Nacht den richtigen Weg«, sagte Ernst nach einem Stoßgebet.
    Sein Begleiter legte ihm mit einem leisen Lachen die Hand um die Schulter. »Wenn hier einer jeden Weg und jeden Steg kennt, so ist es Echle. Außerdem geht bald der Mond auf. Dann ist die Sicht so gut, dass sie ihre Pferde zum Galopp antreiben können. Bis dorthin sollten wir allerdings wieder in der Stadt und am besten auch in unseren Häusern sein. Ich möchte nicht, dass wir zum Opfer der Wut von Cajetanus’ Kreaturen werden, weil ihnen der Fisch, auf den sie aus waren, aus dem Netz gesprungen ist.«
    »Das ist ein guter Ratschlag!«, antwortete Ernst lockerer, als er sich fühlte, und wandte sich wieder der Stadtmauer zu. Obwohl er die Pforte vor kurzem erst passiert hatte, brauchte er Langenmantels Hilfe, um sie wiederzufinden. Nachdem sie sie durchquert hatten, sperrte der Domherr die Pforte sorgfältig ab und steckte den Schlüssel in den Gürtel. »Ich gehe noch rasch zur Wachstube und bringe den Schlüssel zurück. Ihr aber lauft, so schnell es geht, nach Hause.«
    »Gott befohlen!« Ernst winkte Langenmantel noch kurz zu und eilte davon. Als er die Fuggersiedlung erreichte, hoffte er nur, dass der Pförtner nicht merkte, wie spät es bereits war, und sich mit der Erklärung zufriedengab, er habe eben erst das Fuggerhaus verlassen können.
    Er klopfte zuerst vorsichtig, dann etwas lauter. Doch niemand kam. Ernst sah sich schon die ganze Nacht ausgesperrt im Freien verbringen. Da hörte er innen ein Geräusch und klopfte erneut.
    »Wer

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