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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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einen Napf und knallte diesen auf den Tisch. Ein Becher Bier folgte so schwungvoll, dass er überschwappte.
    Ernst setzte sich und dachte, dass Frauen wirklich launenhafte Geschöpfe waren. Würde die Menschheit sie nicht brauchen, um sich fortzupflanzen, hätte Gott nach seinem Dafürhalten auf ihre Erschaffung gut und gern verzichten können.
    Das Frühstück verlief in eisigem Schweigen. Dabei schmeckte der Brei, den Veva gekocht hatte, besser als der zu Hause, und Ernst hätte sie gerne gelobt. Ihre verbissene Miene hielt ihn jedoch davon ab. Bevor er ihr ein paar freundliche Worte zukommen ließ, musste sie erst ihren Trotz aufgeben, sagte er sich und griff zum Bierbecher.
    Just in dem Augenblick klopfte es. In dem Glauben, es wäre der kleine Nis, stand Veva auf und öffnete die Tür. Doch draußen standen ein Waffenknecht und ein Mann im Talar eines geistlichen Herrn.
    »Ist hier Ernst Rickinger zu Hause?«, fragte der Bewaffnete, sah Veva genauer an und zuckte zusammen.
    Veva musterte ihn verwirrt, denn seine Stimme kam ihr bekannt vor. Doch sie hätte nicht zu sagen vermocht, wo sie sie schon einmal gehört hatte. »Ja, Ernst Rickinger wohnt hier«, antwortete sie.
    »Befragt Ihr ihn, hochwürdiger Herr!«, bat der Kriegsknecht mit heiser klingender Stimme.
    Der Geistliche nickte kurz und musterte Veva mit einem überheblichen Blick. »Bist du Rickingers Weib oder seine Kebse?«
    »Bis gestern war ich ihm noch angetraut, und heute habe ich auch noch nichts anderes vernommen!« Veva gefielen die beiden Besucher nicht, und sie fragte sich, was Ernst angestellt haben mochte.
    »Ich will deinen Ehemann sprechen. Ist er hier?«, fuhr der Geistliche fort.
    »Er sitzt am Tisch und isst seinen Morgenbrei!« Die Frage, ob Ernst hier wäre, verwunderte Veva noch mehr, aber sie gab den Weg frei. Der Kirchenmann trat ein, während der Bewaffnete draußen blieb und sich scheinbar nur für die Baustelle interessierte, an der eine Reihe neuer Häuser errichtet werden sollte. Seltsam war, dass er ihr sorgfältig den Rücken zukehrte. Das verstärkte ihre Überzeugung, dem Mann schon einmal begegnet zu sein.
    Als Veva dem Geistlichen in die Küche folgte, sah sie auf Anhieb, dass Ernst stark angespannt war. Hatte er sich hier in Augsburg einen ähnlich üblen Scherz geleistet wie in München mit Pater Remigius? Sie spitzte die Ohren, um ja nichts zu verpassen.
    »Du bist gestern im Haus des ehrwürdigen Herrn Fugger gewesen?«, fragte der Geistliche.
    Ernst nickte. »Ich bin seit einigen Wochen in Fuggers Haus, denn ich arbeite dort als Kommis.«
    »Du hast das Haus gestern bei Einbruch der Dunkelheit verlassen«, setzte der Pater das Verhör fort.
    »Das stimmt«, antwortete Ernst mit einem kaum merklichen Zögern.
    »Und du bist dann sofort hierhergekommen?«
    Ernst warf Veva einen hilfesuchenden Blick zu. »Das bin ich!«
    Nun gilt es, dachte er. Wenn Veva jetzt die Wahrheit sagt, sitze ich in des Teufels Kochkessel.
    Der Geistliche wandte sich Veva zu, und seine Stimme klang drohend. »Ist dein Mann gestern wirklich kurz nach Einbruch der Nacht nach Hause gekommen und nicht erst nach Mitternacht? Bedenke, es kostet dich dein Seelenheil, wenn du einen Mann der Kirche belügst!«
    Ernst sah sich bereits verloren. Nach diesem Hinweis auf die Höllenstrafe würde kein Weib der Welt es wagen, ihren Mann zu schützen.
    Veva sah den Pater demütig an, und ihre Stimme klang so wahrhaftig, dass Ernst an sich halten musste. »Mein Mann ist beim Dunkelwerden nach Hause gekommen und hat unser Heim seitdem nicht mehr verlassen.«
    Der Geistliche schüttelte den Kopf und musterte Veva durchdringend. Sie erwiderte seinen fragenden Blick und lächelte verwundert, wie es wohl jede Frau getan hätte. Da der Besucher nicht darauf reagierte, nahm sie die leer gegessenen Schüsseln und spülte sie, ohne sich weiter um ihn zu kümmern.
    »Wenn du es sagst, wird es wohl so sein«, sagte der Pater nach einer Weile, schlug das Kreuz und ging.
    Ernst ergriff Vevas Rechte und wollte sich bei ihr bedanken, doch sie legte ihm die andere Hand auf den Mund. »Schweig!«, raunte sie ihm zu.
    Der Geistliche hatte zwar die Küche verlassen, doch sie hatte nicht gehört, dass die Haustür ins Schloss gefallen wäre. Wenn der Mann draußen horchte, durfte er nichts Verfängliches hören.
    »Soll ich dir noch einen Becher Bier einschenken, Mann, oder musst du gleich zu Herrn Fugger gehen?«
    »Für einen Becher Bier wäre ich sehr dankbar!« Den brauche ich

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