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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und zeigte dann triumphierend auf die leichte Wölbung ihres Bauches. »Du Miststück hast gehurt und dir einen Bankert eingefangen! Und das in meinem christlichen Haus! Dich sollte man erschlagen und in den Stadtgraben werfen! Oder glaubst du etwa, ich sehe zu, wie du deinen Balg hier wirfst, und ziehe das Ding auch noch auf? Oh, du Strafe Gottes! Womit habe ich das verdient?« Bei diesen Worten schlug Frau Anna erneut zu und zielte nun auf Rosis Bauch.
    Die Magd krümmte sich, stürzte erneut auf die Knie und versuchte, wenigstens diese Stelle zu schützen. Die Hiebe fielen hageldicht, trafen Kopf, Schultern, Rücken, Arme und Beine und ließen dicke rote Striemen zurück.
    Jeden Schlag begleitete die Meisterin mit einem Schimpfwort, und da ihr die Hiebe nicht genug erschienen, trat sie auch noch
     mit ihren Holzschuhen nach Rosi.
    Die Magd schrie nun so durchdringend, dass man es in der ganzen Nachbarschaft hörte. Bald aber verließ sie die Kraft. Sie wimmerte nur noch und sehnte sich danach zu sterben.
    Mittlerweile war das gesamte Gesinde im Haus zusammengelaufen, doch keiner wagte es, der Herrin in den Arm zu fallen. Die Mägde rangen die Hände und riefen alle Heiligen im Himmel an, während manch einer der Knechte und Gesellen, die Rosi schöne Augen gemacht hatten und von ihr abgewiesen worden waren, zunächst noch hämisch grinste.
    Als Rosi kaum noch zuckte, schlug eine Küchenmagd das Kreuz und rannte davon, um einen Stadtknecht oder einen geistlichen Herrn zu holen, damit dieser dem entsetzlichen Schauspiel ein Ende bereitete. Draußen hatten sich bereits einige Nachbarn versammelt und starrten die Frau an.
    »Was ist denn bei euch los? Das hört sich ja an, als gäbe es da drinnen Mord und Totschlag?«, fragte ein Mann.
    Die Magd sah ihn verzweifelt an. »Frau Anna muss verrückt geworden sein! Sie will Rosi erschlagen und in den Stadtgraben werfen.«
    »O Jesus, Maria und Joseph!«, schrie eine Frau auf. Doch niemand wagte, das Haus zu betreten und einzugreifen. Einige rannten jedoch los, um Hilfe zu holen. Es dauerte nicht lange, da eilte der Stadtknecht Hias herbei und stürmte ins Haus.
    Als er sah, dass Frau Anna immer noch auf Rosi einprügelte, als hätte sie den Verstand verloren, packte er sie am Arm. »Du erschlägst sie ja noch!«
    »Ich kann mein Gesinde züchtigen, wie ich will«, keifte die Meisterin.
    »Ein paar Hiebe ja, aber das hier ist Mord!« Der Mann sah voller Mitleid auf Rosi hinab, die nackt und von Striemen übersät auf den Steinplatten der Küche lag und nur noch leise wimmerte. Mit einem Mal aber bäumte sie sich auf, stieß einen gellenden Schrei aus und griff sich mit beiden Händen an den Unterleib. Blut rann zwischen den Schenkeln hervor, und sie wand sich in Krämpfen.
    »Sie ist schwanger und verliert gerade ihr Kind«, raunte eine Magd dem Stadtknecht zu.
    Hias schluckte, riss dann seinen Blick von Rosi los und versetzte der Magd einen Stoß. »Los, hol die Hebamme! Gebe Gott, dass das arme Mädchen nicht zu Tode kommt. Du aber«, wandte er sich an die Meisterin, »wirst für diese Tat büßen.«
    »Was soll ich büßen? Ich bin im Recht!« Trotz ihrer Worte wurde die Frau bleich. Wenn jemand seine Mägde oder Knechte züchtigen wollte, so nahm die Obrigkeit einige Schläge mit der Rute hin. Aber ein Totschlag würde sie vor Gericht bringen, und dies drohte ihr auch, wenn Rosi vom Kind kam.
    »Was steht ihr so dumm herum? Macht, dass ihr die alte Kreszenz holt!«, schrie sie die übrigen Mägde an. Diese sahen sich kurz an, dann lief die flinkste von ihnen los, während eine andere den Hausknecht bat, ihr zu helfen, Rosi in die Kammer zu tragen.
    Die Meisterin sah ihnen zu, bis sie verschwunden waren, dann schüttelte sie sich wie ein nasser Hund und eilte in den Keller, um ihre angegriffenen Nerven mit einem Becher Wein zu stärken. Doch selbst dort unten konnte sie den schier unmenschlichen Schreien, die Rosi nun von sich gab, nicht entrinnen.

13.
    D ie alte Kreszenz brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, was los war. »Halte sie! Ich muss ihr einen Sud einflößen«, befahl sie der Magd, die sie geholt hatte, und zog ein kleines Fläschchen aus ihrer Umhängetasche.
    »Was ist das?«, fragte die Frau.
    »Etwas, das ihr helfen soll, die Schmerzen zu ertragen«, antwortete die Kräuterfrau herb. Sie fasste Rosis Kinn, bog ihr den Mund auf und träufelte einige Tropfen zwischen die Lippen.
    »Mehr darf ich dir nicht geben, sonst wachst du nicht mehr auf«, setzte

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