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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mehrfach verächtlich über ihn geäußert hatte. Aus diesem Grund wollte er sie im ersten Augenblick abweisen. Doch als er ihre angstverzerrte Miene sah, entschied er sich anders.
    »Komm herein, meine Tochter – und du kannst gehen!« Das Letzte galt dem Mesner, der sich aufatmend zurückzog und die Tür von außen schloss.
    Frau Anna trat mit zögernden Schritten auf den Pater zu. »Gott zum Gruß, hochwürdiger Herr!«, sagte sie mit zittriger Stimme.
    »Was führt dich zu mir, meine Tochter?« Pater Remigius sagte sich, dass er sie anhören und dann hohnlachend wegschicken konnte.
    Sie fiel vor ihm auf die Knie, fasste nach seiner Rechten und presste diese gegen ihre Lippen. »Hochwürdiger Herr, Ihr müsst mir beistehen! Ich werde wahrscheinlich vor Gericht kommen. Dabei ist an allem nur diese elende Magd, die Rosi, schuld. Wäre das Weibsstück nicht so dumm und unbeholfen, hätte ich es niemals geschlagen! Ich wusste doch nicht, dass die Metze schwanger war. Jetzt hat sie wegen der Schläge ihr Kind verloren!«
    Das Interesse des Paters war geweckt. »Ich verstehe nicht ganz, meine Tochter. Am besten ist es, du erzählst mir alles von Anfang an. Dann kann ich entscheiden, ob ich dir zu helfen vermag!«
    Frau Anna befeuchtete die ausgetrockneten Lippen mit der Zunge und sehnte sich nach einem Schluck Wein. Zwar stand ein halbvoller Becher vor dem Pater auf dem Tisch, doch dieser dachte nicht daran, ihr einen Trunk anzubieten. So begann sie, ihm das Geschehene darzulegen, und schönte ihre eigene Rolle, während sie alle Schuld auf Rosi schob.
    »Und? Weißt du, wer ihr das Kind in den Bauch geschoben hat?«, fragte Remigius, als sie am Ende ihrer Erzählung angelangt war.
    »Gewiss war es der junge Rickinger. Mit dem hat sie, soviel ich weiß, mehrfach gebockt«, rief Frau Anna eilfertig.
    »Ernst Rickinger also! Nun, das wird auch meinen Mitbruder Ägidius Thürl interessieren. Diesmal entkommt uns dieser Lump nicht.« Remigius rieb sich die Hände, denn wenn es stimmte, was die Frau erzählte, konnte er dem jungen Rickinger nun endlich die Sache von damals heimzahlen.
    »Ja, der Kerl muss streng bestraft werden. Zu was verführt er auch meine Mägde?«, rief Frau Anna und blickte dann so treuherzig, wie sie es vermochte, zu dem Geistlichen auf. »Ihr sagt doch auch, dass mich die geringste Schuld an dem Ganzen trifft!«
    Pater Remigius legte die Stirn in Falten. »Meine Tochter, es sieht für dich nicht gut aus. Da die Magd vom Kind gekommen ist, wirst du um einen Richtspruch der Obrigkeit nicht herumkommen. Es mag sogar sein, dass man dich zum Tode verurteilt!«
    »Zum Tode gleich? Heilige Jungfrau, hilf!« Die Meisterin kreischte auf und wurde sofort zurechtgewiesen.
    »Sei still! Sonst hört dich noch jemand, und dann kann ich gar nichts mehr für dich tun. Höre mir gut zu! Ich könnte mich vor Gericht und vor dem Herzog für dich verwenden. Wie du weißt, habe ich einen gewissen Einfluss in der Stadt!«
    Remigius verdrängte die Tatsache, dass der Herzog sich schon mehrfach äußerst verächtlich über ihn geäußert hatte. Doch Wilhelm hatte keine Macht über die Münchner Geistlichkeit, denn diese unterstand Seiner Eminenz, Bischof Philipp von Freising, zu dessen Bistum die Stadt München zählte. Allerdings konnte er beim Rat etwas bewirken, da einige Räte gewisse Dinge über ihre weiblichen Verwandten ungern als Gerede in den Gassen hören wollten. Außerdem war der Richter ein naher Verwandter von ihm.
    Nun ging es erst einmal darum, die Frau vor ihm so zu ängstigen, dass sie zu Wachs in seinen Händen wurde. Daher setzte er eine strenge Miene auf und blickte Rosis Herrin scharf an. »Meine Tochter, du hast ein fluchwürdiges Verbrechen begangen!«
    »Aber ich wollte es doch nicht, hochwürdigster Herr!« Frau Anna kamen die Tränen, denn sie sah sich bereits zum Neuhauser Tor hinausgeschleppt und auf dem Richtplatz enden.
    Pater Remigius musterte sie spöttisch. »Ich kann dir helfen, Weib. Doch dafür verlange ich meinen Lohn!«
    »Ich tue, was Ihr von mit verlangt, Hochwürden«, flüsterte sie und wollte sich auf den Rücken legen.
    Remigius betrachtete den mageren Leib des Weibes und verzog sein Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse. Er hatte einige der schönsten Frauen und Mädchen der Stadt besessen, und da wollte er sich wirklich nicht mit dieser Kost begnügen. Daher ängstigte er sie mit dem Hinweis auf das Höllenfeuer, bis sie wimmernd vor ihm kroch und um Gnade

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