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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sie leise hinzu.
    »Das wäre das Beste für mich«, wimmerte Rosi und streckte die Hand aus, um Kreszenz das Fläschchen abzunehmen. Diese stellte es außer Reichweite ab und begann, sie zu untersuchen. Dabei wurde ihr Gesicht immer düsterer.
    »Du wirst das Kind verlieren. Unsere Heilige Jungfer im Himmel wird es an ihre Brust drücken und zu sich nehmen!« Kreszenz betete leise und versuchte es Rosi so leicht wie möglich zu machen. Diese stieß immer wieder Schreie aus, die durch das Haus hallten. Die andere Magd hielt es nicht mehr aus und fragte, ob sie etwas besorgen könne.
    Kreszenz sah sie kurz an. »Schür den Herd in der Küche. Ich brauche heißes Wasser, um einen Kräutersud anzusetzen.«
    Die Magd verschwand mit einem erleichterten Aufatmen. Als sie an der kleinen Nische vorbeiging, in der die Meisterin ein Bildnis der Jungfrau Maria gestellt hatte, sah sie Frau Anna davor knien und beten. Es lag der Magd auf der Zunge, ihr zu sagen, dass das nicht notwendig wäre, wenn sie Rosi nicht so brutal gezüchtigt hätte. Da sie sich jedoch keine Schläge einfangen wollte, hielt sie den Mund und schlüpfte in die Küche.
    Unterdessen flößte Kreszenz ihrer Patientin einen Sud aus Sauerampfer, Tollkirsche und Schafgarbe ein und behandelte anschließend die schlimmsten Striemen mit einer Salbe, die sie selbst aus Kamille, Johanniskrautöl und anderen Kräutern zubereitet hatte.
    »Es wird schon wieder«, sagte sie zu Rosi, die sich unter starken Krämpfen wand, während das Blut aus ihr herausfloss.
    »Der Teufel soll die Meisterin holen«, quetschte Rosi zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Wenn es gerecht zuginge, würde er es wohl tun. Aber wie ich Frau Anna kenne, wird sie sich einen Ablass kaufen, um auch dieser Sünde ledig zu werden«, antwortete Kreszenz und seufzte, um ein paar böse Worte zu unterdrücken.
    Rosi stöhnte unter einer neuen Schmerzwelle und packte dann die Kräuterfrau an der Schulter. »Fast möchte man wie Doktor Martinus Luther glauben, der Ablass sei eitler Tand, der einen nur noch tiefer in die Feuer der Hölle hineinzieht!«
    »Es war schon immer so, dass der, der reich ist, leichter Vergebung findet als ein Armer, sei es vor dem irdischen oder auch vor dem himmlischen Gericht. Solltest du sterben, wird deine Herrin zu einer Geldbuße verurteilt. Würde sie jedoch durch deine Hand sterben, wäre dir der Tod durch Ertränken gewiss.« Kreszenz schnaubte und träufelte Rosi noch ein paar Tropfen des schmerzlindernden Mittels ein. »Wollen wir hoffen, dass es nicht zu viel wird. Doch so unser Herrgott es will, werde ich dich am Leben halten.«
    Da Rosi das Gesicht verzog, versuchte die alte Hebamme sie auf andere Gedanken zu bringen. »Weißt du überhaupt, weshalb Frau Anna so geworden ist, wie du sie kennst?«
    Rosi schüttelte den Kopf. »Sie war schon immer gemein und böse bis ins Mark!«
    »Hast du dich noch nie gefragt, weshalb sie ihrem Mann keine Kinder geboren hat?«
    »Warum sollte ich?«, gab Rosi zurück.
    »Es ist jetzt gut drei Jahrzehnte her, und ich war erst seit kurzem als Hebamme tätig. Da kam eines Nachts ein junges Mädchen zu mir und verlangte, ich solle sie von einer unerwünschten Last befreien. Ich habe es abgelehnt, da ich nicht in einen schlechten Ruf geraten oder gar vor Gericht kommen wollte. Auch war die Schwangerschaft bereits zu weit fortgeschritten, um noch etwas wagen zu können.
    Kurz und gut, das Mädchen ging wieder. Als ich es drei Tage später wiedersah, sah es bleich und erschöpft aus, aber auch sehr zufrieden. Eine andere Kräuterfrau hatte das getan, was ich abgelehnt habe, nämlich einen Abortus herbeigeführt. Dabei ist bei der Schwangeren innen jedoch etwas kaputtgegangen, und sie wurde von Gott dadurch gestraft, dass ihr Leib fürderhin leer geblieben ist.«
    »Soll ich Frau Anna deshalb verzeihen, was sie mir angetan hat?«, stieß Rosi aus. »Außerdem werde ich innen, wie du sagst, jetzt auch kaputt sein.« Ein weiterer Blutschwall schien ihre Befürchtungen zu bestätigen, doch die erfahrene Kreszenz spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde, und sie rief nach der Magd, damit diese ihr ein Tuch brachte. Danach hieß es warten, bis Rosis Leib sich seiner Last entledigt hatte.
    Als es so weit war, fing Kreszenz den Fötus auf und zeichnete ihm rasch ein Kreuz auf die Stirn. »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufe ich dich auf den Namen Alois!«
    »Was tust du? Das darf doch nur ein Priester

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