Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
wollte sie die Treppe wieder hinabsteigen, doch da richtete Fugger des Gespräch auf ein laufendes Geschäft, an dem auch ihr Vater beteiligt war. Das interessierte sie, und so hörte sie zu, bis die beiden Männer beinahe die Treppe erreicht hatten. Schnell huschte sie nach unten und drehte sich gerade noch rechtzeitig um, so dass ihr Mann und Jakob Fugger annehmen mussten, sie sei eben erst angekommen.
    »Veva, du bist schon da! Oder ist es schon so spät?« Ernst winkte ihr kurz zu, verabschiedete sich vom Hausherrn und stieg die Treppe hinab. »Ich brauche nur noch meinen Mantel, dann können wir gehen!«
    Veva hatte das Kleidungsstück in der Kammer des Pförtners gesehen und holte es. Ernst warf sich den Mantel um, wartete, bis der Pförtner die Tür geöffnet hatte, und fasste nach Vevas Hand. »Ich freue mich, dass du mich abgeholt hast. Und nun sag, wie sieht unser neues Haus aus?«
    »Die Handwerker arbeiten gut, und noch ist es nicht so kalt, dass sie Maurerkelle und Hobel aus der Hand legen müssten. Ich hoffe nur, der Kachelofen wird früh genug fertig, damit wir ihn einheizen können.«
    »Bestimmt wird er das!« Ernst lächelte über Vevas Eifer, freute sich jedoch kaum weniger darauf, mit ihr in das eigene Haus zu ziehen. Allerdings würde er, wenn Jakob Fugger Wort hielt, nicht lange etwas von seinem neuen Heim haben. Spätestens wenn der Schnee geschmolzen war, musste er auf Reisen gehen. Davon wollte er Veva jedoch erst erzählen, wenn Fugger ihm genaue Anweisungen gab.
    Veva hatte gehofft, ihr Mann würde ihr berichten, was er mit Fugger besprochen hatte, und war enttäuscht, als er nur über allgemeine Dinge sprach. Anscheinend hielt er sie ebenso wie ihr Vater für so dumm, dass er sie nicht an den Geschäften teilhaben lassen wollte. Doch wenn er Augsburg verlassen musste, um in andere Länder zu reisen, würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als ihr zu vertrauen.
    »Sonst gibt es nichts Neues?«, fragte sie lauernd.
    »Nein, gar nichts! Und bei dir?«
    »Ich habe heute auf dem Markt jemanden aus München getroffen.«
    »So, und wen?«
    »Du wirst es nicht glauben, aber es war Frau Annas Magd Rosi. Du kennst sie ja ganz gut!« Diese Spitze konnte Veva sich nicht verkneifen, und sie sah zufrieden, wie ihr Mann rot anlief und sich auf die Lippen biss.
    »Sie ist inzwischen verheiratet«, setzte sie ihren Bericht fort, »und lebt jetzt mit ihrem Mann in Augsburg. Ihnen geht es nicht besonders gut, aber das werde ich dir besser zu Hause erzählen.«
    Ernst tat Rosi leid, denn er mochte sie. Und so überlegte er, wie er ihr und ihrem Mann helfen könne. Doch das würde er wohl heimlich tun müssen. Im Allgemeinen war Veva recht vernünftig für eine Frau, doch manchmal zeigte sie Mucken und würde gewiss niemals zulassen, dass er eine ehemalige Magd unterstützte, mit der er sich im Heu gewälzt hatte.

5.
    D a Nis zum Essen blieb und einen Großteil der Unterhaltung bestritt, war es bereits Nacht, als Veva und Ernst endlich allein waren. Nun vermochte er seine Neugier nicht länger zu bezähmen. »Du hast vorhin von Rosi erzählt und gesagt, es gehe ihr schlecht.«
    »Habe ich das? Ach ja, stimmt.« Veva lächelte sanft, während sie sich die nächsten Worte zurechtlegte. »Man hatte sie eingesperrt, doch ihr Mann hat beim Herzog Gnade für sie erwirkt, wurde aber dafür gemeinsam mit ihr aus dem Herzogtum Bayern ausgewiesen.«
    Ernst sog erschrocken die Luft ein. »Rosi wurde eingesperrt?«
    »Frau Anna hat sie so sehr geschlagen, dass sie ihr Kind verlor, und wurde von dieser auch noch wegen Unzucht angezeigt. Dieser Pater Remigius, mit dem du schon zu tun hattest, wollte Rosi zwingen, dich als Vater des Kindes anzugeben, um sich an dir rächen zu können.« Veva sagte es in einem lockeren Plauderton, während Ernst wahre Höllenqualen durchlitt.
    Rosi war eingesperrt worden, weil er ihr damals beim Tanz auf dem Schrannenplatz Beachtung geschenkt hatte und später mit ihr auf dem Heustock verschwunden war. Also trug er einen Großteil der Schuld an ihrem Schicksal. Er nahm sich fest vor, ihr zu helfen, selbst wenn er dies vor Veva verbergen musste.
    Diese bemerkte sein verzweifeltes Mienenspiel und lächelte. »Übrigens habe ich ihr gesagt, ich würde mit dir reden, ob du ihrem Mann Arbeit beschaffen könntest. Derzeit schlägt er sich als Schreiber durch und schreibt auf dem Markt Briefe für die Bauern.«
    Ernsts Verblüffung war mit Händen zu greifen, denn niemals hätte er erwartet, dass

Weitere Kostenlose Bücher