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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Dann machte sie sich zur Nacht zurecht. Ernst kam auf sie zu und strich ihr über den Hintern. »Da ich bald längere Zeit unterwegs sein werde, sollten wir die Tage bis dahin nützen.«
    »Das sollten wir«, antwortete sie mit einem amüsierten Blick und nahm die Lampe, um ins Schlafzimmer zu gehen.

6.
    W ährend es in Augsburg zwar kalt, aber noch schneefrei war, ließ der Winter das Land in den Tiroler Bergen unter einer weißen Decke erstarren. Aber in der kleinen Schenke am Rande von Innsbruck sorgte ein loderndes Feuer für angenehme Wärme. Franz von Gigging hatte Kardinal Cajetanus bis nach Trient eskortiert und war erst vor wenigen Tagen in die Stadt gekommen. Ihn schreckte eine winterliche Reise durchs Gebirge weitaus weniger als Benedikt Haselegner, der missmutig neben ihm hockte. »Bei dem Sauwetter bringt man keine einzige Traglast über die Berge«, schimpfte er und brachte Gigging damit zum Lachen.
    »Wenn es nach euch Pfeffersäcken ginge, müsste es das ganze Jahr über Sommer sein, damit ihr möglichst viele Waren aus Italien kommen lassen könnt. Sobald es draußen stürmt und schneit, müsst ihr brav zu Hause sitzen und habt als einzige Abwechslung am Tag den Würzwein und in der Nacht die geöffneten Schenkel eurer Weiber.«
    Haselegner verzog das Gesicht, denn Giggings Bemerkung erinnerte ihn an seine Ehefrau, die er auf Drängen Ferdinand Antschellers geheiratet hatte. Johanna war stolz, herrschsüchtig und im Bett so kalt wie ein Eisblock. Mehr denn je verzehrte er sich nach Veva, die für ihn unerreichbar in Augsburg weilte und zudem einem anderen Mann gehörte.
    »Wann werdet Ihr endlich zu Eurem Wort stehen und Ernst Rickinger aus der Welt schaffen?«, fragte er Gigging leise.
    Der Ritter lachte dröhnend. »Da muss ich warten, bis das Wild aus seinem Gehege kommt, mein Guter. Dann werde ich die Sache für dich erledigen.«
    Während die Miene des Kaufmanns sich aufhellte, dachte Gigging nach. Sobald Ernst Rickinger tot war und Haselegner dessen Witwe geheiratet hatte, würde dieser auf einen Schlag sehr reich werden. Dagegen stellten die paar Gulden, die der Kaufmann ihm für diese Tat versprochen hatte, einen Bettel dar. Um mehr aus der Sache herauszuholen, würde er die Belohnung einstreichen müssen, die Doktor Portikus ihm für die Beseitigung Rickingers geboten hatte. Mittlerweile waren in ihm jedoch Zweifel gewachsen, ob er das Geld nehmen sollte. Denn sagte man ihm erst einmal einen Überfall in den Bergen nach, würde die Obrigkeit ihn rasch mit der Oberländer Bande in Verbindung bringen. Das aber konnte er sich unter keinen Umständen leisten.
    Damit schrumpfte sein Gewinn auf jene Summe, die Haselegner ihm zahlen würde. Gigging war kurz davor, diesem weitere Forderungen zu stellen. Da kam ihm eine andere Idee. »Auf dein Wohl, Haselegner, und darauf, dass der Winter bald vorüber ist und ich wieder Geld damit verdienen kann, deine Warenzüge zu bewachen!« Gigging rief es so laut, dass es alle in der Schenke hören konnten. Immerhin galt er hier als ein Mann, der von Innsbruck aus nach Norden Geleitschutz und Vorspanndienste bot.
    Haselegner hingegen fasste die Worte als Versprechen auf und lächelte zum ersten Mal seit langem. Damit war Ernst Rickinger bereits so gut wie tot und Veva bald Witwe. Bis dorthin musste er ein weiteres Hindernis aus dem Weg räumen, das einer Heirat mit Veva im Augenblick noch im Wege stand. Kurz überlegte er, ob er sich auch um Leibert kümmern sollte, der ihn schon mehrfach als Schwiegersohn abgelehnt hatte. Doch um den Mann sollte es, wie er aus München erfahren hatte, ohnehin nicht besonders gut stehen.

7.
    I n Bartholomäus Leiberts Schlafkammer war es so heiß, dass der Schwab bereits ins Schwitzen kam, wenn er sich nur ein paar Minuten darin aufhalten musste. Trotzdem jammerte sein Herr, dass ihm kalt sei.
    Nachdem der Schwab ihn mit einem weiteren Schaffell zugedeckt hatte, ging er zu Cilli in die Küche. Als er eintrat, schüttelte er noch immer den Kopf. »Heißer als in der Kammer des Herrn kann es auch in der Hölle nicht sein!«
    Die Köchin starrte ihn empört an. »So etwas darf man nicht einmal denken!«
    »Dann geh du doch rauf und versorg ihn«, schimpfte der Knecht.
    »Wenn du statt meiner kochst und die Mägde anleitest, mache ich es!«
    Da die Köchin so aussah, als wäre es ihr ernst mit ihrer Drohung, hob der Schwab abwehrend die Hände. »Jetzt lass gut sein! Du weißt, ich kümmere mich gern um den Herrn. Aber diesmal

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