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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gar nicht, wie ich mich freue!« Ernst stand auf, fasste sie unter den Achseln und schwang sie im Kreis.
    »Vorsicht! Sonst stolperst du noch und lässt mich fallen«, mahnte sie, als er dem wuchtigen Tisch nahe kam.
    Ernst hielt inne und stellte sie wieder auf die Füße. »Du machst mich zum glücklichsten Mann auf Erden!«
    Für einen Augenblick dachte er daran, dass er diese Worte vor fünf Monaten nicht einmal gedacht, geschweige denn gesagt hätte. Damals war Veva ihm allzu kühl und in sich gekehrt erschienen. Inzwischen aber war ihm klar, dass er mit keiner anderen besser auskommen würde als mit ihr.
    Auch Vevas Gedanken glitten zurück in die Vergangenheit. Der Mann, der ihr jetzt gegenüberstand, hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem verantwortungslosen Burschen, für den sie ihn einmal gehalten hatte. »Es ist bereits spät geworden. Lass die dummen Bücher und komm zu Bett«, sagte sie und nahm den Kerzenhalter in die Hand.
    »Ein Bett, das mir in den nächsten Monaten ein wenig kalt vorkommen dürfte, da wir gewisse Dinge nicht mehr miteinander tun können«, sagte er mit einem entsagungsvollen Seufzer.
    Veva lachte. »Wer hat dir solch dummes Zeug erzählt? Kreszenz hat mir gesagt – und die muss es wissen –, dass wir noch mindestens zwei Monate Adam und Eva spielen können. Du musst nur auf mein wachsendes Bäuchlein achtgeben. Später gehst du dann auf Reisen, und wenn du zurückkommst, habe ich das Kind bereits zur Amme gegeben und kann dir wieder die Gefährtin sein, die du dir für das nächtliche Lager wünschst.«
    Mit einem glückseligen Lächeln klappte Ernst das Rechnungsbuch zu und ging mit Veva zusammen in die gemeinsame Schlafkammer. Der Ärger über seinen Vater war fürs Erste vergessen, und er sah die Zukunft hell und strahlend vor sich.

15.
    D ie Rechnungsbücher des Handelshauses Leibert und die Belege wurden von drei Handelsherren geprüft, die der Rat der Stadt München dazu berufen hatte. Ihr Urteil fiel einhellig aus: Eustachius Rickinger hatte sich als Sachwalter seines Freundes und dessen Erbin unrechtmäßig bereichert und wurde dazu verurteilt, das veruntreute Geld zurückzugeben.
    Ernst bedauerte, dass er diesen Schritt hatte tun müssen, doch ein Verzicht auf die unterschlagene Summe hätte das Handelshaus Leibert in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht und ihn gezwungen, sich einen Seniorpartner zu suchen, der den größten Teil der Gewinne einheimsen würde. Dazu war er jedoch nicht bereit. Sein Blick schweifte über die Räte der Stadt München, die eben ihren Spruch verkündet hatten, und wanderte dann zu seinem Vater, der ihm gegenüber auf der anderen Seite des Saales saß.
    Eustachius Rickinger sah aus, als stände er kurz vor dem Platzen. Zwar konnte er den Schiedsspruch des Rates vor Gericht anfechten, doch er wusste selbst, dass die Entscheidung des Richters nicht anders lauten würde. Nur lief er in dem Fall Gefahr, zusätzlich noch zu einer deftigen Geldstrafe verurteilt zu werden. Das hatte der Rat der Stadt ihm ersparen wollen. Dennoch ballte er drohend die Faust in Richtung seines Sohnes. »Das hast du mir nicht umsonst angetan, du Lump. Das schwöre ich dir!«
    Der Ratsherr Arsacius Bart schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es durch den Saal hallte. »Jetzt mach halblang, Rickinger! Sonst könnte es uns reuen, dass wir dich so billig haben davonkommen lassen.«
    »Billig?«, rief Ernsts Vater wütend. »Euer Spruch kostet mich mehr als dreitausend Gulden!«
    »Die hättest du ja nicht an dich nehmen müssen«, stellte der Ratsherr ungerührt fest.
    Eustachius Rickinger antwortete mit einem Schnauben und wandte sich zur Tür. Auf halbem Weg besann er sich anders, machte noch einmal kehrt und blieb vor Ernst stehen. »Ich verfluche dich! Du bist nicht mehr mein Sohn!«, rief er aus und versetzte Ernst einen heftigen Stoß.
    Dieser blieb jedoch unerschütterlich stehen und schob seinen Vater zurück. »Es hätte auch anders kommen können. Doch Ihr habt jeden Versuch von meiner Seite, zu einer gütlichen Einigung zu kommen, von Euch gewiesen.«
    »Verfluchter Räuber! Den eigenen Vater vor den Rat zu zerren – und das wegen ein paar lumpiger Gulden!« Mit diesen Worten verließ Eustachius Rickinger den Saal.
    Ernst sah ihm kopfschüttelnd nach. »Was hätte ich tun sollen? Immerhin ging es um das Erbe meines Weibes.«
    Arsacius Bart legte ihm die Rechte auf die Schulter. »Du hast dir keinen Vorwurf zu machen, Ernst. Die Bücher wurden

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