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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hinunter.
    »So, jetzt kann ich bis Mittag warten.« Da sie sich etwas matt fühlte, blieb sie sitzen und strich sich über den Bauch.
    »Spürst du das Kleine?«, fragte Cilli neugierig.
    Veva horchte in sich hinein und nahm leichte Bewegungen wahr. »Ich glaube, es tritt mich gerade«, sagte sie lachend.
    »Das ist ein Zeichen, dass das Kind gesund ist und sich gut entwickelt. Ich freue mich schon so auf das Würmchen.« Cillis Augen leuchteten auf. Ein Kind war in ihren Augen genau das, was in diesem Haus fehlte. Sein Geschrei und sein Lachen würden die düstere Stimmung vertreiben, die sich nach dem Mord an Bartl und dem Tod des Hausherrn hier breitgemacht hatte.
    Auch Veva freute sich auf das Kind. Mit Ernst war sie übereingekommen, es, falls es ein Junge würde, Bartholomäus nach ihrem Vater und ihrem Zwillingsbruder zu nennen, als Mädchen würde es den Namen von Ernsts Mutter Elisabeth erhalten.
    »Wenn alles gutgeht und das Kleine gesund ist, werde ich der heiligen Margarete eine große Kerze stiften und ebenso unserer Mutter Gottes im Himmel.« Veva bekreuzigte sich, um die Gunst der beiden heiligen Frauen zu erlangen, und sah dann zu, wie Cilli mit Hilfe der alten Lina und einer Jungmagd das Mittagessen auftrug. Als sie ihnen in das Speisezimmer folgte, fand sie ihren Mann nachdenklich über einen Brief gebeugt.
    »Gibt es etwas Neues, mein Lieber?«, fragte sie.
    Ernst nickte. »Antscheller aus Innsbruck schreibt, er habe vom Tod deines Vaters gehört. Nun fordert er mich auf, umgehend zu ihm zu kommen, um die weiteren Geschäfte mit ihm zu besprechen. Dabei hat er mir bei meinem letzten Besuch dort die kalte Schulter gezeigt.« Für einen Augenblick dachte Ernst an seine gescheiterte Werbung um eine Antscheller-Tochter und war gottfroh, dass es anders gekommen war.
    »Du wolltest doch nach Augsburg reisen«, wandte Veva ein.
    »Das ist nicht ganz so eilig. Antscheller aber macht es dringend. Also werde ich zuerst nach Tirol reiten und mit ihm reden. Von dort aus mache ich mich auf den Weg zu Jakob Fugger und komme anschließend wieder hierher. Ich hoffe, ich bin wieder da, wenn das Kind auf die Welt kommt.«
    »Darüber würde ich mich freuen. Irgendwie gefällt mir die Sache nicht. Ich halte es für ein schlechtes Omen, dass du die erste Reise ausgerechnet zu Antscheller nach Innsbruck machst. Auf dem Weg dorthin ist mein Bruder umgekommen.«
    Ernst hob lächelnd die Hand. »Nichts geschieht zweimal auf der Welt, mein Schatz. Außerdem hat man seit dem Herbst nichts mehr von der Oberländer Bande gehört. Wahrscheinlich ist den Schurken der Boden unter den Füßen zu heiß geworden, und sie haben sich in alle Winde zerstreut.«
    »Ein Wagenzug ist überfallen worden«, wandte Veva ein.
    »Ja, aber das war noch, bevor Luther nach Augsburg gekommen ist. Danach ist es um die Räuber still geworden. Und selbst wenn es sie noch gibt, so sitzen sie bei diesem Wetter gewiss in ihren Hütten am warmen Feuer und trinken Würzwein oder Bier!« Ernst lächelte, sprach dann das Tischgebet und griff zum Schöpflöffel, um Vevas und seinen Napf zu füllen.
    »Lass es dir schmecken«, sagte er und sann dann darüber nach, weshalb Antscheller so auf seinen Besuch drängte. »Weißt du, ob dein Vater bei Antscheller Geld angelegt hat, das nicht in den Büchern steht?«
    »Davon weiß ich nichts. Aber er hat einen Teil des Italienhandels zusammen mit Antscheller betrieben.«
    »Wahrscheinlich will Antscheller nur wissen, ob wir diese Geschäfte weiter mit ihm führen wollen«, sagte Ernst und legte sich in Gedanken die Wegstrecken zurecht, die er bei winterlichen Witterungsverhältnissen an einem Tag bewältigen konnte.
    Veva hätte ihm die Reise am liebsten ausgeredet, aber sie sah ein, dass es sinnlos war. Daher ermahnte sie ihn nur. »Du darfst nicht allein reiten! Auch wenn unterwegs keine Räuber lauern, könntest du vom Pferd fallen und dir ein Bein brechen. Dann wärst du im Gebirge verloren.«
    »Ich falle selten vom Pferd!«, versuchte er ihre Besorgnis scherzhaft zu zerstreuen. »Damit du ruhig schlafen kannst, nehme ich den Schwab mit. Nein, besser den Sepp. Der Schwab taugt im Haus mehr als der andere. Und nun lass uns von Angenehmerem reden. Was zum Beispiel soll ich dir aus Innsbruck mitbringen?«
    »Komm gesund zurück! Das ist mir Geschenk genug«, antwortete Veva leise und versuchte, ihre Angst als eine der Launen anzusehen, die eine schwangere Frau von Zeit zu Zeit überfielen.

17.
    N achdem Ernst

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