Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Schlimmes geschehen war. »Gott im Himmel, hat etwa der Bischof von Freising deine Auslieferung verlangt?«, rief sie erschrocken.
    »Nein, das hat er nicht. Im Gegenteil: Fürst Fugger hat versprochen, mir die verlangte Summe zu leihen, damit ich den Dispens erhalte.«
    »Jakob Fugger selbst?« Rosi sah ihren Mann verwundert an, denn für sie kam der reiche Handelsherr gleich nach dem Kaiser und dem Herzog von Bayern.
    »So ist es. Doch er tut es nicht ohne Grund. Ernst Rickinger ist ermordet worden, und daher will Fugger verhindern, dass die Geschäfte des Handelshauses Leibert hier in Augsburg eingehen, wenn ich verhaftet werden sollte.«
    »Was sagst du da? Ernst Rickinger soll tot sein?« Rosi schlug vor Entsetzen die Hände über den Kopf zusammen und begann zu weinen. Auch bei Nis flossen die Tränen, und für eine Weile hatte Hilarius genug damit zu tun, beide zu trösten.
    Dann aber hob Rosi den Kopf. »Du sagst, Ernst Rickinger sei ermordet worden. Weiß man auch, wo das geschah?«
    »In den Bergen auf dem Weg nach Innsbruck!«, erklärte Hilarius.
    Da wischte sich seine Frau mit dem Ärmel resolut über die nassen Augen. »Findest du es nicht auch seltsam, dass sowohl Vevas Bruder wie auch ihr Mann auf der gleichen Reiseroute umgekommen sind?«
    Hilarius zuckte mit den Achseln. »In den Bergen haust eine üble Räuberbande, gegen die bis jetzt noch niemand etwas hat ausrichten können.«
    »Der Brautzug, der Veva nach Innsbruck bringen sollte, hatte nicht mehr an Wert bei sich als ihre Aussteuer. Jeder Wagenzug, der aus Italien kommt, bringt eine weitaus größere Beute. Wie war es bei Ernst Rickinger? Reiste er mit viel Geld?«
    »Das kann ich nicht sagen. Fürst Fugger hat mir nur seinen Tod mitgeteilt. Allerdings glaube ich nicht, dass die beiden Morde zusammenhängen. Fugger hat nämlich Portikus im Verdacht, Ernsts Tod angestiftet zu haben. Dieser hat sich mehrmals mit Franz von Gigging über Ernst unterhalten, und Gigging ist ein Schlagetod, der sich als Beschützer von Handelszügen und Reisenden anwerben lässt. Wahrscheinlich ist er für Geld auch bereit zu morden.«
    Rosi war nicht bereit, ihre Meinung so einfach der seinen anzupassen. »Ich glaube immer noch, dass es eine Verbindung gibt. Bartl Leibert war ebenfalls an dem Streich gegen Pater Remigius beteiligt. Sowohl dieser wie auch Portikus könnten Gigging kennen und bereits den ersten Mord in Auftrag gegeben haben.«
    Zuerst wollte Hilarius diese Überlegung als Hirngespinst abtun, doch als er selbst darüber nachdachte, schien sie ihm gar nicht so unwahrscheinlich. Remigius und der latinisierte Thürl waren rachsüchtige Männer. Immerhin hatte Portikus oft genug den Feuertod für jene gefordert, die Luthers Thesen und Schriften nach München schmuggelten. Von da bis zu einem Mordauftrag war es nicht weit.
    »Gebe Gott, dass du dich irrst. Wenn nicht, wären meine einstigen Mitbrüder der Hölle würdig. Ich warte jetzt, bis Veva uns den Tod ihres Mannes mitteilt, dann werde ich ihr von deinen Überlegungen berichten. Zwar sagt Gott, der Herr, dass die Rache sein ist. Doch wenn diesen beiden Männern eine Schuld am Tod von Ernst Rickinger und Bartl Leibert nachgewiesen werden kann, werden sie ihrer Strafe nicht entgehen. Herzog Wilhelm hat ein aufbrausendes Gemüt, und da mag es leicht sein, dass er einem seiner Vasallen den Auftrag erteilt, Remigius und Portikus über die Klinge springen zu lassen. Auf jeden Fall wird er vom Bischof von Freising fordern, die beiden in ein strenges Kloster zu stecken, aus dem sie niemals mehr herauskommen!«
    Hilarius wusste nicht, was er den beiden Priestern wünschen sollte, den Tod durch einen Gefolgsmann Herzog Wilhelms oder lebenslange Klosterhaft. Auf jeden Fall war er bereit, alles zu tun, damit sie eine dieser beiden Strafen erhielten.

11.
    W ährend alle Welt Ernst für tot hielt, saß dieser im düsteren, kalten Kerker von Giggings Burg und hatte weder eine Ahnung, wo er sich befand, noch, in wessen Gewalt er geraten war. Während der ersten Tage sah er keinen Menschen, sondern nur einen Arm, der ihm durch eine kleine Klappe unten in der Tür einen Napf mit Brei, ein Stück Brot und einen Krug Bier hinstellte. Anfangs versuchte er den Mann anzusprechen, aber da er als Antwort nur Gelächter vernahm, gab er es schließlich auf.
    Das Essen war eintönig, aber reichlich. Wer ihn auch immer hier eingesperrt hatte, wollte ihn bei guter Gesundheit halten. Deswegen glaubte Ernst nicht mehr daran, dass

Weitere Kostenlose Bücher