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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hias. Die sagen bestimmt gegen die Schnurlbeckin aus.« Die Köchin atmete tief durch und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. »Hoffentlich ist mir jetzt der Brei nicht angebrannt. Wenn, ist die Schnurlbeckin daran schuld, denn eigentlich hätte ich längst wieder zurück sein wollen.«
    »Ich habe vorhin gesehen, wie die Lina in die Küche gegangen ist und dann nach den beiden Küchenmägden gerufen hat. Gewiss hat sie sich darum gekümmert, dass jemand am Herd steht«, versuchte Veva sie zu beruhigen.
    »Hoffentlich!«, sagte die Köchin, schlüpfte wieder unter das Joch und verschwand mit ihrer Last im Haus.
    Veva folgte ihr langsamer und legte die Hände auf ihren größer gewordenen Bauch. Die Anschuldigung, die Cilli ihr überbracht hatte, erboste sie ungemein, und sie beschloss, den Schwab mit einem Brief zum Ratsherrn Bart zu schicken. Gleichzeitig aber sagte sie sich, dass diese Verleumdung nur die Dummheit der Bäckersusanne und ihrer Verwandtschaft bewies, denn schließlich war alles, was sie besaß, nicht Ernsts Erbe, sondern das ihre, und das konnte sie jederzeit ungeschmälert an ihr Kind weitergeben. Ihre Verleumderinnen hingegen konnten sich leicht in der Schandgeige wiederfinden, in die Frauen mit zu losem Mundwerk des Öfteren geschlossen und auf dem Schrannenplatz zur Schau gestellt wurden.

13.
    V evas Tage bestanden nicht nur aus Leid und übler Nachrede. Es gab auch Erfolge, die ihr die Kraft verliehen, sich gegen die Bosheiten ihres Schwiegervaters und dessen angeheirateter Verwandtschaft zu behaupten. Ihre Handelsgeschäfte, die teilweise noch von Ernst eingefädelt worden waren, liefen gut und brachten Gewinn. Auch aus Augsburg kamen erfreuliche Nachrichten. Um die Steuereinnehmer des Herzogs zu täuschen, die immer wieder die Post der Kaufleute öffnen ließen, musste sie ihre Korrespondenz mit Hilarius jedoch in einer Art Geheimschrift führen.
    Veva begriff immer mehr, wie hilfreich die Jahre für sie gewesen waren, in denen sie ihren Vater hatte unterstützen müssen. Wahrscheinlich hatte sie dessen Handelsgeschäfte besser kennengelernt als ihr Bruder, der sich zu viele Freiheiten herausgenommen hatte, anstatt ernsthaft im Handelshaus mitzuarbeiten.
    Es versetzte ihr jedoch immer wieder einen Stich, wenn sie sich daran erinnerte, dass ihr Vater sie trotzdem für dumm gehalten hatte und davon ausgegangen war, ihr Bruder wisse alles Notwendige, ohne es lernen zu müssen, nur weil er männlichen Geschlechts war. Schon um dem Vater posthum zu beweisen, wie sehr er sich geirrt hatte, bemühte sie sich intensiv, gute Geschäfte abzuschließen.
    Inzwischen hatte Hilarius ihr auch schriftlich von seinem Verdacht berichtet, Doktor Portikus könnte für den Mord an Ernst verantwortlich sein, aber Veva wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. In München ging noch immer das Gerücht um, ihr Schwiegervater habe die Tat veranlasst, um sich in den Besitz ihres Vermögens zu setzen. Daher musste Eustachius Rickinger sich auf dem Weg durch die Stadt gar als Sohnesmörder beschimpfen lassen.
    Inzwischen war Ernsts Vater mit seiner Beschwerde vor den Herzog getreten. Doch Wilhelm IV . hatte ihm ebenfalls erklärt, dass Veva die rechtmäßige Erbin ihres Vaters und ihres Mannes sei, und den Ratsherrn Arsacius Bart als gesetzmäßigen Vormund bestätigt.
    Für Veva hätte daher eine Zeit der Ruhe einkehren können, wäre da nicht Benedikt Haselegner gewesen. Dieser ließ keinen Tag verstreichen, ohne nicht mindestens ein Mal bei ihr vorzusprechen. Auch an diesem Morgen saß er ihr gegenüber, hielt einen Becher Wein in der Hand und berichtete von einem Handel, den er in Venedig abschließen wolle.
    »Du solltest dich auf jeden Fall daran beteiligen, meine Liebe. Der Gewinn wird mindestens dreißig Prozent betragen, wenn nicht mehr, vor allem, wenn ich eine größere Partie an- und wieder verkaufen kann.«
    Gerade diese geschäftlichen Ratschläge machten es Veva schwer, die nervtötenden Besuche des Mannes zu unterbinden. Erstaunlicherweise hatte er sich als uneigennütziger Helfer erwiesen und sie schon ein paarmal auf Pferdefüße bei anderen Angeboten aufmerksam gemacht. Sie ahnte jedoch, dass er schon bald wieder damit anfangen würde, sie sollten sich doch gegenseitig in ihrem verwitweten Stand trösten und die Ehe miteinander eingehen.
    »Ich werde darüber nachdenken, Haselegner, ob ich bei diesem venezianischen Handel mitmachen kann. Allerdings muss ich auf den

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