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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ich noch einige hundert Gulden brauche, um die Ware günstig erwerben zu können. Ich zahle dir ein Viertel dessen, was ich dabei spare, als zusätzlichen Gewinn aus. Du weißt, dass ich dir das Geld mehr gönne als jedem anderen.«
    Veva überlegte, wie viel Geld sie erübrigen konnte, und nickte zögerlich. »Also gut, ich werde es mir überlegen. Reicht es Euch, wenn ich Euch morgen früh den Schwab mit meiner Antwort schicke?« Sie sagte es nicht zuletzt deswegen, weil dadurch sein Besuch bei ihr überflüssig geworden wäre. Doch in die Falle tappte Haselegner nicht.
    »Ich suche dich auf. Wenn du noch Fragen hast, wäre ein Austausch über einen Boten zu mühselig. Jetzt muss ich dich verlassen. Sei aber versichert, dass ich alles für dich tue, was in meiner Macht steht!«
    »Das weiß ich, und dafür danke ich Euch auch.« Für den Augenblick hatte Veva fast ein schlechtes Gewissen, weil sie den Mann so abweisend behandelte.
    Während Haselegner sich verabschiedete, befassten Vevas Gedanken sich mit dessen verstorbener Frau. Hätte das Schicksal es anders entschieden, wäre Johanna Antscheller wahrscheinlich sogar im doppelten Sinne ihre Schwägerin geworden, nämlich als die Schwester ihres erkorenen Bräutigams und dann auch als Ehefrau ihres Bruders. Zumindest hatte ihr Vater dies nach Bartls Tod einmal angedeutet.

14.
    A uf dem Weg nach draußen traf Haselegner auf den Schwab und zog diesen in einen düsteren Winkel. »Mein guter Freund, rede deiner Herrin zu, dass sie sich an dem Handel beteiligt, den ich ihr vorgeschlagen habe. Es wird weder ihr noch dein Schade sein. Und noch etwas: Gib acht, welche Männer zu ihr kommen, und warne mich, wenn einer von Heirat spricht. Wie du weißt, ruht Vevas Bild bereits seit Jahren in meinem Herzen, und ich bin die Ehe mit Johanna Antscheller erst eingegangen, als Veva unerreichbar für mich zu sein schien. Doch jetzt sind wir beide wieder frei, und es scheint Gottes Wille zu sein, dass wir das eheliche Beilager halten.«
    Die Sympathien des Schwab für den Kaufherrn waren in den letzten Wochen nicht größer geworden. Auch für seinen Geschmack drängte dieser sich seiner Herrin zu sehr auf. Da war ihm ein Freund wie der Ratsherr Arsacius Bart dreimal lieber. Obwohl dieser vom Rat der Stadt als Vevas Vormund eingesetzt worden war, mischte er sich nicht in ihre Geschäfte ein. Am liebsten hätte der Schwab Haselegner ein paar deutliche Worte gesagt, doch er durfte es sich nicht mit ihm verderben.
    Aus diesem Grund nickte er und machte die Geste des Geldzählens. »Ich habe nichts dagegen, wenn sich ein Geschäft für meine Herrin, aber auch für mich lohnt. Ihr habt mir doch zehn Gulden versprochen, damit ich bei meiner Herrin für Euch spreche. Beteiligt mich mit dieser Summe an Eurem Handel. Ist er erfolgreich, bekommen meine Gulden Junge!«
    Geldgieriger Narr, fuhr es Haselegner durch den Kopf. Er lächelte jedoch und klopfte dem Knecht auf die Schulter. »Du bist ein Mann nach meinem Geschmack. Wenn du so weitermachst, kannst du bald deinen eigenen Handel aufmachen.«
    »Da müsste ich erst Lesen und Schreiben lernen«, antwortete der Schwab feixend. »Aber das ist schwer, und so, wie es jetzt ist, ist es mir lieber. Ihr gebt mir immer wieder einmal ein paar Gulden, und ich sorge dafür, dass meine Herrin Euch gerne sieht!«
    Ohne dass der Schwab oder Haselegner es bemerkt hätten, war die alte Lina auf den Flur getreten. Als sie die beiden Männer bemerkte, blieb sie stehen und hörte ihnen fassungslos zu. Für die alte Magd war es noch immer unerträglich, an Ernsts Tod zu denken. Sie hatte ihn schon als Kind wie eine Mutter geliebt und ihm später geholfen, wo sie nur konnte. Jetzt hören zu müssen, dass Haselegner, den sie zutiefst verachtete, dessen Platz als Vevas Ehemann einnehmen wollte, erfüllte sie mit heiligem Zorn.
    Kaum war der Kaufherr gegangen, packte sie den Schwab am Ärmel und beschimpfte ihn wüst. »Du Judas! Du verrätst für ein paar Silberlinge deine eigene Herrin! Da soll doch der Herrgott dreinschlagen und dir die Pest auf den Hals schicken!«
    Der Knecht zuckte im ersten Augenblick zusammen, musste dann aber lachen. »Du hast wohl gelauscht, Lina? Aber bevor du zu plärren anfängst, solltest du mir zuhören. Es ist wahr, dass der Haselegner unbedingt die Veva heiraten will. Aber genauso wahr ist es, dass ich ihm gewiss nicht helfe. Ich tu bloß so, damit er mir sagt, was er vorhat. Eines ist nämlich gewiss: Allein und in der Nacht

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