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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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fragte der Wächter verärgert, denn ihm passte es schon länger nicht, dass sich die Geistlichkeit in seine Belange einmischte.
    »Nein, es war der hochwürdige Herr Doktor Portikus«, gab der Mönch zu.
    »Der hat ohne Brief und Siegel des Rates oder des Herzogs hier überhaupt nichts zu sagen!« Mit diesen Worten schoben die Stadtknechte den Mönch beiseite und deuteten Echle an, dass er passieren könne.
    »Das lasse ich nicht zu!«, schäumte der Mönch. »Ich muss wissen, ob in diesem Packen Lutherdreck steckt.«
    Echle trieb seine beiden Rösser an, drehte sich dann aber noch einmal zu dem Mönch um. »Du kannst ja mitkommen und den Ratsherrn Arsacius Bart auffordern, dir die Pläne zu zeigen. Vielleicht tut er es sogar, schließlich geht es um eine eurer Kirchen.«
    Das war eigentlich als Spott gemeint, doch der Mönch folgte Echle mit den Worten, dass er nicht eher von seiner Seite weichen werde, bis er wisse, was wirklich in dem Päckchen sei.

15.
    D er Mönch begleitete den Augsburger bis zum Haus des Ratsherrn und forderte den Hausknecht dort vehement auf, seinen Herrn zu holen.
    Kurz darauf trat Arsacius Bart auf den Hof und sah Echle verwundert an. »Bringst du so schwere Waren aus Augsburg, Echle, dass du gleich zweispännig hier auffahren musst?«
    Der Bote schüttelte den Kopf. »Für Euch habe ich nur dieses Päckchen mit den Plänen, die Ihr angefordert habt. Doch der da«, er wies mit dem Finger auf den Mönch, »hält sie für Luthersche Schriften und hätte beinahe das Siegel des Hohen Rates von Augsburg erbrochen, um es zu öffnen.«
    Ein Schatten huschte über das Gesicht des Ratsherrn. »Bist du närrisch geworden, Kuttenträger? Wer gibt dir das Recht, dich in Sachen einzumischen, die allein den Rat der Stadt etwas angehen?«
    »Es gilt, das Gift der Ketzerei von den Menschen dieser Stadt fernzuhalten. Diese Pflicht wiegt schwerer als ein Ratsspruch«, trumpfte der Mönch auf.
    Arsacius Bart war kurz davor, seine Knechte zu rufen und den Ordensmann vom Hof jagen zu lassen. Dann aber rief er sich die Macht des Klerus in Erinnerung, der sich mit Sicherheit hinter den Herzog stecken und gegen ihn hetzen würde. Aus diesem Grund atmete er einmal tief durch, zog sein Messer und durchschnitt die Bänder, die das Päckchen zusammenhielten. Als er die Wachstücher aufschlug, hielt er mehrere große Papierbogen in der Hand, auf der zwei kuppelförmige Hauben in verschiedenen Ansichten zu sehen waren.
    »Sieh her«, forderte er den Mönch auf. »Sind das ketzerische Schriften? Das sind Pläne, die der Hohe Rat der Stadt München angefordert hat. Wie du sehen kannst, sind sie für die Turmspitzen der Kirche Unserer Lieben Frau gedacht!«
    Der Mönch warf einen kurzen Blick darauf, verzog enttäuscht das Gesicht und ging davon, ohne ein Wort der Entschuldigung oder wenigstens einen Abschiedsgruß zu äußern.
    »Stoffel!«, brummte der Ratsherr und betrachtete dann die Fässer auf dem Wagen. »Nun, Echle, was hast du sonst noch? Sollten nicht bald auch die Pokale für den Rat kommen?«
    »Die sind ebenfalls auf dem Wagen, Herr Bart. Ich will sie gleich zum Rathaus fahren, damit der Stadtschreiber ihren Empfang quittieren kann.«
    »Du kannst alles bei mir abladen. Ich werde dir deine Papiere abzeichnen, und die Empfänger können die Waren direkt bei mir abholen. Dann kommst du schneller in dein Quartier und kannst dir einen Becher Wein oder einen Krug Bier schmecken lassen.«
    Dem Ratsherrn lag an einem guten Verhältnis mit Augsburg, und daher wollte er nicht, dass Echle zu Hause erzählte, er sei in München schikaniert worden. Aus diesem Grund befahl er seinen Knechten, den Wagen abzuladen, während er die Liste der Waren kontrollierte und abzeichnete. Unterdessen hatte einer seiner Knechte dem Boten einen Krug Bier gebracht, den dieser ohne abzusetzen leer trank.
    Echle bemühte sich, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Zum Glück hatte die Verbohrtheit des Mönchs ihm in die Hände gespielt. Hätte der Kuttenträger sich nicht auf das Päckchen mit den Bauplänen versteift, sondern den Wagen gründlich untersuchen lassen, wäre ihm vielleicht das Versteck aufgefallen, das tatsächlich verbotene Schriften enthielt. Dennoch war ihm klar, dass die Geistlichkeit von München ihn weiterhin verdächtigen würde. Den Klerikern brannten die Flugblätter, die die Unmoral und Verkommenheit der Kirche anprangerten, auf der Seele, und sie setzten alles daran, jene Leute zu finden, die diese in

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