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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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meinen.«
    »Der soll Bier trinken, wie es andere Männer am Morgen tun. Aber bei unserem Herrn muss es ja Wein sein – und gleich gar ein welscher. Der hiesige ist ihm nicht gut genug.« Die Magd maulte noch ein wenig, bequemte sich dann aber doch zu gehen.
    Da sie die Schüssel mit dem Brei in der Küche stehenließ, sagte Echle sich, dass sie gleich zurückkommen würde, und verschob das Gespräch mit Lina auf den Augenblick, an dem die jüngere Magd zum Hausherrn hochsteigen musste.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Schon bald erschien die Frau mit einem irdenen Krug in der Hand. Bevor sie die Küche wieder verließ, tippte Lina sie an. »Wisch dir das Maul ab! Oder willst du, dass der Herr sieht, wer sich an seinen Weinvorräten vergreift?«
    Echle musste lachen, als sich die Magd erschrocken mit dem Ärmel über den Mund fuhr. »Ich hab wirklich nicht viel getrunken. Der Krug war zu voll, und da wollte ich nichts verschütten.«
    »Schau zu, dass du rauskommst! Und dann mach das Bett des Herrn und kehr seine Schlafstube. Danach kommst du zurück und hilfst mir beim Kochen.«
    »Das mach ich, Lina«, rief die andere eilfertig und verschwand.
    »Die hast du dir gut erzogen«, begann Echle das Gespräch.
    Lina wandte sich mit zufriedener Miene zu ihm um. »Das muss auch sein! Ein Gesinde, das nicht am Zügel gehalten wird, frisst und säuft nur und versäumt seine Arbeit.«
    »Wenn das auf mich gemünzt sein soll: Ich mache meine Arbeit zur Zufriedenheit des Rates der Stadt Augsburg und auch zu der der Herren in München!« Echle schnitt sich ein Stück Blutwurst ab und steckte es in den Mund. »Das schmeckt gut«, meinte er, wiegte dann aber nachdenklich den Kopf. »Gehört zu Blutwurst nicht auch ein Stück Leberwurst? Es ist sonst so einseitig, weißt du.«
    »Du wirst schon nicht verhungern!« Murrend holte Lina eine Leberwurst und schnitt ihm ein Stück ab. »Hier! Weil du den Brief des Herrn besorgen sollst, will ich nicht so sein.«
    »Du bist eine patente Frau. Da ist es kein Wunder, dass Ernst Rickinger dir vertraut«, lenkte Echle jetzt das Gespräch in die von ihm gewünschte Richtung.
    »So, tut er das?«
    »Aber freilich! Das letzte Mal hat er zu mir gesagt, wenn ich ihm was mitbringe und er wäre nicht da, soll ich es dir geben.« Echle zwinkerte der Alten verschwörerisch zu und zog dann das Päckchen unter seinem Wams hervor.
    »Das sollst du Ernst geben, wenn er wieder zu Hause ist. Aber geh vorsichtig damit um. Es darf niemand wissen, was darin ist.«
    »Es wird schon was Gescheites sein!«, sagte Lina abfällig, denn sie mochte keine Heimlichkeiten. Doch da Ernst sie darum gebeten hatte, griff sie nach dem Päckchen und legte es neben den Herd. »Ich werde es dem jungen Herrn geben.«
    »Lass es aber niemanden sehen! Es ist ein Geheimnis, von dem nur Ernst etwas erfahren darf!« Echle dachte mit Schrecken daran, dass die alte Magd die verfänglichen Schriften offen neben der Feuerstelle aufbewahren könnte.
    Lina maß ihn mit einem nachsichtigen Blick. »Es wird kein anderer sehen. Jetzt iss auf! Sonst sitzt du Mittag noch da.«
    »Gott bewahre! Ich werde gleich den Brief holen und zum Gasthof zurückkehren. Viel muss ich ja nicht von hier mit nach Augsburg nehmen. Nur herwärts ist mein Wagen immer gut beladen. Aber du könntest mir noch einen Krug Bier einschenken. Die Wurst und das Brot rutschen sonst so schlecht.« Echle hielt Lina den Krug entgegen. Die sah ihn missmutig an und füllte ihn noch einmal zur Hälfte.
    »Jetzt wird es wohl runtergehen!« Sie reichte ihm den Krug, nahm das Päckchen für Ernst und betrachtete es nachdenklich. Dabei interessierte sie sich weniger für den Inhalt als vielmehr dafür, wie sie es vor dem restlichen Gesinde verbergen konnte. Wenn sie es gleich in Ernsts Kammer brachte, würde es möglicherweise eine der jüngeren Mägde finden und aus Neugier aufmachen. Aber da der junge Herr sie zu seiner Vertrauensperson gemacht hatte, wollte sie nichts riskieren. Schließlich beschloss sie, es unter ihren Strohsack zu stecken, und schlurfte davon.
    Echle sah ihr nach und betete, dass alles gutging. Eines aber schwor er sich: So schnell würde er keine Luther-Schriften mehr in diese Stadt schmuggeln. Für die Angst, die er ausstand, war der Krug Bier, den Christoph Langenmantel ihm in Augsburg und Ernst ihm hier in München bezahlte, wahrlich nicht Lohn genug.

17.
    W ährend Korbinian Echle in der Küche des Rickinger-Anwesens frühstückte und dann beim

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