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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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darauf nichts zu sagen. Schließlich stand sie auf und funkelte den Schwab an. »Hast du nicht noch Reisig zu hacken? Und du, Bäuerin, sagst mir jetzt, wo ich mit anpacken kann.«

14.
    A ls der Augsburger Ratsbote und Frächter Korbinian Echle das Neuhauser Tor vor sich aufragen sah, schlug sein Herz so hart, dass er glaubte, es wollte ihm die Brust sprengen. Dabei hatte er diesen Weg schon viele Male gemacht und würde nicht zum ersten Mal verbotene Schriften in die Stadt schmuggeln. Doch der Anblick des in eine braune Kutte gekleideten Mönchs, der neben den vier Torhütern stand und alle, die die Stadt betreten wollten, mit durchdringendem Blick musterte, brachte Echle beinahe dazu, auf der Stelle umzudrehen. Damit allerdings hätte er sich erst recht verdächtig gemacht.
    So nahm er allen Mut zusammen und lenkte seine müden Pferde auf das Tor zu. »Grüß euch Gott, Männer!«, rief er den Stadtknechten zu und hielt sein Gespann vor ihnen an.
    »Grüß dich, Echle. Du bist ja schnell wie ein Pfeil. Kaum hast du München verlassen, bist du schon wieder da.« Einer der Männer trat neben seinen Wagen. »Was hast du geladen?«
    »Silberzeug für den Hohen Rat der Stadt München, damit er seine Gäste ordentlich bewirten kann«, antwortete Echle und zwang sich zu einem Grinsen. »Deswegen bin ich ja auch so schnell wieder hier. In München sind Augsburger Sachen halt sehr begehrt. Mal bestellen die Herren des Hofes einen Haufen, dann wieder will der Hohe Rat etwas von uns und öfter auch einer der reichen Bürger. Da gibt es für einen Fuhrmann wie mich viel zu transportieren.«
    »Hast du auch Schriften dabei?«, mischte sich der Mönch in das Gespräch mit ein.
    »Schriften?« Echle sah ihn treuherzig an. »Wohl, wohl! Ich habe ein Buch dabei, das der herzogliche Hofapotheker bestellt hat. Da sind lauter Pflanzen und so Zeug drin.«
    »Ich meine religiöse Schriften, ketzerische Schriften!«, setzte der Mönch das Verhör fort.
    Mit angewiderter Miene schüttelte Echle den Kopf. »Nein, so was habe ich gewiss nicht bei mir. Ihr könnt ruhig nachsehen, hochwürdiger Bruder!«
    »Das ist unsere Aufgabe!«, sagte der Anführer der Torhüter, um den Geistlichen daran zu erinnern, dass nur die Stadt München das Recht hatte, einkommende Waren zu schätzen und Zoll darauf zu erheben.
    Der Mönch hatte bereits die Hand nach der Plane ausgestreckt, die Echle über seinen Wagen gespannt hatte. Nun machte er widerwillig den Stadtknechten Platz, sah aber genau zu, wie diese die Fracht untersuchten. Die Männer gingen mit der Erfahrung langer Jahre zu Werke und waren so vorsichtig, als hätten sie es mit rohen Eiern zu tun.
    Das Buch, das in Tücher und gewachstes Leinen eingewickelt und in einem kleinen, mit Stroh ausgepolsterten Fässchen verstaut war, reichten sie an den Mönch weiter. Dieser blätterte darin, fand darin aber nur Zeichnungen von Pflanzen und die Beschreibung der Zubereitung von Arzneimitteln und deren Wirkung. Enttäuscht gab er es wieder zurück und bemühte sich, dem Zollschreiber, der den Wert der Waren einschätzte, über die Schulter zu sehen.
    Da stieß er auf einmal einen lauten Ruf aus und zeigte auf ein Bündel, das ebenfalls in Wachsleinen eingepackt war und das Siegel der Stadt Augsburg trug. »Was ist das?«
    »Das sind Pläne, die sich der Hohe Rat der Stadt München aus Augsburg hat kommen lassen. Es geht, wenn ich es richtig verstanden habe, um die Spitzen für die Türme Unserer Lieben Frau.«
    »Ich will sehen, ob das wirklich nur Pläne sind«, erklärte der Mönch, nahm das Päckchen an sich und wollte das Siegel erbrechen.
    »Halt!«, rief Echle empört. »Ein schlichter Betbruder hat nicht das Recht, eine vom Hohen Rat der Stadt Augsburg gesiegelte Botschaft zu öffnen. Das gäbe einen Rechtsstreit, den eure Stadt nur verlieren kann. Auch so käme euch das verdammt teuer! Denkt nur, wie oft ihr Gesandte nach Augsburg schicken müsstet. Zuletzt würden mindestens je drei Herren vom Inneren und vom Äußeren Rat in Augsburg Abbitte leisten und teure Besänftigungsgeschenke übergeben müssen.«
    Trotz dieses Einwands wollte der Mönch das Päckchen aufmachen, doch einer der Torhüter nahm es ihm aus der Hand. »Willst du uns eine Fehde mit Augsburg an den Hals laden?«, fragte er verärgert.
    »Es ist meine Aufgabe, nachzusehen, ob in diesem Packen ketzerische Schriften versteckt sind.«
    »Wer hat dich beauftragt? Der Rat der Stadt München oder gar Seine Gnaden, der Herzog selbst?«,

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