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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erweisen konnte.
    Aus diesem Grund beschloss Haselegner, so rasch wie möglich nach München zurückzukehren. Die Geschäfte, die er hatte tätigen wollen, übertrug er dem darob sichtlich geschmeichelten Antscheller. Doch er sagte sich, dass die paar Gulden, die er dem Innsbrucker Kaufmann dafür als Anteil lassen musste, durch Leiberts Vermögen mehr als aufgewogen würden.

4.
    I n München lief alles seinen gewohnten Gang. Die Menschen arbeiteten, gingen in die Kirche und sündigten zur Freude der Geistlichkeit, die ihnen dafür mit einer Hand alle Strafen der Hölle androhte und mit der anderen Ablassbriefe verkaufte. Selbst diejenigen, die als Knecht oder Magd in Diensten standen, kratzten ihre letzten Kreuzer zusammen, um mit dem begehrten Zettel ein Anrecht auf die ewige Seligkeit zu erwerben.
    Schlimm war es für diejenigen, die kein Geld erübrigen konnten, denn sie sahen unweigerlich das Reich des Satans vor sich. In jenen Häusern, in denen die Besitzer, anstatt zu den Mahlzeiten ein Dankgebet zu sprechen, alle Höllenstrafen an die Wand malten, war der Druck besonders groß. Das bekam auch Rosi zu spüren, obwohl der Meister ein eher gemütlicher Mann war und ihr und den anderen Mägden gelegentlich einmal zum Scherz auf den Hintern klopfte. Mehr durfte er jedoch nicht wagen, denn Frau Anna herrschte wie ein Racheengel über das Haus. Die Meisterin entdeckte jede Verfehlung und bestrafte sie unnachsichtig. Dazu war sie übermäßig geizig und drängte ihren Mann, beim Backen seiner Brote und Semmeln nicht zu viel Mehl zu nehmen. Daher erreichten die Laibe häufig nicht das Maß, welches die Stadt vorgeschrieben hatte, und waren unverkäuflich. Diese verwendete die Meisterin für den eigenen Haushalt.
    Vor allem aber sparte Frau Anna beim Gesinde. Es gab kaum einen Monat, in dem ein Knecht oder eine Magd im Haus den vollen Lohn erhielt. Stets behielt sie einen Teil des Geldes zur Strafe für angebliche oder echte Verfehlungen ein und drängte alle Mitglieder ihres Haushalts einschließlich des Gesellen und der beiden Lehrlinge ihres Mannes, genug in den Klingelbeutel zu legen, der bei jeder Messe durch die Kirche getragen wurde.
    Für Rosi waren diese Forderungen doppelt schlimm, denn sie vermochte kaum Geld zu sparen, um der Meisterin irgendwann einmal den Dienst aufsagen zu können. Da die meisten Kaplane von Sankt Peter auch für die Beichtzettel Geld verlangten, hatte sie es sich trotz ihrer Abneigung gegen Pater Hilarius angewöhnt, bei diesem zu beichten, denn er gab ihr bereitwillig das begehrte Papier. Um ihrer Sünden ledig gesprochen zu werden, musste sie sich jedoch regelmäßig mit ihm in der Allerheiligenkirche treffen. Auch an diesem Tag schlüpfte sie nach dem Feierabend aus dem Haus, um bei Pater Hilarius eine ganz spezielle Art der Beichte abzulegen.
    Dieses Mal hatte er sie in einen kleinen Anbau des Klosters der Klarissinnen befohlen, der so versteckt lag, dass niemand sie beobachten konnte. Das alte Gemäuer hatte nur ein paar Luftlöcher hoch unter dem Dach. Die Tür war fest und wurde mit einem eisernen Riegel gesichert, den der Pater, nachdem Rosi in den Raum geschlüpft war, sogleich vorlegte. Da eine Laterne brannte, konnte Rosi sehen, dass er eine Decke auf dem Boden ausgebreitet hatte. Er wirkte angespannt und kaute auf seinen Lippen herum.
    Inzwischen war Hilarius zu einer Entscheidung gelangt. »Zieh dich aus! Ich will dich nackt sehen.«
    »Aber das geht doch nicht!«
    »Es muss gehen!« Der Mönch packte sie und versuchte ihr mit vor Erregung zitternden Fingern das Mieder zu öffnen. Aus Angst, er könnte ihre Kleidung zerreißen, schob Rosi ihn weg und begann, sich zu entkleiden. Das hatte sie noch nie vor einem Mann getan. Zwar hatte Ernst Rickinger sie auf dem Heuboden ausgezogen, aber da war es zu dunkel gewesen, als dass er viel hätte sehen können. Die anderen, für die sie bisher die Beine breit gemacht hatte, waren damit zufrieden gewesen, wenn sie ihre Röcke weit genug hochgeschlagen hatte. Doch sich selbst bei Licht splitternackt ausziehen zu müssen erfüllte sie mit Scham. Außerdem war es eine schwere Sünde, von der vielleicht sogar Hilarius sie nicht mehr freisprechen konnte.
    Dieser sah ihr erwartungsvoll zu und spürte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Schon seit Tagen träumte er nachts davon, mehr mit ihr zu tun, auch wenn das, was er sich wünschte, eine weitaus schlimmere Verfehlung war als jene, die er bereits begangen hatte. Als ihr letztes

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