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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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er lachen oder weinen sollte. »Das war klar und deutlich, Antscheller. Ihr werdet erlauben, dass ich Euer Haus verlasse, denn ich will Euch nicht länger belästigen.«
    »Du kannst ruhig bleiben. Als Sohn meines Geschäftsfreundes Eustachius Rickinger bist du mir willkommen. Nur zum Schwiegersohn taugst du mir halt nicht!« Antscheller wollte nicht, dass Ernst im Unfrieden von ihm schied, denn dafür verdiente er zu gut am Handel mit dessen Vater.
    Auch Haselegner versuchte, Ernst zu halten. »Jetzt bleib doch da!« Leise fügte er hinzu: »Die Suppe wird nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Zeig dem Antscheller, wie du wirklich bist, und er wird es sich schon überlegen.«
    »Es gibt auch anderswo Jungfrauen zum Heiraten. Da muss ich nicht bis in Tirolerische reisen!« Ernst war beleidigt und wütend, weil sein Vater ihn hierhergeschickt hatte. Dieser hätte den alten Antscheller doch besser kennen müssen. Ohne einen Schluck Wein getrunken zu haben, kehrte er dem Hausherrn den Rücken zu und verließ mit hoch erhobenem Kopf die Stube.
    Als er durch die Tür auf die Straße trat, sahen ihm die Antscheller-Töchter durch die Butzenscheiben des Fensters nach.
    »Schade, dass der Vater ihn nicht haben will. Er ist ein schmucker Bursch«, seufzte Josefa.
    »Ich weiß nicht«, wandte ihre Schwester ein. »Du hast ja gehört, dass er ein ganz ein Wilder sein soll, der nicht einmal vor einem hochwürdigen Herrn Pfarrer haltmacht. Mit so einem kannst du mir vom Leib bleiben. Der ist ja fast noch schlimmer als der Luther, der dem Heiligen Vater in Rom den Gehorsam aufgekündigt hat und jetzt so schlecht über ihn schreibt.«
    »Ich hätte mir den Mann schon gezogen«, seufzte Josefa und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Zimmer, in dem Haselegner bei ihrem Vater und Bruder saß. »Vielleicht beißt der andere an. Zeit wär’s für mich zu heiraten.«
    »Für mich erst recht. Schließlich bin ich die Ältere von uns beiden.« Johanna seufzte, denn ihren abwertenden Worten zum Trotz hatte Ernst ihr gefallen, und im Ehestand wurden die Männer meist vernünftig. Jetzt hieß es weiterhin warten, bis sich ein neuer Freier einfand, den der Vater als Schwiegersohn akzeptierte.

3.
    N achdem Ernst gegangen war, herrschte Stille in der Stube. Antscheller presste die Hand um den Zinnbecher, so dass die Knöchel weiß hervortraten, während sein Sohn sich im Hintergrund hielt und mit keiner Miene verriet, ob er das Urteil des Vaters über Ernst teilte oder missbilligte.
    Schließlich brach Haselegner das Schweigen. »War es wirklich nötig, dem jungen Rickinger die kalte Schulter zu zeigen, Antscheller? Das wird auch seinen Vater ärgern. Außerdem wär’s keine Schande für eine deiner Töchter, die Rickingerin von München zu werden. Der kleine Ärger, den sich der Ernst mit den Geistlichen eingehandelt hat, wäre nach der Heirat gewiss bald vergessen.«
    Friedrich Antscheller nickte unwillkürlich, als wolle er dem Sprecher zustimmen. Sein Vater hingegen schüttelte den Kopf. »In einer Zeit, in der sogar ein einfacher Mönch wie dieser Luther die Herrschaft des Papstes angreift, welcher von unserem Herrgott selbst zum Oberhaupt unserer heiligen Kirche ernannt worden ist, will ich einen Eidam haben, der die Geistlichkeit ehrt!«
    Antscheller machte eine Handbewegung, die unmissverständlich zeigte, dass er nichts mehr von dieser Sache hören wollte, und sah Haselegner auffordernd an. »Sollte dir daran gelegen sein, kannst du eine meiner Töchter heiraten. Ich gebe meiner Älteren fünftausend Gulden mit und der Jüngeren dreitausend. Dazu kommt noch die Aussteuer, die einer Antscheller-Tochter aus Innsbruck zusteht.«
    Fünftausend Gulden waren nicht wenig, und zu anderen Zeiten hätte Haselegner es gewiss in Erwägung gezogen. Doch er dachte an Veva, die als Erbin ihres Vaters ein Vielfaches dieser Mitgift in die Ehe mitbringen würde.
    Seufzend schüttelte er den Kopf. »Mir pressiert es nicht so mit dem Heiraten, Antscheller. Gut Ding will Weile haben.«
    »Dir geht es ums Geld, nicht war? Tausend Gulden tät ich vielleicht noch drauflegen. Mehr aber nicht!« Antscheller zeigte deutlich seinen Unmut. In seinen Augen war Haselegner ein guter Geschäftspartner, den er gerne noch enger an sich gebunden hätte. Doch der Mann war heikel und würde seine Braut nur nach der Höhe ihrer Mitgift aussuchen. Daher wechselte er das Thema. »Wie ist das eigentlich mit dem Leibert? Wenn sein Sohn tot ist, wird wohl die

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