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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hemd zu Boden rutschte, ließ er seinen Blick so über ihren Leib wandern, als müsse er sich jede Handbreit davon einprägen.
    Rosi hatte eine leicht untersetzte Figur, einen gut geformten Busen mit blassen Spitzen und breite Hüften. Obwohl sie vor Scham und Angst zu vergehen schien, fand er sie schöner als die Statuen der nackten Göttinnen, die er auf seiner Pilgerfahrt nach Rom zu Gesicht bekommen hatte.
    »Leg dich hin! Diesmal möchte ich es richtig machen.« Hilarius zuckte beim Klang seiner eigenen Stimme zusammen. War er es gewesen, der Rosi im barschen Ton dazu aufgefordert hatte? Er sah, wie das Mädchen unglücklich auf die Decke starrte und sich nur zögernd darauf niederließ. Obwohl er begriff, dass das, was er tat, nicht gut war, gab es nun kein Zurück mehr für ihn. Einige Augenblicke lang war nur das hastige Atmen der beiden zu hören, dann war es vorbei.
    »Hochwürdiger Vater, bitte, lasst ab von mir«, flüsterte Rosi, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Hilarius erhob sich linkisch. Seine Gier war verflogen, und er starrte die weinende Magd an. »Es … es tut mir leid«, presste er hervor.
    »Ihr hattet doch, was Ihr wolltet«, fauchte Rosi, während sie aufstand und sich anzuziehen versuchte.
    »Ja, das, was ich wollte, habe ich. Aber ich sehne mich nach mehr! Ich will, dass du mir ganz gehörst – mit Haut und Haaren und deinem wunderschönen Leib!« Hilarius trat auf sie zu, umfasste ihre Schultern mit beiden Armen und zog sie an sich. Dann drückte er die Lippen auf ihre Wangen, ihren Mund und jeden Winkel ihres Gesichts.
    »Du bist wunderbar! Ich wünschte, wir könnten zusammenbleiben und in ewiger Seligkeit leben«, stieß er hervor.
    »Ihr meint, in ewiger Geilheit! Aber ihr Pfaffen könnt nur an fremde Pforten klopfen und sich ihrer bedienen. Wir Frauen sind für euch nicht mehr als eine lässliche Sünde, für die ihr mit einem verschämten Vaterunser büßt, während ihr uns mit den Pforten der Hölle droht und harte Strafen auferlegt. Dabei seid ihr diejenigen, die Gottes Wort hohnsprechen. Eure Seelen müssten am Jüngsten Tag in die Tiefen der Hölle geworfen werden. Das wäre gerecht!«
    Mit dem Zorn war auch Rosis Wut gewachsen, und sie schrie Hilarius ihre Anklagen ins Gesicht.
    Dieser starrte sie verwirrt an. »Sei still! Wenn uns jemand hört …«
    »… komme ich als Metze an den Schandpfahl und werde mit Ruten gestrichen, während Ihr Euch unschuldig geben und behaupten werdet, ich hätte Euch verführt.«
    »Bei Gott, das meine ich nicht! Deine Worte greifen die Diener der heiligen Kirche an, und du weißt, welche Strafe darauf steht. Denke nur an Ernst Rickinger. Doktor Portikus lauert darauf, ihn in eine Falle zu locken und dem Richter auszuliefern. Er muss aber auf den Stand des jungen Rickingers als Bürgersohn dieser Stadt Rücksicht nehmen. Dich könnte er unbedenklich vor Gericht zerren und zu Hieben und zur Brandmarkung verurteilen lassen. Er würde es umso lieber tun, da er damit auch Ernst Rickinger treffen kann. Oder würdest du etwa nicht unter der Folter zugeben, mit ihm gebuhlt zu haben?«
    »Ihr seid beide des Teufels!«, zischte Rosi leise. Allerdings verstand sie die Warnung und zog sich schweigend an.
    Hilarius schlüpfte neben ihr in seine Kutte und kämpfte mit seinen Gefühlen. Der Gedanke, dass Rosi sich nun vor ihm ekelte, tat ihm beinahe körperlich weh. Trotzdem verspürte er den Wunsch, diesen Abend zu wiederholen, koste es, was es wolle.
    »Du wirst am Sonntag wieder bei mir beichten. Ich bin im mittleren Beichtstuhl auf der linken Seite. Wage es nicht, zu einem anderen Beichtiger zu gehen!«
    Er schämte sich selbst für diese Drohung und wusste gleichzeitig, dass er bis zum Sonntag vor Sehnsucht nach ihr fast vergehen würde.
    »Ihr habt wohl Gefallen daran gefunden, aber ich spucke darauf. Ihr seid«, Rosi hob den Kopf, bis sie auf Hilarius herabschauen konnte, »ein erbärmlicher Liebhaber, der keiner Frau Vergnügen bereiten kann. Ernst Rickinger, den Ihr vorhin erwähnt habt, ist da schon ein ganz anderer Mann.«
    Mit diesen Worten wandte sie ihm den Rücken zu, ging zur Tür und zog den Riegel zurück. Nach einem prüfenden Blick ins Freie schlüpfte sie hinaus und verschwand in der Dunkelheit.
    Sie hatte Hilarius in seiner männlichen Eitelkeit verletzen wollen. Doch dieser sah ihr mit einem sehnsuchtsvollen Ausdruck nach, nahm dann seine Laterne und ging mit schweren Schritten davon. Er wusste, dass er gesündigt

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