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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aufsuche?«
    »Nun, Rickinger, wenn du meinen Bruder besuchen willst, ist es was anderes. Aber wenn du zu mir kommst, dann heißt es gleich, du wolltest …« Die Frau brach ab und senkte scheinbar schamhaft den Kopf, beobachtete den Mann aber aus den Augenwinkeln.
    Rickinger antwortete mit einer verächtlichen Handbewegung. »Lass die Leute doch reden! Ich bin mein eigener Herr und kann tun, was ich will.«
    »Aber mir wär’s nicht recht, wenn ich in einen falschen Verdacht geraten würde!«
    »Ich bin Witwer und kann mir wohl eine Wittib anschauen, ob sie mir zum Heiraten taugt!«
    »Zum Heiraten?« Susanne Striegler tat überrascht, bedachte den Mann jedoch mit einem bewundernden Augenaufschlag. »Ausgerechnet du, ein so stattlicher Mann, der in der Stadt viel gilt, willst mich heiraten?«
    Jetzt straffte auch Rickinger den Rücken und zog den Bauch ein. »Du findest mich stattlich?«
    Eitel ist er also auch, fuhr es Susanne durch den Kopf, während sie eifrig nickte. »Ja freilich! Gegen dich kommen viele Jüngere nicht an. Mein Mann, Gott hab ihn selig, hat nicht einmal bei unserer Hochzeit so gut ausgesehen wie du jetzt.«
    Rickinger sog das Lob wie Honig in sich ein und ließ es sich nicht nehmen, Susanne nach Hause zu begleiten. Damit brachte er deren Bruder und ihre Schwägerin in arge Verlegenheit, denn die beiden wussten nicht recht, was sie einem so reichen, hochangesehenen Bürger als Brotzeit und Trunk vorsetzen sollten. Als sie sein Interesse an ihrer Verwandten bemerkten, gingen sie ihm in einer Weise um den Bart, die Rickinger als übertrieben und falsch erkannt hätte, wäre er nicht bereits in die Witwe verliebt gewesen. Doch in der rosaroten Wolke, in die er sich gehüllt hatte, ließ er sich ihre Liebedienerei gefallen und war zuletzt so weit, dass er Susanne am liebsten auf der Stelle geheiratet und mit nach Hause genommen hätte.

7.
    D er Abend dämmerte bereits, als Rickinger widerstrebend von seiner neuen Liebe schied und sich auf den Heimweg machte. Seine Gedanken kreisten um Susanne, die er so bald wie möglich heimführen wollte. Als er in den Hof seines Anwesens trat und dort Ernst gegenübersah, fühlte er sich schmerzhaft in die Wirklichkeit zurückgestoßen.
    »Du bist schon zurück?«, fragte er seinen Sohn unfreundlich. Ernst blickte ihn verwundert an. »Gerade eben bin ich angekommen! Ich habe noch ein paar Tage in der Gegend verbracht, in der Bartl ermordet worden ist. Aber es gibt keinen Hinweis, wohin die Schurken verschwunden sein könnten.« Er ballte die Fäuste, als wolle er die Mörder seines Freundes eigenhändig niederschlagen.
    Sein Vater hatte beinahe vergessen, dass es je einen Bartl Leibert gegeben hatte. »Was soll der Unsinn, sich im Gebirge herumzutreiben? Ist das deine Ansicht von Arbeit? Das werde ich dir schon austreiben! Was ist übrigens mit dem Antscheller? Heiratest du eine seiner Töchter?«
    »Mein Ruf ist ihm zu schlecht, als dass er mir eine von ihnen geben würde, hat er gesagt. Ich bin also umsonst nach Innsbruck geritten.« Ernst war der Ärger über die unerwartete Zurückweisung deutlich anzumerken.
    Eustachius Rickinger lachte hart auf. »Du hast ja auch gründlich dafür gesorgt, dass du in Verruf gekommen bist. Da brauchst du dich nicht zu wundern, wenn dir die Hochzeiterinnen ausbleiben. Übrigens werde auch ich wieder heiraten!«
    Verdattert starrte Ernst seinen Vater an. »Ihr wollt heiraten, Herr Vater?«
    »Hast du was dagegen? Du glaubst wohl, ich sei ein Tattergreis, der nicht mehr zur Ehe taugt. Aber ich bin noch nicht so alt, dass ich nicht mehr meinen Mann stehen könnte.«
    Ernst hob beschwörend die Hände. »Freilich habe ich nichts dagegen, Herr Vater! Mich würde es freuen, wenn Ihr eine Frau fändet, die gut zu uns passt. Außerdem brauche ich dann vielleicht nicht so rasch zu heiraten.«
    Rickinger fiel nun erst so richtig auf, was für ein schmucker junger Bursche vor ihm stand, und er empfand mit einem Mal brennende Eifersucht. Wenn er Susanne heimführte, musste er Ernst vorher aus dem Haus schaffen. Seinem Sohn fiel es allzu leicht, Frauen für sich einzunehmen, und die Gefahr, dass Ernst sich seiner Zukünftigen in einer Weise näherte, die ihm missfiel, erschien ihm groß.
    »Nichts da! Unser Hochwürden hat gesagt, die einzige Möglichkeit, dich von deinem sündigen Tun zu heilen, ist eine Heirat. Nachdem es mit der Antscheller-Tochter nicht geklappt hat, wirst du eben eine andere heimführen.« Rickinger rieb sich

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