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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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unbewusst die Hände, denn er hatte sich an Leiberts letzten Besuch erinnert und sein halbes Versprechen, Ernst mit dessen Tochter zu verheiraten.
    Ernst wunderte sich. Hatte sein Vater eben direkt feindselig geklungen, hörte er sich nun sehr zufrieden an.
    »Ich weiß auch schon, wen du heiraten wirst«, fuhr Rickinger fort. »Es ist nicht nur eine passende Heirat, sondern bringt dir ein Vermögen ein. Dann ist genug zum Verteilen da, falls mir meine neue Frau noch Kinder gebären sollte.«
    »Welche Jungfer soll ich nehmen? Oder soll es eine Witwe sein?« Ernst wusste nicht so recht, ob er lachen oder weinen sollte. Sein Vater und er hatten sich nie besonders nahegestanden, doch jetzt spürte er, dass sie noch weiter auseinandergerückt waren. Schon jetzt galten dem Vater Sprösslinge aus einer neuen Ehe, die noch nicht einmal geschlossen war, mehr als er selbst, und die Bemerkung, dass später mehr zum Teilen da sei, wies darauf hin, dass nicht er, sondern die Söhne aus zweiter Ehe das erste Anrecht auf das Erbe haben würden. Ihn selbst wollte der Vater mit der Mitgift seiner zukünftigen Frau abfinden. Noch während er sich fragte, welches Mädchen so viel in die Ehe mitbringen würde, sprach sein Vater den Namen aus.
    »Du bekommst die Genoveva Leibert. Ich bin mit ihrem Vater bereits einig. Allerdings werdet ihr in der ersten Zeit nicht in München wohnen, sondern nach Augsburg gehen. Du wirst dort beim ehrengeachteten Herrn Jakob Fugger arbeiten und mit seiner Hilfe dort ein Kontor für mich einrichten. Mir werden die Steuern hier in München allmählich zu viel!«
    »Die Veva soll’s sein?«, fragte Ernst verblüfft. Von allen Mädchen, die es in ihrer Bekanntschaft gab, hätte er an sie zuletzt gedacht. Doch die Miene seines Vaters verriet ihm, dass es diesem vollkommen ernst war.
    »Passt dir meine Wahl etwa nicht?«, fragte Eustachius Rickinger mit einem scharfen Unterton.
    Nun hob auch Ernst die Stimme. »Was ist mit ihrer Gefangenschaft bei den Räubern?«
    Sein Vater winkte ab. »Was kann das Mädel dafür, wenn ihm so etwas passiert ist? Außerdem wirst du sie nicht gleich morgen heiraten, sondern erst einmal nach Augsburg reiten und dich dem Fugger vorstellen. In zwei Monaten kannst du dann die Veva freien und mit nach Augsburg nehmen. Bis dorthin habe ich die Susanne geheiratet, und alles hat seine Ordnung.«
    »Also Susanne heißt Eure Braut.« Ernst durchforstete sein Gedächtnis, doch ihm fiel keine Frau passenden Alters ein, die so hieß.
    »Es ist die Striegler Susanne. Sie war in Dachau verheiratet und ist letztens Wittib geworden. Jetzt lebt sie wieder in München, und so sind wir zusammengekommen. Sie ist ein strammes Weib und jung genug, um noch Kinder zu kriegen.«
    »Dann wünsche ich Euch viel Glück!« Ernst war klar, dass jedes weitere Wort vergebens sein würde. Sein Vater hatte sich entschlossen, diese Frau zu heiraten, und selbst der Herzog würde ihn davon nicht abhalten können. Nun erinnerte er sich auch wieder an das Weib. Sie war nur ein paar Jahre älter als er und schon damals für ihr bissiges Mundwerk bekannt gewesen. Unter diesen Umständen durfte er froh sein, nicht mit ihr unter demselben Dach leben zu müssen.
    Unterdessen fiel Eustachius Rickinger ein, dass er Vevas Vater von seinen Plänen informieren musste, und er rief einen Knecht zu sich, der ihn mit einer Laterne begleiten sollte.
    »Es dämmert zwar erst, aber es könnte spät werden, bis ich zurückkomme. Du kannst derweil schon heraussuchen, was du für die Reise nach Augsburg brauchst«, beschied er seinem Sohn und ging mit langen Schritten davon.
    Ernst sah ihm kopfschüttelnd nach. Nun benahm auch sein Vater sich wie die meisten alten Männer, die einen zweiten Frühling in sich aufsteigen fühlten. Doch musste er ihn deswegen gleich zwingen, die Veva zu heiraten? Sie war recht ansehnlich und würde ein reiches Erbe erhalten, aber er hatte sie immer als arg langweilig und übertrieben tugendsam empfunden. Außerdem lief sie wie die meisten Weiber dauernd in die Kirche. Schon bei der Vorstellung, sie könne auf einen Geistlichen wie Pater Remigius hereinfallen und diesem die Schenkel öffnen, hob sich sein Magen. Wenn Veva seine Frau wurde, würde er ihr den Kirchgang und die Beichte verbieten müssen, wenn er sicher sein wollte, dass ihre Kinder auch die seinen waren. Im nächsten Moment war ihm jedoch klar, dass er dies natürlich nicht tun durfte, sonst würden sein Weib und er als Ketzer verhaftet und

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