Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Doktor Thürl es so will.«
    »Es heißt: Doktor Portikus!«, wies der Mönch ihn zurecht.
    »Sein Vater hat noch Thürl geheißen und war ein ehrlicher Handwerker. Aber der Name ist dem studierten Herrn halt nicht gut genug, und so hat er einen lateinischen haben müssen. Aber deswegen ist er auch kein besserer Mensch!«
    »Wenn du weiterhin so daherredest, werde ich dich dem hochwürdigen Herrn Doktor melden.« Der Mönch war in Zorn geraten und ging mit erhobener Faust auf den Stadtknecht los.
    Dieser legte mit einer verächtlichen Geste die Rechte auf den Knauf seines Schwertes. »Sei ja vorsichtig! Ich bin eine Amtsperson, und wenn du aufmüpfig wirst, muss ich dich in die Arrestzelle sperren. Dann kann dich dein Doktor Thürl morgen früh auslösen.«
    »Willst du mich hier in der Kirche bedrohen?«, fuhr der Mönch auf.
    »Was heißt in der Kirche? Ich stehe draußen!« Um seine Worte zu bekräftigen, trat der Stadtknecht einige Schritte zurück. Der aufgebrachte Mönch folgte ihm ins Freie und schimpfte wie ein Rohrspatz.
    Ernst schlich zur Pforte und sah, wie die beiden Streithähne mit den Fäusten herumfuhrwerkten und sich gegenseitig beleidigten. Da sie nicht auf ihre Umgebung achteten, huschte Ernst ins Freie und trat in den Schatten des Kirchturms. Angespannt drehte er sich um, stellte aber erleichtert fest, dass keiner der beiden ihn bemerkt hatte. Sachte, um sich nicht durch das Geräusch seiner Schritte zu verraten, ging er davon und atmete erst auf, als er den Schrannenplatz erreicht hatte. Zwar befand sich hier das Wachlokal der Stadtknechte, aber er beschloss dennoch, den Rest seiner Schriften genau an diesem Ort dem Wind zu überlassen. Der Mut, noch einmal in eine Kirche oder gar in den Dom Unserer Lieben Frau einzudringen, war ihm abhandengekommen.
    Als er kurz darauf die Tür seines Vaterhauses hinter sich schloss, wurde ihm bewusst, dass die Zeit solcher Scherze für ihn vorüber war.

[home]
Vierter Teil
    Augsburg

1.
    V eva trat in die Knechtkammer, in der der Schwab auf einem Schemel saß und einen Korb reparierte. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht, und seine Miene verriet, dass er immer noch Schmerzen hatte. Zornig kam sie auf ihn zu und nahm ihm den Korb ab.
    »Bist du närrisch? Wenn deine Wunde noch einmal aufbricht, kann es dein Tod sein!«
    »Aber ich kann doch nicht hier herumliegen wie ein morsches Stück Holz!«
    »Du wirst so lange hier liegen und nichts arbeiten, bis ich dir sage, dass du aufstehen darfst. Und jetzt ab ins Bett! Oder willst du, dass es dir wieder so geht wie letzte Woche?«, wies Veva ihn scharf zurecht.
    Der Schwab zog den Kopf ein. Vor ein paar Tagen hatte er versucht, für Cilli einen neuen Kochlöffel zu schnitzen, und dabei hatte sich seine Wunde wieder geöffnet.
    »Dem Herrn ist’s sicher nicht recht, wenn ich nichts tue«, antwortete er schwächlich, legte sich aber hin.
    »So ist’s brav! Mein Vater hat nichts davon, wenn du in deinem Zustand arbeitest und dadurch längere Zeit ausfällst. Hast du mich verstanden? Wir brauchen einen gesunden Knecht, aber keinen, der aus eigener Dummheit heraus zu Schaden kommt.«
    Mit einem hilflosen Grinsen blickte der Schwab zu Veva auf. »Es ist weniger der Ehrgeiz als die Langeweile. Ich habe mein Lebtag die Hände gerührt. Jetzt lieg ich da und bin zu nichts nütze.«
    Veva verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte streng auszusehen. »Du nützt uns mehr, wenn du dich bemühst, bald wieder gesund zu werden. Außerdem kann der Sepp auch einmal was tun!«
    Sie wusste wohl, dass Sepp, der zweite Hausknecht, alle unangenehmen Arbeiten auf den Schwab abgeschoben hatte und dies nun auch bei den Mägden versuchte. Diese husteten ihm jedoch etwas, und daher blieb so manches ungetan.
    Der Schwab musste lachen. »Dem Sepp gefällt nicht, dass ich hier herumliege. Er schimpft immer wieder und hat mich einen faulen Hund genannt.«
    »Wenn er das noch einmal sagt, kriegt er es mit mir zu tun!« Vevas Stimme klang so energisch, dass der Schwab seinen Kollegen beinahe bedauerte. Die junge Herrin würde schon dafür sorgen, dass der Knecht die ihm übertragenen Arbeiten erledigte. In der Hinsicht war der Schwab froh, dass Leibert Veva nicht, wie ursprünglich geplant, wieder nach Pewing geschickt hatte.
    »Ich sehe mir jetzt deine Verletzung an. Wehe, es ist dir durch deine Dummheit etwas passiert!«
    Vevas Drohung schreckte den Knecht nicht, denn mehr, als ihn ins Bett zu schicken, konnte sie

Weitere Kostenlose Bücher