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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Wasser, um den Schmutz der Reise abwaschen zu können, doch schien es ihr zweifelhaft, dass in all diesem hektischen Durcheinander jemand Zeit finden würde, sich ausgerechnet um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Sie würde sich also bis zum nächsten Tag gedulden müssen, ja vielleicht sogar bis zu ihrer Rückkehr in die domus, die glücklicherweise schon für übermorgen geplant war. Auch mit einem Abendmahl war im Augenblick wohl nicht zu rechnen. Glücklicherweise hatten sie noch vor ein paar Stunden in einem kleinen Dorf Halt gemacht, um etwas Obst und Brot zu verzehren.
    » Meint ihr, meine Mutter kommt heute Abend noch, um uns zu begrüßen? « Es gelang Olivette nicht ganz, die Enttäuschung aus ihrer Stimme zu verdrängen. Rosa stieß ein verärgertes Murren aus, während sie versuchte, eine Runde in dem Zimmer zu drehen, das für diese Zwecke aber zu sehr mit Möbeln vollgestellt war.
    » Sie sollte kommen und das Brot mit uns brechen, wenn Ursanne nicht hier ist. «
    Adelind streckte sich auf dem Bett aus, versank in die wohltuende, weiche Tiefe der Matte.
    » Ich fürchte, Brot bekommen wir heute keines mehr. Und Esclarmonde hat wichtige Dinge zu besprechen. Guilhabert de Castres ist vermutlich schon hier, ebenso wie Benoît de Termes, der Diakon von Razès. «
    Sie schloss für einen Moment die Augen, wünschte sich, ihre sociae würden endlich Ruhe geben. Der morgige Tag konnte anstrengend werden, und sie sehnte sich danach, im Dunkeln mit ihren Gedanken allein zu sein.
    » Wen hat die katholische Kirche denn geschickt? « , fragte Olivette auch schon.
    » Diego, Bischof von Osma, einen seiner Kanoniker namens Dominique de Guzmán, der bereits in unseren Landen herumgezogen ist, um vermeintliche Ketzer zu bekehren, und in der Nähe von Fanjau sogar ein Kloster für reumütige Frauen gegründet hat. Außerdem weitere Bischöfe und Mönche. Und es wird ein gewisser Durand de Huesca erwartet. Er gehört einer anderen Religionsgemeinschaft an, die den Heuchlern in Rom ebenfalls missfällt. «
    Rosa beendete ihre energisch vorgetragene Rede und setzte sich endlich auf das Bett, um ihre Schuhe abzustreifen. Olivette stand nur stumm da, sichtlich beeindruckt von dem Erinnerungsvermögen ihrer socia. Sie musste einige dieser Namen bereits gehört haben, als von dem Konzil gesprochen wurde, doch war sie nicht in der Lage gewesen, aus gelegentlichen Erwähnungen in ihrem Kopf eine ganze Liste von Teilnehmern zusammenzustellen. Adelind staunte ebenfalls über Rosas schnelles Begriffsvermögen, doch störte sie der hochmütige Gesichtsausdruck ihrer Gefährtin. Würde Rosa jemals begreifen, dass sie auch von Olivettes Bescheidenheit und Sanftmut lernen konnte?
    » Wir werden morgen sehen, wer alles anwesend ist « , sagte sie, um das Gespräch zu einem Ende zu bringen. » Jetzt sollten wir uns niederlegen, damit wir genug Kraft für die bevorstehende Auseinandersetzung haben. «
    Es erstaunte sie selbst, dass beide sociae ihrem Vorschlag sogleich Folge leisteten. Bald schon lagen sie in ihren Unterkleidern nebeneinander auf einer Matte, die viel weicher war als in der domus. Rosa schnarchte unangenehm laut. Olivette zog sich an den äußersten Rand zurück und wagte es nicht, mehr als nur einen Zipfel der Wolldecke zu beanspruchen. Adelind bedeckte das Mädchen mit dem ihm zustehenden Drittel, sobald es eingeschlafen war. Dann schloss auch sie ihre Augen. Obwohl sie ahnte, dass der bevorstehende Tag von entscheidender Wichtigkeit für die Zukunft der domus sein konnte, fiel sie sehr schnell in das tiefe, erlösende Reich des Schlafs.
    Sie wurden bereits im Morgengrauen geweckt. Diesmal brachten zwei Mägde ihnen einen Bottich mit Wasser, sodass sie sich nacheinander waschen konnten. Dann wurden sie wieder durch die verwinkelten Gänge gelotst, bis sich schließlich ein mittelgroßer Raum auftat, wo ihnen bereits einige bekannte Gesichter entgegenblickten. Der Graf de Foix saß zwischen seiner Schwester und ihrem ältesten Sohn. Adelind bemerkte erleichtert, dass Esclarmonde Olivette nun mit einem begrüßenden Lächeln zur Kenntnis nahm. Sie selbst ging vor dem Grafen ehrerbietig in die Knie, Rosa verweigerte diese Begrüßung, da er nach ihrem Ermessen wohl nur einer der Gläubigen war, der ihnen als Perfachas Ehrerbietung schuldete. Raimond-Rogièr de Foix nahm es hin, doch fiel Adelind auf, dass Esclarmondes dichte Brauen sich über ihren Augen ein klein wenig verengten. Sie überlegte, ob sie nicht ein paar

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