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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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bereits erschöpft schliefen, schickte Rosa los, um die Brüder zu benachrichtigen, und bereitete den Aufbruch des nächsten Flüchtlingszuges vor. Hildegard sollte die Stadt nun ebenfalls verlassen, hatte sie beschlossen, denn ihr graute vor der Vorstellung, dass ihre zerbrechliche Schwester ein Ende wie Marcia finden könnte. Sie selbst würde mit Rosa und Ursanne bei den Insassen des Spitals bleiben und abwarten, wie sich die Lage entwickelte. Im Ernstfall musste sie versuchen, wenigstens alle Kinder aus der Stadt zu schaffen, bevor das Heer hereinstürmte.
    Im ersten Morgengrauen kehrte Rosa wie versprochen mit dem Fass Wasser zurück, das Adelind einem der Palastwächter übergab, damit es sicher und ungeöffnet zu Agnès de Monpeslier gelangte. Doch hinter Rosa tauchten einige weitere Gestalten auf, von denen Adelind bereits hastig Abschied genommen hatte, da die Lage keine langen Reden erlaubte. Mabile reckte ihr spitzes Gesicht in die Höhe, während an ihre Seite Olivette trat.
    » Wir dachten, Ihr könnt uns vielleicht noch gebrauchen, Dòna. Und nachdem jetzt auch die Männer nach draußen wollen, hätte es zu viel Gedrängel gegeben. « Mabile grinste und schritt zur Seite, um nun auch Samuel Platz zu machen, der einen Arm um ihre Schulter legte.
    » Ich wollte es ihr ausreden, aber es ging nicht « , erklärte er. » Und allein wollte ich sie hier nicht lassen. «
    » Sie wäre nicht allein gewesen « , widersprach Olivette hartnäckig, wurde aber nicht beachtet. Adelind überlegte, ob die junge Fürstentochter hauptsächlich wegen Mabile geblieben war oder um ihre Mutter zu beeindrucken. Eines Tages würde sie Esclarmonde vielleicht erklären müssen, warum ihre Tochter unnötiger Gefahr ausgesetzt gewesen war, doch noch lag dieser Moment in weiter Ferne. Sie winkte die drei jungen Leute daher nur stumm herein, denn es hätte wenig Sinn gehabt, sie wegen ihres eigenmächtigen Entschlusses zu schelten. Gleichzeitig erwog sie, wie viel Überwindung es Samuel gekostet haben musste, sich erneut der Gefahr einer Plünderung auszusetzen, auch wenn er jetzt um eine gelassene Miene bemüht war. Zwischen ihm und der kleinen Mabile musste in kurzer Zeit deutlich mehr als nur Freundschaft gewachsen sein, doch war dies nicht der richtige Moment, um zu überlegen, ob die einstige Gaunerin wirklich als socia taugte. Hinter den drei jungen Leuten stand noch eine vierte Person im dunklen Gewand, das Haupt sittsam verschleiert, und zögerte, über die Schwelle ins Haus zu treten. Es war zu dunkel, um ihr Gesicht klar zu erkennen, doch genügte Adelind der Anblick einer Katze in den Armen dieser Frau, damit eine Welle von Zorn durch ihren Körper wallte.
    » Hildegard! Ich sagte, du sollst gehen! «
    Sie musste auf Deutsch geschrien haben, denn die drei jungen Leute starrten sie nur ratlos an.
    » Wir verschwinden jetzt besser « , flüsterte Mabile Samuel zu und zog ihn am Ärmel, doch bevor sie die Treppenstufen hochlief, wandte sie sich nochmals an Adelind.
    » Es wären wirklich sonst zu viele geworden, also schimpft nicht mit ihr. Sogar Jacint passte jetzt in den Gang, denn sie hat in den letzten Tagen kräftig gefastet, wenn auch nicht um ihrer Seele willen. «
    Als Adelind nicht in ihr Grinsen einstimmte, lief sie gemeinsam mit Olivette in ihre Kammer, während Samuel weiter in den Speicher hochstieg, wo er für gewöhnlich schlief.
    Hildegard trat mit gesenktem Kopf ein.
    » Lutz wollte nicht mit mir in den Gang « , murmelte sie. » Sie kratzte und biss, das dunkle Loch machte ihm Angst. «
    » Und deshalb bist du also hiergeblieben. Wegen einer Katze! «
    Wieder hatte Adelind geschrien. Lutz strampelte sich frei und schoss nun auch die Treppe hoch, da er laute Stimmen nicht ertrug.
    » Natürlich bin ich nicht nur wegen Lutz hiergeblieben. « Hildegard wagte erstmals, ihr Gesicht anzuheben. » Ich wollte bei dir bleiben. Ich hoffte… du… du warst freundlichdie letzten Tage. Hast du mir denn nicht endlich vergeben? «
    Adelind atmete tief durch, um ihren Zorn zu bändigen. Sie wusste nicht, ob sie vergeben hatte, ob sie es jemals würde tun können, und hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Aber Hildegard hörte niemals auf, ihr Schwierigkeiten zu machen.
    » Du musst weg! « , zischte sie nur. » Wenn dieses… dieses Heer des Papstes hier eindringt und eine so schöne Frau wie dich sieht, dann… «
    » Jetzt höre endlich damit auf! « , unterbrach Hildegard nun deutlich lauter. » Meinst du

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