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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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darum. Adelind schlang die ihr zugeteilte Nahrung gierig in sich hinein. Zunächst schien ihr Magen alles aufzusaugen, ohne dadurch auch nur ansatzweise gefüllt zu sein, doch plötzlich breitete sich ein Gefühl völliger Trägheit in ihr aus, sodass sie nur mit Mühe die Augen offen halten konnte.
    » Wenn du derart schlingst, nachdem du eine Weile Hunger hattest, kannst du dich erbrechen, und das wäre schade um das Essen « , hörte sie Marcia schnippisch sagen. » Du hast keinen richtigen Grund dazu, anders als deine heilige Schwester, die für zwei essen muss. «
    Adelind zuckte zusammen. Unter Marcias spöttischem Blick war sie schlagartig wieder hellwach geworden.
    » Davon abgesehen solltet ihr mir dankbar sein. Hätte ich das Geld nicht gestohlen, dann gäbe es jetzt auch nichts zu essen « , fügte die Gauklerin hinzu.
    Adelind senkte den Kopf.
    » Nun gut, ich danke dir « , murmelte sie, denn ihr war die Lust auf weitere Kriege mit Marcia vergangen. » Treten wir heute Abend wieder auf? «
    Marcia sah zu Peyres, der in die Runde blickte.
    » Nein « , entschied er ohne Zögern. » Wir sind nicht weit genug von dem Schauplatz unseres letzten Auftritts entfernt, und man könnte unsere Spur verfolgen. Denn Marcia « , er machte eine kurze, bedeutungsvolle Pause, » Marcia hat dem Schulzen einen Beutel mit Abgaben der Bauern und Handwerker gestohlen. Ich habe keine Ahnung, wie der arme Kerl seinem Landesherrn das erklären wird. Aber ganz gleich, auf jeden Fall werden wir verfolgt werden, und das vielleicht nicht nur für eine Weile. Je eher wir die Ländereien des Erzbischofs von Köln verlassen, desto wohler werde ich mich fühlen. «
    Er hatte leise gesprochen, doch Adelind sah sich trotzdem um, ob nicht ein paar Anwohner der Ortschaft etwas von seinen Worten mitbekommen hatten. Glücklicherweise aber hielten sie Abstand von den Gauklern, obwohl immer wieder neugierig in ihre Richtung gespäht wurde.
    » Ist hier vielleicht irgendjemand neidisch, weil ich auf andere Weise mehr Geld verdienen kann denn ihr alle zusammen mit euren Auftritten? « , hörte sie wieder Marcias spöttische Stimme und wünschte sich, der Frau ein mehrwöchiges Schweigegelübde als Buße auferlegen zu können.
    » Wir können Gott danken, wenn du uns nicht an den Galgen bringst mit deiner Hurerei « , gab Peyres sogleich zurück, diesmal lauter als notwendig. Adelind wurde unruhig und spürte Hildegards besorgten Blick auf sich ruhen.
    Marcia sprang lachend auf die Beine.
    » Es ärgert dich, nicht wahr? « , rief sie und wiegte kurz ihre Hüften. » Glaub mir, er war gar nicht übel, der Schulze. In mancher Hinsicht besser als du. «
    Adelind sog Luft in ihre Lungen. Sie sah, wie Simon und Antonius tuschelnd die Köpfe zusammensteckten, während Peyres sich zu seiner vollen Größe erhob. Mit drohend erhobener Hand machte er einen Schritt auf Marcia zu.
    » Schweig endlich, Putana! « , schrie er. Im Hintergrund erklang das Trappeln von Schritten. Die Dorfbewohner versammelten sich zu der aufregenden und offenbar kostenfreien Darbietung. Adelind stand langsam auf. So ging es nicht weiter, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf, und sie trat langsam auf Peyres zu.
    » Genug jetzt « , sagte sie so selbstverständlich wie möglich. » Wenn wir an diesem Ort weder auftreten noch übernachten wollen, dann sollten wir aufbrechen, bevor es zu dämmern beginnt. «
    Ein Seufzer entwich aus Peyres’ Brust, während er seine Hand wieder sinken ließ. Diesmal war der Blick, mit dem er Adelind ansah, fast freundschaftlich.
    » Zur Abwechslung auch eine Frau mit Verstand in der Truppe zu haben hat seine Vorteile « , meinte er spöttisch zu Marcia, während er das Maultier wieder vor den Karren spannte. Adelind sammelte mit Hildegard die verbliebenen Essensreste ein, um sie im Wagen zu verstauen. Antonius und Simon saßen bereits drinnen. Marcia kroch als Letzte herein, raffte ihre Röcke und ließ sich diesmal in unmittelbarer Nähe von Adelind nieder, die leicht zu frösteln begann. Sie wusste, dass sie sich nun endgültig eine Feindin geschaffen hatte.
    » Ich kann dir zeigen, wie man es macht « , flüsterte Marcia jedoch ganz vertraulich. » Wie du einen Mann verrückt genug machst, sodass er es gar nicht merkt, wenn du seinen Beutel vom Gürtel schneidest. Und deine Schwester erst. Mit ihrem Madonnengesicht könnte sie uns durch den nächsten Winter bringen, wenn sie sich nur drei oder vier Male gefällig zeigt. «
    Adelind stieß einen

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