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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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zu deinen Liedern passen « , stimmte er unerwartet zu. » Du brauchst die Männer nicht so dreist zu reizen, aber gefallen musst du trotzdem. Ich sagte schon, wir arbeiten ab morgen daran. «
    Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, stand er auf und gesellte sich wieder zu Antonius, der bereits mit schläfrigem Blick über der Tischkante hing, da er es aufgegeben hatte, Hildegards Aufmerksamkeit zu erlangen. Adelinds Schwester saß nur stumm da und musterte das Geschehen in der Weinschenke. Sie schien zum Glück nicht empört über Marcia, die gerade lachend die Hand des Schulzen von ihrer Schulter schubste, ihn aber gleichzeitig unter halb geschlossenen Lidern einladend ansah. Vielleicht war sie sogar erleichtert, überlegte Adelind, denn Marcias aufreizendes Benehmen verschonte sie selbst vor männlicher Aufmerksamkeit.
    Als die Gesellschaft sich auflöste, war es draußen gänzlich finster geworden. Einige der Männer hatten Schwierigkeiten, beim Verlassen der Dorfschenke aufrecht zu gehen, und mussten von ihren Frauen gestützt werden, die recht froh schienen, dass der ausufernd gesellige Abend nun beendet war. Vielleicht hatten sie sich ohnehin nur daran beteiligt, um ihre Männer nicht unbeobachtet in Gegenwart der auffallend hübschen Gauklerin zu lassen, überlegte Adelind, während sie in den Wagen kroch. Dann fiel ihr auf, dass ebendiese Gauklerin nun fehlte. Hildegard stellte es ebenfalls beunruhigt fest, aber Peyres machte nur eine abwehrende Handbewegung.
    » Sie ist noch beschäftigt. Bald kommt sie. «
    Wieder legten sie sich Seite an Seite nieder. Decken wurden verteilt, und die unmittelbare Nähe anderer Körper schenkte zusätzliche Wärme. Adelinds Lider fielen zu, sobald sie auf den hölzernen Planken lag. Die letzten Tage waren aufregender gewesen als ihr ganzes bisheriges Leben.
    » Wir können also bei diesen Leuten bleiben? « , drang Hildegards Stimme an ihr Ohr. Für einen Moment öffnete sie die Augen, doch sah sie nur Schwärze vor sich. Simon schnarchte bereits.
    » Gefällt dir diese Vorstellung nicht? « , flüsterte sie ihrer Schwester zu. » Ich weiß, Gaukler führen kein gottgefälliges Leben. Aber ich glaube nicht, dass wir eine Wahl haben. So gesehen muss es doch Gottes Wille sein, dass wir hier aufgenommen wurden. «
    Sie kicherte leise, erschrak dann, denn sie rechnete nicht damit, dass ihre Schwester diese Bemerkung erheiternd finden würde. Aber Hildegard drückte nur ihre Hand.
    » Du hast uns durch deinen Gesang gerettet « , sagte sie so leise, wie sie gelernt hatten, im Schlafsaal des Klosters miteinander zu kommunizieren. » Und ich glaube, es gefiel dir sogar, vor all diesen Leuten zu singen. Ich bin froh für dich. Aber was ist, wenn sie meinen Zustand bemerken? Ich bin die Nutzlose hier und außerdem noch schwanger. «
    Adelind versicherte ihrer Schwester, dass alles in Ordnung käme, doch huschten die Sorgen nun aufgeregt in ihrem Kopf herum wie lästiges Ungeziefer. Eine Weile ließ die Schwangerschaft sich vielleicht noch verbergen. Dann fiel ihr noch Peyres’ Geschichte über seine Mutter ein, die das Kind eines fremden Mannes auf die Welt gebracht hatte. Vielleicht konnten Gaukler mit diesem Umstand besser leben als andere Leute, was bedeuten würde, dass sie hier tatsächlich gut aufgehoben waren. Wieder kehrte kurz das Gefühl von Leichtigkeit zurück, so wie sie es beim Singen empfunden hatte. Morgen würde Peyres ihr zeigen, wie sie es besser machen konnte, dachte sie und fühlte sich wie ein junger Vogel, der bald lernen sollte, durch die Lüfte zu segeln.
    Mit einem Knarren wurde die Klappe am Eingang in den Wagen heruntergezogen. Der Geruch von Kienspänen und von Heu stieg in Adelinds Nase, während sie Marcias Gestalt als Schatten hereinhuschen sah. Die schöne Gauklerin stieg achtlos über alle Schlafenden hinweg, um sich neben Peyres zu legen. Getuschel in einer fremden Sprache erklang, steigerte sich allmählich zu einem Gefecht zweier aufgebrachter Stimmen. Marcia schwang einen Beutel in der Luft, riss ihn immer wieder zurück, wenn Peyres danach greifen wollte. Schließlich richtete der dunkle Mann sich zu seiner vollen Größe auf.
    » Wir müssen auf der Stelle aufbrechen « , sagte er auf Deutsch. » Marcia hat uns hier in Schwierigkeiten gebracht. «
    Es folgten laute Rufe in der fremden Sprache. » Ich habe genug Geld besorgt, um uns bis Dun am Leben zu erhalten! « , schrie Marcia schließlich empört auf, ließ wiederum unverständliche Flüche

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