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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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weder beim ersten und noch weniger beim zweiten, ungleich
barscheren Versuch. Erst als sie ihn an der Schulter rüttelte, regte sich
wieder Leben in ihm, wenngleich Schwester Irene noch etliche Anläufe machen
musste, bis er sie überhaupt zur Kenntnis nahm.
    Ihre Worte indes ließen an Deutlichkeit nicht zu
wünschen übrig: »Wer immer Ihr auch sein mögt, junger Herr!«, beschied sie ihm
in unmissverständlichem Ton. »Es ist höchste Zeit, dass ihr dieses Kloster
verlasst! Ich muss mich jetzt um Schwester Irmingardis kümmern! Zeit für Sie, ihre
Medizin einzunehmen!«
     
    *
     
    Haus von Gumpert
dem Schmied, zur gleichen Zeit
     
    Im Licht der Abendsonne sah die Gasse vor Gumperts
Haus fast idyllisch aus. Doch der Schein trog. Trotz des lauen Abends und der
leichten Brise, die vom Main her über die strohbedeckten Dächer strich, ließ
sich keiner der Nachbarn blicken. Und das aus gutem Grund.
    Er hatte lange gebraucht, um sich vom Anblick des
verkohlten Leichnams loszureißen. Nicht etwa, weil er Zweifel bezüglich seiner
Identität hegte. Die wenigen Indizien, so zum Beispiel Gumperts Gürtelschnalle
und ein Büschel angesengtes Haar, waren eindeutig genug. Nein, der Grund war
ein anderer. Bruder Wilfried sah zwar, was geschehen war, begreifen konnte er
es aber trotz allem nicht. Und auch nicht rekonstruieren. Wenngleich es in der
Frage der Täterschaft nicht die Spur eines Zweifels gab.
    Wieder einmal war ihnen der Kapuzenmann zuvorgekommen.
Mit einer Skrupellosigkeit, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein
Mann, der vor nichts zurückzuschrecken schien. Der keine Gnade kannte. Ein
Phantom, das aufzuspüren fast ein Ding der Unmöglichkeit war.
    Es waren die Gerüche, die ihn schließlich aus dem
Zustand der Lähmung rissen. Zeit, zu gehen. Bruder Wilfried war schweißgebadet.
So und nicht anders stellte er sich die Hölle vor. Über der Esse, immer noch
glühend, lag ein infernalischer Geruch, ein Brodem aus Rauch, Kohle und
verbranntem Fleisch. Gott der Herr möge seiner Seele gnädig sein!, dachte er
bei sich, suchte Halt am Türrahmen und torkelte ins Freie.
    Eine Viertelstunde später war er noch immer wie
betäubt. Die Bank vor Gumperts Haus kam wie gerufen, und hätte ihn ein Geräusch
zu seiner Rechten nicht aufgeschreckt, wäre er seine tristen Gedanken so
schnell nicht losgeworden.
    Bruder Wilfried blickte zerstreut auf. Ein blinder
Bettler war weiß Gott keine Seltenheit. Und schon gar nicht der alte Mann mit
dem Gehstock, der sich mit der Linken an der Hauswand entlangtastete. Selbst
wenn er so alt wie Methusalem war.
    Leute wie ihn gab es dutzendfach.
    Oberflächlich betrachtet.
    Dieser Mann jedoch war anders. Und beileibe kein
Scharlatan. So etwas hatte Bruder Wilfried im Gefühl.
    Während er noch darüber nachgrübelte, was an dem
zerlumpten Greis mit dem schlohweißen Haar Besonderes war, hielt dieser etwa
zehn Schritte von ihm entfernt inne, reckte die Nase in den Wind und horchte.
»Gott zum Gruße, mein Freund!«, sprach der Bettler, während ein Lächeln über
seine wettergegerbten Züge glitt. »Warum so allein?«
    Bruder Wilfried war zwar einiges gewohnt. Aber das
hier schlug dem Fass doch wahrhaftig den Boden aus. Entweder der Alte hatte
übersinnliche Kräfte, oder es war soeben ein Wunder geschehen.
    »Für den Fall, dass Ihr mich für einen der Betrüger
drüben auf dem Domplatz haltet, muss ich Euch enttäuschen!«, konnte der Alte zu
allem Überfluss anscheinend auch noch Gedanken lesen. »Ich bin tatsächlich
blind! Und das seit Kindesbeinen. Doch verzeiht meine schlechten Manieren. Ich
heiße Christopherus. Oder Stoffel – ganz wie Ihr wollt! Und Ihr, Bruder – wie heißt Ihr?«
    Bruder Wilfrieds Kinnlade kippte nach unten, und er
konnte sich einen Ausruf des Erstaunens nur mit Mühe verkneifen. »Wilfried«,
sagte er und traute dem Frieden immer noch nicht ganz. Dann gab er sich einen
Ruck: » Bruder Wilfried!«
    »Zisterzienser – stimmt’s?«
    Jetzt war es aber wirklich genug. »Woher weißt du
das?«, begehrte er auf, einen Moment überzeugt, der Alte stehe mit dem
Leibhaftigen im Bunde.
    »Eure Kukulle, Bruder!«, gab der Alte lächelnd zurück.
»Sie riecht nach Schafwolle. Nach Stall. Nach lebendem Vieh. Nach Mist und
Schaf und Ochs und Kuh. Da sich die frommen Brüder in dieser Stadt für die
Feldarbeit bedauerlicherweise zu schade sind, würde ich darüber hinaus sagen,
Ihr seid vom Land. Und Stallmeister, hab ich recht?«
    »Hast du!«, war alles,

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