Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
nur
damit nicht. Die Reliquien der drei Frankenapostel, deponiert in einem alten
Steinsarkophag: das beste Versteck weit und breit. Eine an Dreistigkeit nicht
mehr zu übertreffende Idee. Kein Mensch, er mit eingeschlossen, wäre je auf so
etwas gekommen.
    »Des heiligen Kilian ursprünglicher Sarg!«, flüsterte
ihm Ansgar zu. »Bevor er in den Schrein umgebettet wurde.« Und dann, mit dem
Anflug eines Grinsens im Gesicht: »Ein ideales Versteck, findet Ihr nicht
auch?«
    Bruder Hilpert gab ein indigniertes Räuspern von sich.
Und dabei blieb es. Bei passender Gelegenheit würde er sich den Blondschopf zur
Brust nehmen. Aber nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel. Das hatte später noch
Zeit.
    Derart mit sich und seinen Gedanken beschäftigt,
bemerkte Bruder Hilpert die Schritte in seinem Rücken viel zu spät. Er wurde
kalt erwischt, fast ebenso sehr wie Ansgar, dem es immerhin noch gelang, sich
mit gezücktem Dolch in Position zu bringen.
    Bruder Hilpert war wie erstarrt. Er war auf alles
gefasst, sogar darauf, von hinten erdolcht zu werden.
    Doch so weit sollte es nicht kommen. Dies zumindest
machte ihm der Blick auf Ansgars sich zusehends entspannende Gesichtszüge klar.
Die Laterne in der rechten Hand, drehte sich Bruder Hilpert nach seinem
vermeintlichen Widersacher um.
    Im ersten Moment war er so überrascht, dass er sie
beinahe fallen gelassen hätte. Dann hob er die Laterne auf Augenhöhe empor und
leuchtete dem Mann, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, ins Gesicht. Er
kannte ihn, wenngleich er aus seiner Verblüffung keinen Hehl machte: »Herr von
Stetten – Ihr?!«, stieß Bruder Hilpert entgeistert hervor, während Ansgar
seinen Dolch wie ein Akrobat durch die Luft wirbeln ließ. »Was habt Ihr um
diese Zeit hier zu suchen?«
    Für den Bruchteil eines Augenblicks sah es so aus, als
wolle ihm Fredegar von Stetten die gleiche oder eine ähnliche Frage stellen.
Doch im Angesicht des bischöflichen Ermittlers und seines offenbar zu allem
entschlossenen Begleiters überlegte es sich der Chorherr anders. Er war zwar
sichtlich irritiert, traute sich aber nicht, ihm die Stirn zu bieten. »Ich … äh
… also, das war so: Ich war auf dem Weg in die Sakristei, und da habe ich auf
einmal Schritte …«
    »Auf dem Weg in die Sakristei – um diese Zeit?«
    Der Chorherr, der Bruder Hilperts Blick nicht
standhalten konnte, kratzte sich am Hinterkopf und trat nervös auf der Stelle.
»Ihr sagt es!«, bejahte er.
    »Und warum ausgerechnet jetzt?«
    »Weil es mir während der ersten Juliwoche obliegt, den
Altar für die Vigilien herzurichten.«
    Bruder Hilperts hintergründiges Lächeln hätte Fredegar
von Stetten signalisieren müssen, dass er einen Fehler begangen hatte. Aber er
sah es nicht, und so tappte er blindlings in die Falle.
    »Hochinteressant!«, warf Bruder Hilpert ein, drückte
Ansgar die Laterne in die Hand und machte es sich auf der nächstbesten
Kirchenbank bequem.
    »Und wieso?«
    »Es ist noch nicht lange her, da habt Ihr behauptet,
die Basilika erst kurz vor der Prim in Begleitung eines Domscholaren betreten
zu haben!« Bruder Hilpert lehnte sich zurück, legte den Arm auf die Kirchenbank
und lächelte entspannt. Eine Pose, die seinen Gesprächspartner zusätzlich
irritierte. »Um nicht weiter um den heißen Brei herumzureden, Herr von Stetten:
Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr endlich mit der Wahrheit herausrücken
würdet! Der reinen, wenn’s beliebt!«
    Als er seinen Fehler bemerkte, ließ der Chorherr den
Kopf hängen und schwieg. Er saß in der Falle. Leugnen hatte jetzt keinen Sinn
mehr. Und so machte er gute Miene zu bösem Spiel. »Es war so, wie ich gesagt
habe«, gab er sich zerknirscht und nestelte am Kragen seines Habits herum.
    »Was bedeutet, dass Ihr Euch zum
Zeitpunkt des Reliquienfrevels mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
innerhalb dieser Mauern aufgehalten habt.«
    Fredegar von Stetten schlug die Augen nieder und
nickte.
    »Und dies wiederum heißt, dass Ihr den Tätern, wozu
der junge Mann an meiner Seite zählt, buchstäblich in die Arme gelaufen sein
müsst.«
    »Ich fürchte, da muss ich Euch enttäuschen.« An dem
verdutzten Blick, mit dem der Chorherr Ansgar streifte, wurde sich Bruder
Hilpert der Fehlerhaftigkeit seiner Hypothese rasch bewusst. Doch wenn von
Stetten glaubte, doch noch den Kopf aus der Schlinge ziehen zu können, irrte
er: »Wie Eurer zugegebenermaßen etwas einsilbigen Replik zu entnehmen ist, habt
Ihr demzufolge die Kirche zu einem

Weitere Kostenlose Bücher