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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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ein anstrengender Tag gewesen, und sie waren müde und
ausgelaugt. Für sie jedoch kein Grund, mit ihrem Schicksal zu hadern. Sie
hatten zu essen und zu trinken und Stroh für ihr Nachtlager. Und das war im
Moment das Wichtigste. Darüber hinaus hatten sie ein Dach über dem Kopf. Kein
Grund zur Klage. Obwohl es bequemere Unterkünfte als den herzoglichen
Pferdestall gab.
    »Was meinst du – ob uns die Herzogin wohl vor die Tür
setzen lässt?«, brach der Jüngste im Trio das Schweigen, während er sein Bündel
entknotete, auf dem Boden ausbreitete und Brot, Schafskäse und Lauchstangen
zutage förderte. »Oder ob sie uns bis zur Rückkehr des Herzogs in Ruhe lässt?«
    »Keine Ahnung, Totnan!«, brummte sein Gefährte Kolonat
in der Sprache der gemeinsamen Heimat Irland vor sich hin. »Kilian hat ihr halt
ordentlich die Hölle heißgemacht. Zu sehr, wenn du mich fragst.« Der Mönch,
ungleich stämmiger und um einiges älter als sein Freund, brach eine Lauchstange
entzwei und sah den Gefährten achselzuckend an. »Ihr erster Mann ist nun mal
tot. Soll sie doch heiraten, wen sie will. Selbst wenn es der eigene Schwager
ist.«
    Totnan schluckte, sagte aber nichts. Zumal sich der
Dritte im Bunde, ein hagerer Endzwanziger, in unmittelbarer Nähe befand. »He,
Kilian!«, rief er ihm deshalb aus purer Verlegenheit zu. »Abendmahl!« Dann
brach er das Brot entzwei und füllte die Becher mit Wein.
    Eine Antwort jedoch wurde ihm nicht zuteil. Das Kreuz
im Blick, das sich eine Armlänge von ihm entfernt auf einem Strohballen befand,
reagierte der inmitten von Mist und Dung und verdorrten Strohhalmen kniende
Mönch mit keinem Wort. Die beiden anderen schien dies nicht sonderlich zu
erstaunen. »So ist er nun mal!«, warf Kolonat entschuldigend ein. »Ein wahrer
Heiliger, allzeit bereit zum Martyrium!«
    Dann wandte er sich wieder seiner kärglichen Mahlzeit
zu.

Zweiter Tag
     
    Noch fünf Tage bis Kiliani, Anno Domini 1416

4
     
    Marienberg über
Würzburg, Freitag vor Kiliani (3.7.1416)
     
    »Mein Kompliment, Vogt!«, machte Fürstbischof Johann von Brunn
aus seiner Belustigung kaum einen Hehl, als Berengar von Gamburg die
Privatgemächer seiner Burg betrat. »Ihr müsst wahrhaftig einen Schädel aus
Eisen haben!«
    Der Vogt des Grafen von Wertheim hätte dem um etwa 15
Jahre älteren Mann mit der Trinkernase und den schlaff herabhängenden Wangen
liebend gerne die passende Antwort erteilt, hielt sich jedoch angesichts der
besonderen Umstände seines Besuches lieber zurück. Mit den hohen Herren, einem
leibhaftigen Fürstbischof allzumal, war nun einmal nicht zu spaßen, und was man
sich über den mit allen Wassern gewaschenen Johann II. von Brunn erzählte, war
nicht dazu angetan, sein Misstrauen gegenüber den Mächtigen des Reiches zu
entkräften.
    »Wie geht es Eurem Herrn, dem Grafen?«, ließ sich der
Fürstbischof vernehmen, während er in dem gepolsterten Lehnstuhl hinter dem
Schreibtisch aus poliertem Eichenholz fast versank. »Befindet er sich wohl?«
    Berengar deutete eine Verbeugung an und bejahte. Kaum
war dies jedoch geschehen, verschwamm ihm der Blick vor den Augen, und er hatte
Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Mit seinem bandagierten Kopf kam er sich
zudem reichlich lächerlich vor, zumal ihm der Schädel dröhnte wie schon lange
nicht mehr.
    Der Fürstbischof indes schien von alldem keine
Kenntnis zu nehmen und sah ihn mit kaum verhohlener Schadenfreude an. »Doch nun
zu Euch!«, mimte er den Besorgten, eine Rolle, die er nahezu perfekt
beherrschte. »Wie ist das überhaupt passiert?«
    Berengar hätte etwas dafür gegeben, ebenfalls Platz
nehmen zu dürfen, aber da dies einem Vogt aus niederadeligem Hause in Gegenwart
eines der mächtigsten Fürsten des Reiches nicht gestattet war, fasste er die
Ereignisse vom Vorabend so präzise wie möglich zusammen und sah Johann von
Brunn erwartungsvoll an. Zu seinem Leidwesen reagierte der Fürstbischof jedoch
auf höchst ungewöhnliche Weise.
    »Die Gebeine des heiligen Kilian? Stehlen?! Das glaubt
Ihr doch wohl selbst nicht, mein Sohn!«, sprudelte es nur so aus dem
Fürstbischof hervor. »Wer in aller Welt würde so etwas tun? Und weshalb? Bei
aller Nachsicht für Eure prekäre Si-tuation – aber was diesen Agilulf und den
mysteriösen Kapuzenmann angeht, glaube ich, Eure Fantasie hat Euch da einen
derben Streich gespielt!«
    Berengar war sprachlos. Da war er zusammengeknüppelt
worden wie ein räudiger Hund, bis zum Morgen halbtot in der Gosse gelegen,

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