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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Ton. »Jetzt lass dich halt nicht so lange bitten!«
    »Und wie steht’s mit dem Wein?«, gurrte Agilulf, der
ein plötzliches Kribbeln in den Lenden verspürte.
    Kaum hatte er geendet, hielt Agilulf seinen Schoppen
in der Hand, den er ohne viel Federlesens leerte. Dann begann er zu erzählen.
In der schäbigen Lehmhütte unweit des Spitaltores war es plötzlich
mucksmäuschenstill. Agilulf war so sehr in seine Erzählung vertieft, dass er
nicht bemerkte, wie seine Frau, rotwangig wie ein Apfel im Herbst, immer
blasser wurde und sich am Ende seiner Erzählung auf den Hocker neben dem
Rauchabzug setzte.
    Als Agilulf fertig war, starrte ihn seine Frau
Hildegard mit entgeisterten Augen an, die Handflächen auf die strammen Schenkel
gestemmt. Sie war sprachlos, ein Zustand, in dem sie sich äußerst selten
befand: »Kommt überhaupt nicht infrage!«, wehrte sie kategorisch ab. »Wer immer
dieser Fremde ist und was immer er dir bietet – sei nicht so dumm und lass
deine Hände aus dem Spiel!«
    »Mit wem ich Geschäfte mache, geht ganz allein mich
was an!«, konterte der Reliquienhändler mit einer Wut im Bauch, die selbst ihn
überraschte. »Halt dich da raus, sonst –«
    Lag es an der Art, wie ihn seine Frau ansah, am Blick,
der ihn durchdrang wie Glas? Für seinen Teil war Agilulf jedenfalls so perplex,
dass sein Jähzorn jäh verschwand. »Und warum, wenn man fragen darf?«, wandte er
eher halbherzig ein.
    »Weil das, wofür du dich einspannen lassen willst,
eine Todsünde ist!«, erklärte seine Frau. »Die Gebeine der drei Frankenapostel
zu stehlen – ich krieg’s einfach nicht in meinen Kopf! Das Mindeste ist, dass
sie dich ins Verlies im Grafeneckart werfen und so schnell wie möglich aufs Rad
flechten, wenn nicht, wirst du für immer in der Hölle schmoren! Und komm mir
bloß nicht auf die Idee zu behaupten, ich hätte dich nicht gewarnt!«
    »Dazu müssten sie mich erst einmal kriegen!«
    Hildegard stemmte die Hände in die Hüften und baute
sich trotzig vor Agilulf auf. »Glaubst du im Ernst, der Vogt gibt klein bei,
wenn du ihm eins über den Schädel ziehst?! Wie ich den kenne, wird er keine
Ruhe geben, bis er dich endlich am Wickel hat! Legt sich mit Berengar von
Gamburg an! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?! Wo du doch von Glück
sagen kannst, dass du ihm vorletztes Jahr durch die Lappen gegangen bist!«
    Im Verlauf von Hildegards Schimpfkanonade war Agilulf
immer nachdenklicher geworden, wenn auch keinen Deut klüger, wie die folgenden
Worte bewiesen: »Hast du überhaupt eine Ahnung, was man für 100 Gulden alles
kaufen kann?«, fragte er mit Blick auf sein alles andere als üppig möbliertes
Domizil. Der Boden aus Lehm, die Fensterläden aus wurmstichigem Holz und
Sackleinen statt Glas: Von einem richtigen Haus konnte einer wie er nur
träumen. Ein Tisch, ein paar Stühle und die Truhe mit den wenigen
Habseligkeiten waren alles, was er besaß. Schon allein deshalb wartete Agilulf
eine Antwort seiner Frau gar nicht erst ab: »Schau dich doch in unserer
Bruchbude um!«, fuhr er sie an. »Und dazu noch die ganzen Schulden! Wenn das
noch eine Weile so geht, macht mir der Jude die Hölle heiß! Hast du dir darüber
schon einmal Gedanken gemacht? Nein? Dann wird’s aber höchste Zeit!« Agilulfs
Hand verschwand unter seinem Hemd, und kurz darauf tauchte ein Lederhalsband
samt Beutel auf. »Und falls du’s noch nicht weißt!«, fuhr er fort, während er
die prall gefüllte Börse tätschelte. »Das hier ist alles, was zählt! 50 Gulden
jetzt, der Rest bei Lieferung! Da können mir die abgehackten Schädel von den
drei irischen Wanderpredigern drüben im Neumünster doch glatt gestohlen
bleiben! Also tu mir bitte den Gefallen und rede mir nicht mehr in meine
Geschäfte rein!«
    »Aber …«
    »Nichts ›Aber‹!«, schnauzte Agilulf, einmal richtig in
Fahrt, seine konsternierte Ehefrau an. »Wenn dir nichts Besseres einfällt, wie
wir unsere Schulden loswerden, behalte dein Geschwätz in Zukunft für dich! So –
und jetzt möchte ich in Ruhe schlafen!«
    Agilulf leerte seinen Becher, knallte ihn auf die
Tischplatte und richtete sich auf. Dann torkelte er auf das Strohlager zu, das
sich auf der entgegengesetzten Seite des Raumes befand. »Dieses eine Mal noch,
und wir haben ausgesorgt!«, machte er sich selbst Mut, zog den Vorhang zu und
legte sich schlafen.
     
     
    Anno Domini 689,
an einem Ort, der später Würzburg hieß
     
    Die drei Männer in den braunen Kutten starrten vor
Schmutz. Es war

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