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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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wo
ihn ausgerechnet sein Schwager fand – und jetzt dies! Der Vogt presste die
Fläche seiner rechten Hand an die glühend heiße Stirn. Alles nur Einbildung?
Hatte er da eben richtig gehört?
    Als ginge ihn die ganze Angelegenheit nichts mehr an,
richtete sich Fürstbischof Johann von Brunn auf, zupfte die von Goldfäden
durchwirkte Tunika zurecht und wandte sich wieder den Dokumenten zu, die auf
seinem Schreibtisch lagen. Das Kreuz aus reinem Silber, ein Geschenk des Königs,
baumelte hilflos vor seiner Brust hin und her. »Sonst noch was?!«, fügte er
nach einer Weile hinzu, ganz und gar nicht mehr so fürsorglich wie zuvor.
    Berengar von Gamburg schüttelte den Kopf. Er hatte
verstanden. Der Fürstbischof glaubte ihm nicht. Wahrscheinlich dachte er sogar,
er wolle sich wichtigtun. Dabei hatte er nur eines im Sinne gehabt: ein
Verbrechen zu verhindern, das – einmal angenommen, es hätte Erfolg – dem
Ansehen des Fürstbischofs irreparablen Schaden zufügen würde.
    »Wenn Fürstbischöfliche Gnaden erlauben, würde ich
mich jetzt gerne empfehlen«, sprach Berengar von Gamburg mit tonloser Stimme,
mehr denn je überzeugt, er habe hier nichts mehr zu suchen.
    Fürstbischof Johann von Brunn, zumindest dem Anschein
nach ganz in seine Akten vertieft, blickte kurz auf und nickte geistesabwesend
mit dem Kopf. Dann wandte er sich wieder seinen Amtsgeschäften zu. »Ach, noch
etwas, von Gamburg!«, rief er Berengar nach, als dieser sich anschickte, das
mit flämischen Wandbehängen, Vorhängen aus Brokat und kostbaren Teppichen
wahrhaft fürstlich ausstaffierte Gemach auf dem schnellsten Weg zu verlassen.
    »Ja, Fürstbischöfliche Gnaden?«
    »Gehe ich richtig in der Annahme, dass Ihr aus rein
privaten Gründen nach Würzburg gekommen seid?«
    Berengar drehte sich auf dem Absatz um. »Das bin ich,
Herr!«, bekräftigte er, nicht sicher, worauf Johann von Brunn hinauswollte.
    »Dann belasst es auch dabei!«, wies ihn der
Fürstbischof in harschem Ton zurecht.
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Exakt so, wie ich es sage!«, erwiderte Johann von
Brunn, legte die Handflächen aneinander und ließ das auffällige Doppelkinn auf
den Daumenkuppen ruhen. »Mit anderen Worten: Es ist Euch doch wohl hoffentlich
klar, dass es Euch untersagt ist, innerhalb der Mauern Würzburgs irgendwelche –
wie soll ich sagen? – dass es ernsthafte Folgen für Euch haben könnte, wenn Ihr
auf eigene Faust Ermittlungen anstellt. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?!«
    »Voll und ganz, Fürstbischöfliche Gnaden!«,
bekräftigte der Vogt, kaum mehr fähig, seine Wut im Zaum zu halten.
    »Dann seid Ihr jetzt entlassen!«, antwortete Johann
von Brunn von oben herab und wandte sich wieder seinen Amtsgeschäften zu.
     
    *
     
    Haus von
Berengars Schwager in der Dominikanergasse,
    kurz vor dem
Mittagsläuten
     
    »Jetzt erzähl schon – wie ist es gewesen?«, wollte
Berengars Schwester Sieglinde in der für sie typischen Mischung aus Neugier und
gespannter Erwartung wissen. »Was hat der Fürstbischof gesagt?«
    Berengar murmelte etwas, das seine Schwester zum Glück
nicht verstand, entledigte sich seines Schwertgehänges und nahm auf der Bank
neben dem Kachelofen Platz. Er hatte die Nase gestrichen voll, kannte seine
Schwester aber immerhin gut genug, um zu wissen, dass sie sich nicht so leicht
abwimmeln ließ.
    »Du hast dich mit ihm doch wohl hoffentlich nicht in
die Wolle …«
    »Ach was – wo denkst du hin!«, fiel der Vogt seiner
Schwester ins Wort. »Dazu ist es dann doch nicht gekommen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass mich das Pfaffenpack droben auf
dem Marienberg schlicht und ergreifend am …«
    »Berengar von Gamburg, du versündigst dich!«, war die
Reihe nunmehr an Berengars Schwester, ihren Bruder zurechtzuweisen.
    »Und das ausgerechnet in deines Schwagers Haus!«
    Der Vogt holte tief Luft, kam aber nicht dazu, seiner
Schwester Paroli zu bieten. Dies war vielleicht ganz gut so. Wenngleich er auf
seine Kopfschmerzen ebenso gut hätte verzichten können. Auf jeden Fall war ihm
die Lust auf Händel vergangen, und zum Erstaunen seiner Schwester gab er sofort
klein bei. Dies allein war schon verdächtig genug, aber als Berengar dann auch
noch seinen Schwager mit einem freundlichen »Wie geht’s?« begrüßte, begann die
zierliche Frau mit dem schulterlangen blonden Haar Verdacht zu schöpfen.
    »Was ist denn mit dir los – bist du etwa krank?«,
fragte sie, nachdem sie ihrem Gatten einen Humpen Starkbier

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