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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Bruder!«, flüsterte der junge Mann, dessen
Namen Bruder Hilpert nie erfahren sollte. »Aber … aber ich ziehe das Martyrium
dem Dasein eines Judas Ischariot vor!«
    Dann drehte er sich auf den Rücken, breitete die Arme
aus und verschied.
     
    *
     
    Kapelle des
heiligen Ulrich, bei Tagesanbruch
     
    Über den sanft gewellten Hügeln am Horizont stieg die
Sonne empor, und aus dem Wäldchen in der Nähe der Kapelle war der Ruf einer
Lerche zu hören. Alles war friedlich und still, bis auf das gute Dutzend
Würzburger Kriegsknechte, welche die frisch ausgehobenen Gräber jenseits der
Kirchhofsmauer in weitem Bogen umringten und sich im Flüsterton unterhielten.
    »In diesem Zeichen wirst du siegen!«, rezitierte
Bruder Hilpert die Eingravierung des Ringes, welcher sich in der Fläche seiner
rechten Hand befand und im Schein der aufgehenden Sonne jäh zu funkeln begann.
»Merkwürdig, findest du nicht auch?«
    »Und selbst wenn: Wir werden den Ohrenbläser dieser …
dieser armen Teufel wohl so schnell nicht zu fassen kriegen!«, erwiderte
Berengar in prosaischer Manier und fügte hinzu: »So es ihn denn überhaupt
gibt.«
    Bruder Hilpert, wohl wissend, dass der Vogt seinen
Hang zur Reflexion nicht teilte, ließ den Ring unter seiner Kukulle
verschwinden und sprach: »Den gibt es mit Sicherheit, lieber Freund, die Frage
ist nur, wie wir ihn zu fassen kriegen!«
    »Wagenspuren, Bruder! Mitten auf dem Feld! Und
Abdrücke von Hufen – im Ganzen so um die sechs!«, rief ihm der alte Haudegen an
der Spitze einer Kolonne von Kriegsknechten zu, welche die Gegend nach Spuren
durchkämmt hatten. Bruder Hilpert unterbrach sich und lief ihnen entgegen.
»Sonst noch etwas?«, fragte er, vor Müdigkeit kaum noch in der Lage, klaren
Kopf zu bewahren.
    »Kann man wohl sagen!«, versetzte der Haudegen, griff
in die Tasche und zog einen goldenen Ring hervor. »Na, Bruder – was sagt Ihr
dazu!«, fragte er mit sichtlichem Stolz.
    Bruder Hilpert kam nicht mehr dazu, den Ring zu
begutachten. Ein neuerlicher Ausruf Berengars, beunruhigender noch als der in
der Kapelle, sorgte dafür, dass er sich auf dem Absatz umdrehte und zusammen
mit den übrigen Kriegsknechten in die Richtung der aufgehenden Sonne starrte.
    Zuerst glaubte Bruder Hilpert, er träume. Erkannte er
doch auf Anhieb, wer der Reiter war, der sich unter Aufbietung sämtlicher
Kräfte auf dem Rücken seines Rappens hielt. Die Szene wirkte zutiefst
unwirklich, wie ein böser, nicht enden wollender Traum. Einen Moment standen
Pferd und Reiter reglos. Doch dann änderte der Mann im dunklen Mantel die
Richtung, richtete sich auf und zückte sein Schwert.
    Von hier an, spätestens jedoch in dem Moment, als
Demetrius die Kapuze vom Kopf rutschte, blieb die Welt für Bruder Hilpert
stehen. Er konnte sich nicht rühren, nichts sagen, keine Kommandos mehr geben.
Er konnte sogar nicht einmal mehr denken.
    Und so nahm das Verhängnis seinen Lauf. Mit einer
Konsequenz, gegen die er, Bruder Hilpert, nichts ausrichten konnte.
    Welcher der Kriegsknechte als Erster die schussbereite
Armbrust im Anschlag hielt, war hinterher nicht mehr klar. Und auch nicht
wichtig. Klar war nur eines: Keiner von ihnen verspürte die geringste Lust,
sich von dem Reiter im schwarzen Kapuzenmantel massakrieren zu lassen. Sie
würden sich ihrer Haut zu wehren wissen.
    So oder so.
    Dass der Reiter sein Schwert wegwarf und mit
ausgebreiteten Armen auf sie zu galoppierte, bekam kaum einer der Kriegsknechte
richtig mit. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ihnen Berengar laut rufend
Einhalt gebot.
    Sie würden den Reiter mit den entstellten Zügen und
dem totenkopfartigen Schädel zur Strecke bringen.
    So oder so.
    Und so schlug ein Bolzen nach dem anderen in der Brust
des schwarzen Reiters ein. Bald waren es vier, bald fünf, zuletzt sogar acht.
Während ihm die Zügel aus der Hand glitten, bäumte sich Demetrius mit
schmerzverzerrter Miene auf. Der Kriegsknecht, welcher sich in unmittelbarer
Nähe von Bruder Hilpert befand, bekreuzigte sich. »Heiliger Sebastian!«,
murmelte er und ließ seine Armbrust achtlos ins Gras fallen. »Heiliger
Sebastian – steh uns bei!«
    Doch da war die Gefahr bereits gebannt. Der schwarze
Reiter, der nicht nur auf Bruder Hilpert wie ein Vorbote der Apokalypse wirkte,
stürzte aus dem Sattel, überschlug sich und war tot.

13
     
    Würzburg, kurz
vor dem Mittagsläuten
     
    »Wer ihn dazu angestiftet hat , willst du wissen?«, fragte
Irmingardis gequält, die Ellbogen auf den Tisch

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