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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sich der Fremde
vernehmen, dessen Atem der Reliquienhändler im Rücken spürte. Die Haare standen
ihm zu Berge, auch wenn er alles tat, um die Fassung zu bewahren. »Und wann,
wenn die Frage gestattet ist, wirst du an die Arbeit gehen?«
    »In knapp zwei Stunden.«
    »Allein?«
    »Das ganz bestimmt nicht.«
    »Und wen hast du dir als Gefährten auserkoren?«
    »Jemanden, der sich darauf versteht, die
kompliziertesten Schlösser im Handumdrehen zu öffnen.«
    »Nicht schlecht. Und wen noch?«
    »Jemanden zum Schmiere Stehen. Keine Angst – auf die beiden
ist Verlass.«
    »Du hast ihnen doch hoffentlich nicht gesagt, was du
…«
    »Was ich vorhabe? Wo denkt Ihr hin! Davon haben die
beiden nicht den leisesten Schimmer. Ein kleiner Freundschaftsdienst sozusagen.
Schließlich ist Diskretion in meinem Gewerbe oberstes Gebot.«
    »Das will ich hoffen. Dass die Sache kein Spaziergang
wird, ist ja wohl klar.«
    »Und ob – es sei denn, Ihr wärt mit von der Partie.«
Froh über diesen unerwarteten Anflug von Mut, den er gegenüber seinem
Auftraggeber an den Tag legte, begann sich der Reliquienhändler ein wenig aus
seiner Erstarrung zu lösen.
    Ein Lachen, furchteinflößender als alles, was er aus
dem Mund eines Menschen zu hören bekommen hatte, antwortete ihm. »Ein Scherz –
wie schön, dass dir dein Humor noch nicht gänzlich abhandengekommen ist!«,
antwortete der Kapuzenmann in abfälligem Ton. »Sieh nur zu, dass du ihn
behältst, wirst ihn noch dringend brauchen.«
    »Hört zu, wenn Ihr glaubt …«, stieß Agilulf unwirsch
hervor, doch ehe er seinen Satz vollenden konnte, fiel ihm sein Auftraggeber
ins Wort. »Und wo wirst du die Ware deponieren?«, fragte er barsch.
    Agilulf stockte. »Auf jeden Fall nicht hier!«,
erklärte er kategorisch. »Das wäre zu …«
    »Wo dann?!«
    Der Reliquienhändler geriet ins Schwitzen. »Kennt Ihr
den abgebrannten Fronhof vor dem Galgentor?«, stieß er mit schlotternden Knien
hervor.
    »Gewiss.«
    »Die Jauchegrube dort wird von niemandem mehr benutzt.
Ein geradezu ideales Versteck. Zumindest so lange, bis sich die Aufregung
wieder gelegt hat!«
    Agilulf konnte das Grinsen des nächtlichen Besuchers
förmlich spüren. »Ein ausgeklügelter Plan!«, lobte er. »Und die restlichen 50
Gulden?«
    Der Reliquienhändler nahm seinen ganzen Mut zusammen.
»Die gebt Ihr mir am besten jetzt gleich!«, forderte er unverblümt. Und fügte
hinzu: »Des Risikos wegen, wie ich wohl nicht weiter betonen muss!«
    Zu Agilulfs Überraschung ging der Fremde ohne Zögern
auf sein Ansinnen ein. »Durchaus einleuchtend!«, murmelte er mit süßlicher
Stimme. »Keine Frage!« Und ließ einen prall gefüllten Beutel in Agilulfs Rocktasche
gleiten.
    Dieser war so verblüfft, dass er lediglich ein knappes
»Habt Dank!« stammelte.
    »Gern geschehen!«, lautete die mehrdeutige Replik,
deren Tonfall Agilulf jedoch vollkommen entging. »Ich denke, mein kleiner
Obolus macht dein Risiko zumindest ein klein wenig wett!«
    »Durchaus.«
    »Wie gnädig von dir!«, änderte der Mann abrupt seinen
Ton. »Und darum nur noch ein ganz kleiner Wunsch. Bevor ich mich endgültig
empfehle.«
    »Und der wäre?«
    »Keinerlei Ränke und Winkelzüge, wenn ich bitten
darf!«
    »Hört zu, wenn Ihr glaubt, dass ich –«, brauste
Agilulf auf, doch als er sich umdrehte, um dem Kapuzenmann die Stirn zu bieten,
war der schon längst im Dunkel der Nacht verschwunden.
     
    Anno Domini 689
     
    Das Abendbrot war vorüber. Zeit zum Schlafengehen.
Draußen wurde es dunkel, und so sprachen die beiden irischen Mönche ihr
Abendgebet und machten es sich auf ihrem Strohlager bequem.
    Nicht so Kilian, Dritter im Bunde und immer noch in
die Zwiesprache mit seinem Schöpfer vertieft. Und dies, obwohl seine Knie
bereits wund gescheuert waren und ihm der Magen knurrte wie noch nie.
    Seine beiden Gefährten nahmen es mit Gelassenheit,
waren sie von ihm doch nichts anderes gewohnt. Schließlich waren sie ja
Missionare, der Herzog und sein Volk allesamt Heiden. Und da war es sicherlich
kein Fehler, einen Mann wie Kilian in den Reihen zu haben. Einen Mann, für den
das Wort Gottes stets an oberster Stelle kam. Ohne Rücksicht auf Leib und Leben
oder die eigene Bequemlichkeit. Wenn einer von uns dreien zum Heiligen taugt,
dann Kilian!, gestand sich Totnan, weitaus jünger als der Gefährte, neidlos
ein. Auch wenn er es mit seiner Unterwerfung unter den göttlichen Willen
zuweilen etwas übertreibt!
    Plötzlich war in der Dunkelheit draußen ein

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