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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Geräusch
zu hören. Totnan setzte sich auf, nur um festzustellen, dass Kolonat, sein
Gefährte zur Rechten, bereits fest schlief und ihr Weggefährte Kilian immer
noch in sein Gebet vertieft war.
    Nach etwa einer Viertelstunde angestrengten Lauschens
gab Totnan schließlich klein bei. Der Tag war anstrengend gewesen, die Debatten
mit der Herzogin, einer erklärten Widersacherin der drei, nicht minder. Sie
lehne es ab, sich von ihrem Schwager scheiden zu lassen, hatte sie lapidar
erklärt. Sämtlicher Bedenken Kilians zum Trotz. Sie teile das Bett mit wem sie
wolle. Ende des theologischen Disputs.
    Sei’s drum!, dachte sich Totnan und deckte sich mit
seinem Schaffellmantel zu. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag!

Dritter Tag
     
    Noch vier Tage bis Kiliani, Anno Domini 1416

5
     
    Reichsabtei
Fulda, Prima (4.00 Uhr)
     
    »Zum letzten Mal, Dreckskerl: Wie ist dein Name?!« Witold, Vogt
der Reichsabtei Fulda, hatte das Versteckspiel gründlich satt, das der
Gefangene in der Arrestzelle des Klosters mit ihm trieb. Im Verlauf seiner
Amtszeit hatte es für ihn zwar schon einige harte Nüsse zu knacken gegeben.
Aber so eine ganz bestimmt noch nicht.
    Andererseits: Was war an diesem Kerl denn schon
normal?
    Er war jung, so um die 20. Irrtum so gut wie
ausgeschlossen. Aber sonst? Witold, ein alter Haudegen, der sich so leicht
nichts vormachen ließ, presste die Lippen zusammen und schwieg. Kein Zweifel,
dieser Kerl da war anders. Anders als all die Schnapphähne, Beutelschneider und
Wilddiebe, mit denen er es zu tun bekam. Das fing schon bei seinem Äußeren an.
Mit dem kahl geschorenen Schädel, eingefallenen Wangen und tief liegenden
blauen Augen sah er zwar aus wie ein Pfaffe, redete und hatte Ausreden parat
wie ein Pfaffe. Aber deswegen musste er noch lange keiner sein. Irgendetwas war
hier faul, und er hätte nur zu gerne gewusst, was.
    Witold atmete tief durch und runzelte die Stirn. Sein
Verstand sagte ihm, dass dem Gefangenen mit den herkömmlichen Methoden nicht
beizukommen war, aber da der Abt langsam ungeduldig wurde, würde ihm gar nichts
anderes übrig bleiben. Nach exakt vier Wochen hatte jeder hier die Nase voll,
peinliche Befragung hin oder her.
    Mit der Geduld am Ende, spie Witold aus und bellte:
»Dein Name, Nichtswürdiger?«
    »Bonifatius!«, kam es klar und deutlich aus dessen
Mund.
    Das war des Guten denn nun wahrhaftig zu viel.
    »Blasphemie!«, schrie der Vogt den wie ein Stück
Schlachtvieh von der Decke baumelnden Mann an. Nur um unmittelbar darauf
hinzuzufügen: »Nimm das, frevlerischer Tor!«
    Er hätte es sich denken können. Nicht einmal
Peitschenhiebe konnten bei diesem Strolch etwas bewirken. Denn kaum hatte er
den Gefangenen gründlich durchgeprügelt, verzog dieser das Gesicht – und
lächelte. Lächelte und grinste ihn herausfordernd an.
    Doch so leicht ließ sich Witold dann doch nicht aus
der Reserve locken. »Soso, Bonifatius!«, presste er mit unterdrücktem Zorn
hervor. »Nach exakt vier Wochen Kerker endlich mal etwas Neues! Immerhin
bleibst du damit deiner Linie treu.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Blasphemie, du elender Wicht! Und zwar in ihrer
widerwärtigsten Form. Oder würdest du den Raub der sterblichen Überreste des
heiligen Bonifatius als Streich eines unreifen Knaben ansehen?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Als was dann?«
    »Als Akt des wahren, reinen Glaubens. Aber so, wie ich
Euch kenne, versteht Ihr das nicht.«
    Kurz davor, dem Frevler mithilfe zweier Ballaststeine
eine weitere, ungleich schmerzvollere Lektion zu erteilen, hielt sich Witold
überraschenderweise zurück. »Dann erklär’s mir!«, forderte er ultimativ.
    »Warum sollte ich?«, fragte der Mann, einmal mehr
dieses rätselhafte Lächeln im Gesicht.
    »Warum? Weil du sonst zur Hölle fahren wirst. Und das
innerhalb kürzester Zeit.«
    »Gebt Euch keine Mühe. Aus mir bekommt Ihr sowieso
nichts heraus.«
    »Auch nicht den Namen deines Auftraggebers?«
    »Der mich geschickt, wird Euch dereinst richten,
Vogt.«
    »Soso«, war Witold nicht geneigt, sich ablenken zu
lassen. »Und von den Mächten des Himmels einmal abgesehen – wer war bei deinem
Frevel mit von der Partie?«
    Der junge Mann lächelte, jedoch nicht ohne einen Zug
von Resignation um den Mund. »Kein Mensch.«
    »Das sagtest du bereits. Mindestens drei Dutzend Mal.«
    »Und warum glaubt Ihr mir dann nicht?«
    »Weil niemand auf die Idee käme, einen derart
verwegenen Frevel allein zu begehen.«
    »Und wenn es denn nun

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