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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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alle,
Euer Gnaden mit eingeschlossen, täten besser daran, nicht weiter um den heißen
Brei herumzureden.«
    Der Hieb saß. Aschfahl im Gesicht, bewegte sich von
Brunn unruhig auf seinem Sitz hin und her. Nicht so sein Kontrahent. Balduin
von Sternberg stand da wie in Erz gegossen und sah ihn mit einem
herausfordernden Lächeln an.
    Fahr zur Hölle, elender Intrigant!, fuhr es Johann von
Brunn durch den Sinn, aber noch hatte er sich einigermaßen im Griff und
antwortete in geschmeidiger Manier: »Wenn dies Euer Wunsch ist – bitte!« Mit
einer Miene, die verriet, welche Freude es ihm bereiten würde, seine
Gegenspieler allesamt in Ketten zu sehen, reckte von Brunn das Kinn und fügte
salbungsvoll hinzu: »Was begehrt das hochehrwürdige Domkapitel zu wissen?«
    »Alles.« Die Antwort, fast im Befehlston, kam von
irgendwoher aus dem Hintergrund, von wo genau und wem, bekam von Brunn zunächst
nicht mit. Eine Zeit lang irrte sein Blick hin und her, ohne dass er den
Urheber der Replik hätte ausfindig machen können. Erst nach längerem Suchen,
mit einer gehörigen Portion Schweißperlen auf der Stirn, wurde der Bischof
fündig.
    An der Stelle, die den Altarraum von der angrenzenden
Rotunde trennte, also 20 Schritt oder noch mehr entfernt, stand ein Mann,
aufrecht, hager und von hochaufgeschossener Statur. Dicht hinter ihm, im
verblassenden Licht zweier riesiger Kandelaber, ragten die Grabplatten
verstorbener Fürstbischöfe aus dem Halbdunkel hervor, über denen der Mann im
dunklen Umhang förmlich zu schweben schien. Von Brunn schluckte, fuhr mit dem
Handrücken über die schweißnasse Stirn und fingerte nervös an seinem Siegelring
herum.
    Er kannte den Mann, sehr gut sogar. Und das traf
natürlich auch auf die übrigen Mitglieder des Domkapitels zu. Dennoch drehten
sich alle wie auf Kommando um.
    »Ihr kommt spät.«
    »Aber nicht zu spät, hoffe ich.« Obwohl Platz
genug war, blieb der Mann wie versteinert stehen. Erst als er sich der
allgemeinen Aufmerksamkeit sicher war, entledigte er sich seines Umhangs und
warf ihn scheinbar achtlos auf eine Bank. Dann wandte er sich wieder dem
Fürstbischof zu, das Gesicht immer noch im Halbdunkel verborgen: »Euer Gnaden
müssen verzeihen!«, sprach er in an Gleichgültigkeit grenzendem Ton. »Aber ich
wurde aufgehalten. Verrichtungen von großer Dringlichkeit – Ihr versteht!«
    Normalerweise hätte Johann von Brunn ein derartiges
Verhalten nicht ungestraft durchgehen lassen. Nicht so bei diesem Mann. Und
schon gar nicht in einer derart prekären Situation. »Was also ist Euer
Begehr?«, fragte er in täppischer Manier, in der Absicht, ein Kreuzverhör doch
noch abzuwenden.
    »Dass Ihr Rechenschaft ablegen möget. Jetzt und hier.«
Die Stimme des Mannes war hart und metallisch, von geradezu unbarmherziger
Natur.
    Johann von Brunn gab ein nervöses Räuspern von sich.
»Ich denke nicht, dass es hier etwas zu rechtfertigen gibt!«
    »Aber wir!« Wie sehr von Sternberg die sich anbahnende
Demütigung des Fürstbischofs genoss, konnte er kaum verhehlen. Auf diesen
Moment hatten nicht nur er, sondern die große Mehrheit des Kapitels gewartet.
Die Jagd auf Johann von Brunn war eröffnet. »Wie aus zuverlässiger Quelle
verlautete«, fuhr der greise Domherr ungerührt fort, »habt Ihr,
Fürstbischöfliche Gnaden, es für nötig erachtet, einen Zisterzienserbruder mit
Namen Hilpert und den Vogt des Grafen von Wertheim mit der Aufklärung des uns
alle erschütternden Reliquienfrevels zu betrauen. Trifft dies zu?«
    »In der Tat.«
    »Darf man erfahren, warum?«
    »Weil besagter Vogt durch Zufall Zeuge eines
Gespräches zwischen dem mutmaßlichen Auftraggeber und dem Täter, einem gewissen
Agilulf, geworden ist.«
    »Trifft es zu, dass Euch dieser Vogt am gestrigen
Freitag eine Warnung hat zukommen lassen, Ihr es aber nicht für nötig hieltet,
ihr auf den Grund zu gehen?«
    »Woher wisst Ihr das?!«
    Von Sternberg lächelte. »Die Burg hat Augen und Ohren.
Das solltet Ihr eigentlich am besten wissen.«
    »Zur Sache, wenn’s beliebt.«
    »Mit Vergnügen!« Der Dompropst verzog das Gesicht und
sah sich Beifall heischend um. Dann wandte er sich wieder dem Bischof zu: »Ein
mysteriöser Auftraggeber, soso. Und was ist Euch über ihn bekannt?«
    Noch während von Sternberg sprach, lachte der Mann im
Hintergrund kurz auf. Sein Gesicht war nach wie vor nicht zu erkennen, und wäre
das Kapitelkreuz auf seiner Brust nicht gewesen, hätte man ihn glatt für ein
Trugbild

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