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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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gefesselt. Bruder Wilfrieds Nachforschungen
zufolge scheint jedoch keinem der Nachbarn bis zum Ausbruch des Feuers
irgendetwas Verdächtiges aufgefallen zu sein. Oder liege ich da falsch?«
    Bruder Wilfried verneinte. »Fehlanzeige. Und das auf
der ganzen Linie. Von Hinweisen, Zeugen oder auffälligen Geräuschen keine
Spur.«
    »Entweder wollen die alle nichts sagen oder sie können
nicht.«
    »Ich denke, eher Letzteres trifft zu, Berengar«, warf
Bruder Hilpert mit Entschiedenheit ein. »Doch zurück zum Thema! Wie gesagt: Der
Täter verschafft sich Zugang zum Haus, findet Hildegard schlafend vor und
fesselt sie.«
    »Keine große Kunst.«
    »Genau, Berengar. Wie dem auch sei: Der Täter, zum
Äußersten entschlossen, versucht, Hildegard zu einem Geständnis zu bewegen.
Was, wie der Fortgang der Ereignisse nahelegt, nicht von Erfolg gekrönt gewesen
zu sein scheint.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Berengar spitz.
    Bruder Hilpert antwortete mit einem Lächeln. »Pure
Intuition!«, gab er unumwunden zu.
    »Na gut. Und weiter?«
    »Wie anhand dieses Tötungsinstrumentes ersichtlich«,
fuhr Hilpert fort, während er den Zeigefinger über das stumpfe Ende des
Stiletts gleiten ließ, »muss er ursprünglich vorgehabt haben, Hildegard auf die
gleiche Weise wie Agilulf zu töten.«
    »Warum zum Teu… warum hat er es dann nicht getan?«
    »Eine gute Frage, Herr Vogt!«, antwortete Hilpert mit
hintergründigem Lächeln. »Womöglich aus irgendeiner Laune heraus. Oder weil er
darauf aus war, Spuren zu verwischen. Oder aus irgendeinem anderen Grund. Was
immer den Ausschlag gab, dass er sein Stilett nicht benutzte und Hildegard
stattdessen bei lebendigem Leibe verbrennen ließ – wir haben es hier mit einem
Täter zu tun, für den Mitgefühl ein Fremdwort zu sein scheint. Einem Mann, dem man
nicht beikommen kann, wenn man sich herkömmlicher Mittel bedient. Skrupellos,
verschlagen und bar jeglichen Gefühls.«
    »Mit einem Wahnsinnigen – sprich es ruhig aus.«
    »Ich weiß nicht, ob wir es uns da nicht ein wenig
einfach machen, Berengar!«, gab Hilpert zu bedenken. »Oder hattest du während
des Gespräches zwischen ihm und Agilulf das Gefühl, du hättest es mit einem
Irren zu tun?«
    »Das nun nicht gerade«, räumte Berengar ein. »Ein
verdammt gerissener Bursche, wenn Ihr mich fragt.«
    »Aber wozu das Ganze?«, gab Bruder Wilfried zu
bedenken. »Wozu zuerst Agilulf töten und danach seine Frau?«
    »Weil er seine Schuldigkeit getan hatte, darum! Und um
sich zweier Mitwisser zu entledigen. Oder weil sie sich wegen der Beute in die
Haare gekriegt haben.« Der Vogt gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Ich
weiß wirklich nicht, was Ihr wollt!«, sagte er. »Dieser Hundsfott reißt sich
die Reliquien unter den Nagel, beseitigt Agilulf, hinterlässt den
Erpresserbrief und setzt dann noch diese Bruchbude in Brand. Wo ist denn hier
das Problem?«
    »Und wozu dann die Fesseln?«
    »Was weiß ich!«, entgegnete Berengar missvergnügt.
»Vielleicht ist er ja wirklich nicht mehr ganz dicht und hat sich einen Spaß
aus der Sache … he, du! Was machst du denn da?!«
    Mitten im Satz brach Berengar ab und wirbelte auf dem
Absatz herum. Hilpert und Bruder Wilfried, gleichermaßen verblüfft, folgten
seinem Blick.
    Die in Lumpen gehüllte, etwa vier Fuß große
Missgeburt, die sich Hildegards Leichnam bis auf Armlänge genähert hatte,
reckte die Nase in den Wind, als nähme sie von irgendwoher eine Witterung auf,
blinzelte Berengar unverwandt an und stob wie von Furien gehetzt davon. Die
zahlreichen Gaffer, mindestens genauso verblüfft wie er, gaben den Weg
reflexartig frei. Wigbert der Zwerg, behände wie ein Affe und obendrein
pfeilschnell, wich sämtlichen Hindernissen mit traumwandlerischer Sicherheit
aus, erklomm die rußgeschwärzte Mauer und ließ den Blick über die rauchenden
Trümmer schweifen. Dann stieß er einen unartikulierten Laut aus, so
markerschütternd, dass es Berengar eiskalt den Rücken hinunterlief. Und war
einen Wimpernschlag später in der angrenzenden Gasse verschwunden.
    »Na los! Worauf wartet ihr denn noch? Hinterher!«,
herrschte der Vogt die beiden Stadtknechte auf der anderen Seite des Trümmerhaufens
an. Vergebens. Bevor die Gesetzeshüter die Situation erfasst hatten, war der
Spuk vorbei.
    Bruder Hilpert, mindestens genauso verwirrt, sah
Berengar kopfschüttelnd an. »Wer war denn das?«, fragte er, zur Abwechslung
einmal ebenso ratlos wie er.
    »Das war der Wigbert«, klärte ihn

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