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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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unförmigen Kopf, auf dem er einen zerfledderten alten Filzhut
trug, hatte er eine eng anliegende graue Kapuze gestreift, die sein Haupthaar
komplett verhüllte. Nicht aber sein Gesicht, in dem es brodelte wie in einem Vulkan.
    »Was hast du hier zu suchen, Pfaffe?«, keifte der
Zwerg und stampfte wütend auf. »Raus mit der Sprache, oder hat dir mein kleiner
Willkommensgruß nicht gereicht?!«
    »Und ob!«, erwiderte Bruder Hilpert, während er seine
Kukulle vom Staub zu reinigen begann. »Eine wirklich beeindruckende
Demonstration.«
    Der Zwerg kniff die Augen zusammen und sah Bruder
Hilpert prüfend an. »Willst mich wohl auf den Arm nehmen?«, bellte er.
    »Keineswegs.«
    Wigbert gab ein verächtliches Schnauben von sich und
ließ seinen Knüppel in die Fläche seiner dicht behaarten Pranke fallen, und das
gleich mehrmals hintereinander. Trotz aller Mühe, den gegenteiligen Eindruck zu
erwecken, wirkte seine Überheblichkeit jedoch aufgesetzt, und seine
Verunsicherung war nicht zu übersehen. Nicht zuletzt aus diesem Grund tat
Hilpert sein Möglichstes, den Totengräber nicht zu provozieren. Eine Taktik,
die sich prompt auszahlen sollte.
    »Was willst du dann?«, fragte Wigbert mit deutlichem
Argwohn, dafür aber in erheblich milderem Ton.
    »Ein paar Auskünfte, nicht mehr.«
    »Soso, ein paar Auskünfte. Und über wen?« Im Gefühl
der eigenen Überlegenheit warf sich der Totengräber in Positur und wippte auf
dem Absatz hin und her.
    Bruder Hilpert räusperte sich. Mit der Tür ins Haus
fallen oder nicht, das ist die Frage, dachte er, wobei er nach außen hin keine
Miene verzog.
    Doch bevor er einen Entschluss fasste, kam ihm der
Zwerg zuvor. »Es geht um den Agilulf, oder liege ich da falsch?«, nuschelte er
und zog geräuschvoll die Nase noch.
    »Nicht im Geringsten!«, gestand Bruder Hilpert ein.
Und fügte in einschmeichelndem Ton hinzu: »Dir etwas vorzumachen, dürfte nicht
einfach sein.«
    »Das kannst du laut sagen!«, ließ sich Wigbert
bereitwillig auf sein Täuschungsmanöver ein. »Wenn du schlau bist, versuchst du
es gar nicht erst!« Der Totengräber zog die linke Augenbraue in die Höhe,
wodurch sein von Runzeln, tiefen Furchen und Narben durchzogenes Gesicht noch
abstoßender wirkte als sonst.
    »Keine Sorge. Danach steht mir nicht der Sinn.«
    »Nach was dann?«
    »Zwei Morde aufzuklären. Und den Täter seiner
gerechten Strafe zuzuführen. Wobei ich mir sicher bin, dass du mir ein
erhebliches Stück weiterhelfen könntest, wenn du willst.«
    »Und warum gerade ich?«
    »Warum nicht? Wie anders wäre dein Gefühlsausbruch
beim Anblick der Toten zu verstehen, als dass sie dir nahegestanden ist?«
    Wigbert stutzte. »Was sagst du da?«, brach es aus ihm
hervor, während ihm die Augen fast aus den Höhlen sprangen. »Es war eine Frau?«
    Mit derlei Reaktionen vertraut, insbesondere mit
solchen, die ihn hinters Licht führen sollten, war Bruder Hilpert über die
Reaktion des Totengräbers nicht sonderlich überrascht und schaute ihn prüfend
an. »In der Tat«, antwortete er trocken, wohl wissend, dass das Gespräch in
seine entscheidende Phase trat.
    Eine Einschätzung, die sich umgehend bewahrheiten
sollte: »Und der Agilulf?«, quiekte der Zwerg, längst nicht mehr so
selbstsicher wie zuvor. »Was ist mit ihm?«
    »Bevor ich dir eine Antwort gebe, zunächst eine
Gegenfrage: Was hattest – oder hast du mit dem Reliquienhändler zu tun?«
    Wigbert, dem Hilperts Versprecher vor lauter Aufregung
entgangen war, reckte das Kinn in die Höhe und sah ihn trotzig an. »Geht dich
nichts an!«, beschied er ihm barsch. »Und damit basta!«
    Bruder Hilpert zeigte keinerlei Reaktion, beschloss
dann aber, alles auf eine Karte zu setzen: »Warst du es, dem die Aufgabe
zufiel, den Brief an den Fürstbischof zu schreiben?«, fragte er in eher
beiläufigem Ton.
    Wigberts Reaktion hätte emotionaler nicht ausfallen
können, wenngleich sie Bruder Hilpert dann doch ein wenig überraschte: »Was
soll das heißen?!«, fuhr ihn der offenbar völlig überrumpelte Totengräber an.
»Von was … von was redest du Scheißpfaffe denn da überhaupt?« Und dann, völlig
außer sich: »Woher weißt du überhaupt, dass ich schrei…«
    Einmal richtig in Fahrt, bemerkte Wigbert die Falle
erst, als es zu spät für ihn war. Er hätte sich ohrfeigen können, und Bruder
Hilpert gleich mit dazu. Der Totengräber ballte die Rechte zur Faust und machte
ein grimmiges Gesicht. Alles Leugnen hatte jetzt keinen Sinn mehr. Dies stand
von

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