Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
»Hänschen klein«. Das war mir
    doch ein lustiger Wassergeist! Und der Wassergeist war
    niemand anders als Lasse, der da auf dem Stein saß und auf
    einem Kamm blies. Splitternackt!
    »Nun habt ihr doch wenigstens mal einen Wassergeist
    gesehen«, sagte Lasse nachher.
    Bosse sagte, wenn er ein wenig größer und älter geworden
    sei, werde er Lasse verprügeln.

    Ole bekommt eine Schwester
    anchmal hab ich Lasse und Bosse satt und dann finde
    M ich, es wäre besser, überhaupt keine Brüder zu
    haben. Sie ärgern mich, wenn ich mit meinen Puppen spiele.
    Und dann boxen sie immer und sind so grob. Und immer
    sagen sie, ich sei an der Reihe, das Geschirr abzutrocknen.
    Einmal sagte Lasse zu Mama, er könne nicht einsehen, wozu
    man sich überhaupt Mädchen anschafft. Besser wäre es doch
    wohl, sich noch neun Jungen zuzulegen, das gäbe mit Bosse
    und ihm zusammen endlich eine Fußballmannschaft. Aber da
    sagte Mama:
    »Ich bin sehr froh, dass ich mein kleines Mädchen habe. Und
    noch neun Jungen? Bewahre mich! Es reicht mir mit euch
    beiden Wilden.«
    Lasse hatte also nichts von seinem dummen Vorschlag.
    Aber manchmal finde ich auch, es ist ganz gut, Brüder zu
    haben. Wenn wir abends Kissenschlachten machen und wenn
    sie zu mir kommen und Spukgeschichten erzählen und wenn
    Weihnachten ist und so. Einmal war Bosse ganz lieb. Da war
    ein Junge in der Schule, der langte mir eine, weil ich ihn aus
    Versehen angestoßen hatte und seine Schulbücher dabei
    hinuntergefallen waren. Aber da haute Bosse ihm eine runter
    und sagte: »Mach das nicht noch einmal, du!«
    »Warum muss sie mich denn stoßen?«, fragte Bengt. Er heißt
    so, dieser Junge.
    »Sie konnte doch nichts dafür. Sie hat dich ja nicht gesehen!
    Hinten im Kopf hat sie doch keine Augen, du Blödmann«,
    sagte Bosse.
    Oh, wie gern ich Bosse da hatte! Und alle beide, Bosse und
    Lasse, geben mir immer Bonbons, wenn sie sich welche
    kaufen. Eigentlich ist es also gar nicht so übel, Brüder zu

haben. Obwohl es natürlich besser wäre, Schwestern zu
    haben, das ist ja klar. Aber Ole sagt oft: »Die Hauptsache ist,
    man hat überhaupt Geschwister.«
    Bevor er nämlich seine kleine Schwester bekam, war er
    wütend, weil er gar keine Geschwister hatte.
    »Andere Menschen bekommen Kinder, aber hier auf diesem
    Hof können wir anscheinend nie Kinder bekommen«, sagte
    Ole böse. Aber dann bekam er doch eine Schwester. Oh, wie
    war er glücklich! An dem Tag, als sie geboren wurde, kam er
    angestürzt und sagte, wir müssten sofort kommen, um sie
    anzusehen. Das taten wir.
    »Da ist sie«, sagte Ole und sah uns dabei an, als zeige er uns
    ein wahres Wunder. »Ist sie nicht süß?«, fragte er und sah
    ganz entzückt aus.
    Aber das war sie wahrhaftig nicht. Sie war ganz rot und runzlig,
    ja, sie sah entsetzlich aus, fand ich. Aber ihre Hände, die
    waren süß. Ja, wirklich süß.
    Niemals habe ich jemanden so verblüfft gesehen wie Lasse,
    als er Oles Schwester sah. Er sperrte den Mund und die
    Augen auf und gaffte nur. Aber er sagte kein Wort. »Ja, sie ist
    sehr süß«, sagte Britta. Und dann gingen wir hinaus.
    Draußen sagte Lasse zu Bosse: »Armer Ole! Stell dir vor - so
    eine Schwester haben zu müssen! Lisa ist ja auch nicht gerade
    eine Schönheit, aber sie sieht doch wenigstens einigermaßen
    wie ein Mensch aus. Stell dir vor, wenn dieses Kind zur
    Schule kommt, wie muss sich Ole dann ihretwegen schämen.
    Ein hässlicheres Mädchen hat es bestimmt in unserer Schule
    noch nie gegeben.«
    Danach verging etwas über eine Woche und wir waren
    während der ganzen Zeit nicht im Südhof. Ole erzählte jeden
    Tag, wie süß seine Schwester sei, und jedes Mal sah Lasse
    ganz komisch aus. Aber eines Tages wurden wir alle
    zusammen in den Südhof zur Taufe von Oles Schwester
    eingeladen.
    »Das arme Kind«, sagte Lasse traurig, als wir auf dem Weg
    zum Südhof waren. »Für sie wäre es sicher das Beste, wenn sie
    sterben dürfte, solange sie noch klein ist.«
    In der guten Stube im Südhof sah es wundervoll aus. Da
    standen viele Blumen, denn Oles Schwester wurde im
    Frühling geboren, als es Maiglöckchen und
    Himmelschlüsselchen gab. In einem Krug auf dem Kamin
    standen grüne Zweige und der Kaffeetisch war gedeckt. Und
    Ole war sehr fein angezogen. Das waren wir übrigens auch.
    Der Pfarrer stand da und wartete. Plötzlich ging die Tür auf,
    und Tante Lisa kam mit Oles kleiner Schwester auf dem Arm
    herein.
    Und – oh, wie war die Kleine süß geworden! Sie

Weitere Kostenlose Bücher