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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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nicht,
    ist eigentlich gleich.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf, sollten wir nicht
    mitkommen?«, fragte Britta.
    »Ja, das möchte ich auch wissen«, sagte Inga.
    »Von mir aus – gern«, sagte Lasse. »Könnte euch gar nicht
    schaden, ein paar Wassergeister zu sehen, ihr habt ja
    wahrscheinlich noch nicht viele in eurem Leben gesehen!«
    »Hast du denn schon einen Wassergeist gesehen?«, fragte Britta.
    Darauf antwortete Lasse nicht, er machte nur ein
    geheimnisvolles Gesicht, ungefähr so, als hätte er
    Wassergeister schon dutzendweise gesehen.
    Oh, oh, oh, war das spannend! Lasse sagte, wir müssten mitten
    in der Nacht aufbrechen. Wir verabredeten alles, während wir
    auf dem Wagen saßen. Lasse meinte, es sei besser, zu Hause
    nicht um Erlaubnis zu fragen. Denn, so meinte er weiter,
    Erwachsene hätten mitunter so merkwürdige Ansichten, wenn
    Kinder nachts hinaus wollten, um Wassergeister zu
    belauschen. Deshalb sei es besser, nachher um Erlaubnis zu bitten, denn dann könne man seiner Sache sicher sein.
    Lasse hat einen alten Wecker und er versprach, uns alle zu
    wecken. Und mitten in der Nacht erwachte ich, weil Lasse vor
    meinem Bett stand und mich an den Haaren zog. Mit einem
    Ruck fuhr ich hoch.
    Am Abend, bevor wir uns hinlegten, hatte Lasse eine
    Erfindung gemacht. Es war ein Apparat, mit dem er Britta
    und Inga wecken wollte. Er hatte einen Stein an eine Schnur
    gebunden. Diesen Stein legte er in Brittas und Ingas Zimmer
    und dann legte er die Schnur durch das Fenster in mein

    Zimmer. Mein Zimmer ist ja genau gegenüber von Brittas
    und Ingas Zimmer und die Häuser stehen sehr nahe
    beieinander. Lasse zog nun an der Schnur und der Stein
    drinnen bei Britta und Inga rumpelte hin und her. Und
    davon wurden sie wach.
    Ole zu wecken war eine einfache Sache. Man brauchte ja
    nur durch die Linde, die zwischen dem Südhof und dem
    Mittelhof steht, zu klettern. Die Jungen nehmen diesen Weg
    immer, wenn sie sich besuchen wollen.
    Ich verstehe nicht, dass wir wirklich fortkamen. Ich glaubte
    ganz sicher, dass Mama und Papa aufwachen würden, so wie
    die Treppe knarrte, als wir uns hinausschlichen. Aber sie
    wachten nicht auf. Niemals würde ich es wagen, allein in der
    Nacht durch den Wald zu gehen. Denn dann ist der Wald ganz
    anders als am Tage. Ich hielt mich ganz fest bei Britta und
    Inga, während wir auf dem Weg zur Mühle waren. Und als
    wir so nahe waren, dass wir den Bach rauschen hörten, da
    hatte ich die größte Lust, wieder nach Hause zu laufen.
    Aber Lasse war sehr selbstsicher.
    »Nun müssen wir uns einzeln heranschleichen und den
    Wassergeist belauschen«, sagte er.
    »Einzeln, nein, vielen Dank, lieber Lasse«, sagte ich. »Bevor
    ich mich allein heranschleiche und den Wassergeist
    belausche, gebe ich es lieber ganz auf.«
    »Wie dumm du bist«, sagte Lasse. »Wir können doch nicht
    wie eine Schulklasse bei einem Ausflug anmarschiert
    kommen und bitten, ihn anglotzen zu dürfen. Ich jedenfalls
    gedenke, allein zu schleichen.«
    Ole und Bosse machten aus, dass sie zusammen schleichen
    wollten.
    Und Britta und Inga und ich wollten auch zusammen
    schleichen.
    Aber, oh, wie mein Herz klopfte!
    »Ich krieche hin und sehe zuerst einmal nach«, sagte Lasse.
    »Wenn der Wassergeist nicht da ist, dann rufe ich. Zählt bis
    hundert! Habe ich bis dahin nicht gerufen, könnt ihr
    nachkommen, denn dann bedeutet es, dass der Wassergeist da
    ist.«
    Und er kroch fort. Oh, wie ich seinen Mut bewunderte! Wir
    lagen im Moos und zählten, und ich hoffte beinahe, Lasse
    würde rufen, denn je näher wir an die Hundert kamen, umso
    mehr klopfte mein Herz. Aber es war kein Ruf zu hören.
    »Der Wassergeist ist also da«, flüsterte Bosse.
    Und er und Ole schlichen nun in eine Richtung und Britta,
    Inga und ich in eine andere davon.
    »Ich glaub, ich sterbe«, flüsterte Inga.
    Oh, dort war die Mühle! Dort war das Mühlenwehr! Und
    dort, oh, dort war der Stein! Und dort saß er! Der Wassergeist saß dort!
    Er war splitternackt. Und er spielte. Man hörte es
    ziemlich schwach im Rauschen des Wassers. Man konnte
    ihn auch nicht besonders deutlich sehen, denn es war ja
    ziemlich dunkel. Aber er saß dort, ja, das tat er.
    »Oh, ich sehe ihn«, flüsterte Inga.
    »Hör, wie er spielt«, flüsterte Britta.
    »Es klingt nicht wie Geige«, flüsterte ich. »Und was spielt er
    nur?«
    »Er – er spielt ›Hänschen klein‹«, sagte Britta.

    »Also, wisst ihr!«, sagte ich.
    Aber tatsächlich, er spielte

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